Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Gerhard Berger: «Pérez sollte von sich aus wechseln»

Von Gerhard Kuntschik
Gerhard Berger

Gerhard Berger

​Der zehnfache GP-Sieger Gerhard Berger spricht über die Dominanz von Max Verstappen, die Lage von Sergio Pérez sowie über die anhaltenden Schwierigkeiten seines früheren Arbeitgebers Ferrari.

Nach 14 Saisons als Formel-1-Fahrer, Abschnitten als Motorsportchef bei BMW und Team-Miteigentümer von Toro Rosso (heute AlphaTauri) und zuletzt sechs Jahren als DTM-Rechteinhaber und Serienboss ist Gerhard Berger, eben 64 geworden, nur noch Fan.

Doch der Österreicher verfolgt die Szene noch immer genau – aber ohne Schielen auf einen neuen Job: «Ich habe keine Angebote und keine Absichten, einen neuen Job im Rennsport zu übernehmen. Ich habe mich ausgeklinkt und bin happy. Ich mache das, was ich mir vornahm: Mich um meine Firmen und meine Familie zu kümmern. Wenn ich Motorsportluft schnuppern will, gehe ich mit Johann auf die Kartbahn.»

Also Achtung: Johann Berger, sechs Jahre jung, beginnt nun in der Schule – und vielleicht auch eine Motorsportlaufbahn.

Ob Red Bull Racing davon profitiert, dass es in dieser Saison keinen klaren Verfolger für Max Verstappen gibt, sieht der 210-fache GP-Teilnehmer Berger so: «Wenn es für Max einen echten Rivalen gäbe, wäre der Abstand vielleicht etwas kleiner, aber der Unterschied sind immer noch Max und das Auto.»

«Verstappen ist einfach eine Klasse für sich. Der Vorsprung ist so eklatant, dass andere nur an einem Tag, an dem sie selbst bei der Abstimmung einen Volltreffer erwischen und RBR vielleicht für einmal nicht ideal aufgestellt ist, näher herankommen. Aber auch dann holt Max Kohlen aus dem Feuer.»

Das Aufholen von McLaren fällt auch dem Tiroler angenehm auf: «Da hat der Umbau des Wagens richtig gegriffen. McLaren ist derzeit zweitstärkste Kraft. Mercedes ist auch nicht so schlecht, wie man in Zandvoort wegen der Strategie aussah. Doch man muss auch die Leistung der Fahrer anerkennen. Die jungen Norris und Piastri bei McLaren sind Top-Leute.»

Zum anhaltenden Tief von Ferrari meint der WM-Dritte von 1988: «Da muss man fair sein, denn von aussen ist die Beurteilung schwierig. Ich denke, dass Ferrari technisch im Vorjahr besser aufgestellt war als 2023. Es war nicht glücklich, dass man Mattia Binotto nicht zu halten versuchte, als Technischen Direktor vielleicht, und Fred Vasseur die sportliche Führung übergab.»

Sergio Pérez kommt nicht aus Gerüchten heraus, die seine Zukunft im Red Bull Racing-Team bezweifeln, obwohl er auf dem Weg zum zweiten WM-Rang ist.

Zum Mexikaner hat Berger folgende Meinung: «Pérez hat kein mentales oder anderes Problem. Er ist eine normale Grösse, guter Durchschnitt, aber sein Teamkollege ist eben ein aussergewöhnliches Talent. Wenn Sergio intelligent ist, wird er sich selbst ein anderes Team suchen, in dem er aus der Sackgasse kommt und seine Leistung zeigen kann. Aber er wird Max nie konstant schlagen können.»

Verstappen sei für ihn vom Kaliber Ayrton Senna, betont Berger, «daher wird keiner aktuell an Max vorbeikommen. Solche Talente tauchen vielleicht alle 30 Jahre auf. Wer mir von den Jungen auffällt, sind Piastri, Norris, auch Russell.»

Auch Alex Albon und Liam Lawson beeindrucken ihn: «Mich freut, dass bewiesen wurde, dass man auch über die DTM in die Formel 1 aufsteigen oder zurückkehren kann. Alex macht im Williams einen Riesenjob. Liam Lawson hatte jetzt bei AlphaTauri als Ersatzmann für den verletzten Daniel Ricciardo seine erste Chance, zu der er ins kalte Wasser geworfen wurde. Er war im Rennen mitten drinnen, nur die Strategie passte nicht ganz. Der Neuseeländer verdient eine echte Chance.»

Niederlande-GP, Circuit Zandvoort

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 2:24:04,411 min
02. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +3,774 sec
03. Pierre Gasly (F), Alpine, +7,058
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +10,068
05. Carlos Sainz (E), Ferrari, +12,541
06. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +13,209
07. Lando Norris (GB), McLaren, +13,232
08. Alex Albon (T), Williams, +15,155
09. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +16,580
10. Esteban Ocon (F), Alpine, +18,346
11. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +20,087
12. Nico Hülkenberg (D), Haas, +20,840
13. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +26,147
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, +26,410
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +27,388
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, +29,893
17. George Russell (GB), Mercedes, +55,754
Out
Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, Crash
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Unterboden beschädigt
Logan Sargeant (USA), Williams, Crash

WM-Stand (nach 13 von 22 Rennen inkl. 3 von 6 Sprintrennen)

Fahrer
01. Verstappen 339 Punkte
02. Pérez 201
03. Alonso 168
04. Hamilton 156
05. Sainz 102
06. Leclerc 99
07. Russell 99
08. Norris 75
09. Stroll 47
10. Gasly 37
11. Ocon 36
12. Piastri 36
13. Albon 15
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 5
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2
19. Sargeant 0
20. De Vries 0
21. Ricciardo 0
22. Lawson 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 540 Punkte
02. Mercedes 255
03. Aston Martin 215
04. Ferrari 201
05. McLaren 111
06. Alpine 73
07. Williams 15
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 9
10. AlphaTauri 3

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