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Wolff und Hamilton: Ein Tiefpunkt veränderte alles

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton und Toto Wolff

Lewis Hamilton und Toto Wolff

Mercedes-Teamchef Toto Wolff und Superstar Lewis Hamilton sind über die gemeinsamen Jahre in der Formel 1 zu Freunden geworden. Das war allerdings nicht immer einfach. Ein Schlüsselerlebnis änderte alles.

Auch Freunde müssen nicht immer einer Meinung sein. Dabei haben Toto Wolff und Lewis Hamilton einen ähnlichen Musikgeschmack. Glaubt zumindest der Mercedes-Teamchef.

«Natürlich ist seiner viel anspruchsvoller», sagte Wolff der BBC. Und erinnert sich, dass er vor vielen Jahren Hamilton fragte, was der davon halten würde, wenn bei den Silberpfeilen AC/DC's Thunderstruck in der Garage gespielt würde, bevor die Autos rausfahren. Damit alle Mechaniker dieses Lied hören. Hamilton sagte: «Dann müsste ich kotzen!» Womit das Thema erledigt war.

Diese Episode mag lustig sein, dabei war das Verhältnis zwischen Wolff und Hamilton nicht immer so locker. Im Gegenteil: Trotz der Erfolge, die es zu Beginn gab, wie die WM-Titel 2014 und 2015, war die Beziehung lange eine nüchterne, geschäftliche, anstrengende.

Und irgendwann auch eine angespannte, weil die Rivalität mit seinem Teamkollegen Nico Rosberg nicht nur die Fahrer, sondern auch das Team belastete. Vor allem 2016, als sich Hamilton und Rosberg ein Duell lieferten, das auch über die Grenzen des Erlaubten hinausging.

Der Tiefpunkt war auch der Wendepunkt

2016 war der Tiefpunkt, aber zugleich auch der Wendepunkt. In dem Jahr unterlag Hamilton seinem einstigen Jugendfreund Rosberg im Duell um den Titel, beim Saisonfinale in Abu Dhabi widersetzte sich Hamilton mehrfach Anweisungen des Teams – ein absolutes No-Go, weil das Team letztendlich immer über den Fahrern steht. Doch danach änderte sich vieles.

«Ein Schlüsselmoment war Ende 2016, als wir eine Zeit lang nicht miteinander gesprochen haben. Also lud ich ihn ein, in meine Küche in Oxford zu kommen, sich hinzusetzen und zu plaudern», erinnerte sich Wolff an die damalige Zeit. Beide kotzten sich in Wolffs Küche aus, es kam alles auf den Tisch, die Fragen, die Probleme, die Vorwürfe. Alles, was sich in den zurückliegenden Jahren aufgestaut hatte. Eine echte Aussprache, gute fünf Stunden lang.

Wolff verglich dabei sein Verhältnis mit Hamilton mit seiner Ehe mit Susie Wolff, mit der er auch streitet. «Selbst wenn wir uns anschreien, selbst wenn wir uns streiten, denken wir nie an eine Scheidung, und deshalb habe ich ihm gesagt: 'Ich will mich nicht von dir scheiden lassen und du auch nicht. Denn ich will den besten Rennfahrer in unseren Autos haben und du willst die besten Autos haben.'» Das wirkte. «Darauf aufbauend ist es uns gelungen, eine noch stärkere Beziehung aufzubauen», sagte Hamilton rückblickend.

Brutale Ehrlichkeit

Man sei zu dem Schluss gekommen, dass man Konflikte haben, dabei aber eine Atmosphäre schaffen könne, in der man brutal ehrlich zueinander sein könne, so Wolff, «und manchmal sind wir uns einig, dass wir uns nicht einig sind, aber wir machen weiter».

Das war der Moment beziehungsweise die Phase, die die geschäftliche Beziehung in eine freundschaftliche transportierte. «Lewis ist ein Freund geworden, und über die Jahre haben wir schwierige Phasen und sehr gute Momente erlebt. Wir haben viele Titel gefeiert und wir hatten Diskussionen untereinander, die nicht immer einfach waren», so Wolff.

So wie jetzt, denn Mercedes spielt sportlich nur noch die zweite Geige, Titelkonkurrent Red Bull Racing mit Weltmeister Max Verstappen ist enteilt. 2022 war man chancenlos, 2023 ist man es auch, und Hamilton wartet seit Dezember 2021 auf einen Sieg.

Doch das inzwischen für seine Verhältnisse verständnisvoll und geduldig. Wolff bezeichnet ihn beim US-Magazin «Boardroom» deshalb als «Lewis 2.0», weil Hamilton lernt, damit umzugehen, im Moment nicht mehr der beste Fahrer der Formel 1 zu sein.

«Er war eine große Unterstützung für das Team, wenn es nötig war, und diese Dynamik geht in beide Richtungen», so Wolff. «Wenn es ihm mental nicht so gut geht, wie das Auto läuft, versuchen wir, ihn zu unterstützen, und wenn man sieht, dass die Ingenieure am Rennwochenende nicht wussten, was sie als Nächstes auf der Strecke tun sollten, war er es, der alle aufgemuntert hat und die richtige Einstellung mitbrachte», erklärte der Österreicher und lobte die Partnerschaft als eine, die über den Rennsport hinausgehe, so Wolff, «weil wir im selben Boot sitzen. Er sagt immer, wir gewinnen und verlieren zusammen».

Italien-GP, Autodromo Nazionale Monza

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:13:41,143 h
02. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +6,064 sec
03. Carlos Sainz (E), Ferrari, +11,193
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +11,377
05. George Russell (GB), Mercedes, +23,028
06. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +42,679
07. Alex Albon (T), Williams, +45,106
08. Lando Norris (GB), McLaren, +45,449
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +46,294
10. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, +1:04,056 min
11. Liam Lawson (NZ), AlphaTauri, +1:10,638
12. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1:13,074
13. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:18,557
14. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, 1:20,164
15. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:22,510
16. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:27,266
17. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1 Runde
18. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
Out
Esteban Ocon (F), Alpine, Aufgabe
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, Motorschaden

WM-Stand (nach 14 von 22 Grand Prix, ink. 3 von 6 Sprints)

Fahrer 
01. Verstappen 364 Punkte
02. Pérez 219
03. Alonso 170
04. Hamilton 164
05. Sainz 117
06. Leclerc 111
07. Russell 109
08. Norris 79
09. Stroll 47
10. Gasly 37
11. Ocon 36
12. Piastri 36
13. Albon 21 
14. Hülkenberg 9
15. Bottas 6 
16. Zhou 4
17. Tsunoda 3
18. Magnussen 2 
19. Sargeant 0
20. Lawson 0
21. De Vries 0 
22. Ricciardo 0

Konstrukteurspokal
01. Red Bull Racing 583 Punkte
02. Mercedes 273
03. Ferrari 228
04. Aston Martin 217
05. McLaren 115
06. Alpine 73
07. Williams 21
08. Haas 11
09. Alfa Romeo 10
10. AlphaTauri 3

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