Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Dr. Helmut Marko über Miami, Gerüchte & Adrian Newey

Von Dr. Helmut Marko
Sieger in Papaya: In Miami hatte Lando Norris das schnellere Auto als Max Verstappen und Charles Leclerc

Sieger in Papaya: In Miami hatte Lando Norris das schnellere Auto als Max Verstappen und Charles Leclerc

Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den Grand Prix in Miami und spricht über den Sieg von Lando Norris, die Gerüchte um Ricciardo und den Abgang von Adrian Newey.

McLaren war am Freitag im ersten Training bereits deutlich schneller als wir, deshalb war es keine grosse Überraschung, dass Lando Norris unser Hauptgegner in Miami war. Bereits da war klar, dass wir das McLaren-Tempo nicht gehen konnten.

Im Qualifying für den Sprint hatte er dann im ersten Sektor einen groben Fehler, bei dem er 1,1 sec verloren hat. In den Sektoren 2 und 3 hat er dann aber wieder vier Zehntel aufgeholt. Das heisst, ohne den Fehler wäre er auf Pole-Position gestanden.

Im Qualifying-Rennen gab es dann kein klares Bild, da Lewis Hamilton Norris abgeschossen hat. Dadurch wurde sein wahrer Speed nicht sichtbar. Er hatte auch im GP einen schlechten Startplatz gehabt. Mit einem fehlerfreien Qualifying wäre er vorne gestanden und es wäre wesentlich schwieriger geworden. Natürlich hat Norris von der Safety-Car-Phase profitiert, aber auch im Rennspeed war McLaren besser als wir.

Wäre das Safety-Car nicht zum Einsatz gekommen, wäre es eng geworden. Denn es besteht ein grosser Unterschied zwischen schneller sein und überholen können. Und man hat gesehen, dass es Norris nicht gelungen ist, Sergio Pérez zu überholen. Aber als dieser an die Box kam, konnte man dann sehen, welche Zeiten Norris fahren konnte.

Wenn Max vorne geblieben wäre, dann wäre es sicherlich ein spannendes Rennen geworden, wobei ich glaube, dass es ihm trotz des besseren Renntempos und Topspeeds von McLaren gelungen wäre, Norris hinter sich zu halten. Denn vorne hatte er einen relativen Vorsprung von elf Sekunden auf ihn.

Red Bull Racing hat die meiste Zeit in der ersten Kurve verloren und Max hat ja auch gesagt, dass es das ganze Wochenende hindurch nicht gelungen ist, die richtige Balance ins Auto zu bekommen und den nötigen Grip aufzubauen. Wir hatten nicht das schnellste Auto, und schon bevor Max den Poller abgeräumt hat, lagen wir vom Speed her nur knapp vor dem Ferrari. Mit den Temperaturen hatte das nichts zu tun, die waren relativ konstant.

Als Pérez nach dem Start in der ersten Kurve beinahe einen Crash verursacht hat, dachte ich mir: «Um Gottes willen!» Es hat mich an Mexiko erinnert, dort hat der Checo auch in der ersten Kurve so ein Manöver gemacht. Gott sei dank ist das gut ausgegangen, das wäre natürlich Waterloo gewesen, wenn er Max abgeräumt hätte. Dass Leclerc keinen guten Start hatte, hat Checo zu dieser Aktion verführt.

Insgesamt zeigte Checo aber ein gutes Rennen, sein Rückstand war im erträglichen Rahmen. Und er hatte dann auch das Glück, dass Carlos Sainz eine Zeitstrafe kassiert hat, so ist er auf den vierten Platz vorgerückt, von dem er auch losgefahren ist. Beeindruckend war, wie er den Norris im deutlich schnelleren Auto hinter sich gehalten hat.

Daniel Ricciardo: Haltlose Gerüchte

Eine beachtliche Leistung lieferte auch Daniel Ricciardo im Sprint ab. Der vierte Platz war eine Sensation, und die Zeit hat er in Sektor 3 herausgefahren. Dieser Sektor besteht überwiegend aus langsamen Kurven. Wenn du dort exakt fährst, gewinnst du wahnsinnig viel Zeit. Und wenn du einen Fehler machst, ist dieser aufgrund der langsamen Geschwindigkeit doppelt bestrafend.

Das ist Yuki Tsunoda passiert, und drei Stunden später hat der Ricciardo dort, wo er seinen vierten Platz herausgefahren hat, einen Fehler gemacht. Damit war er im Qualifying weg vom Fenster und schied im Q1 aus. Aber das war noch nicht alles, denn auch im Rennen ist Ricciardo nie auf Touren gekommen. Yuki ist konstant schnelle Zeiten gefahren, während bei Ricciardo der Speed und die Souveränität fehlten, die beim Sprint noch erkennbar waren.

Die Gerüchte, wonach Ricciardo in Imola durch Liam Lawson ersetzt wird, sind Blödsinn. Liams Manager aus Neuseeland war da, scheinbar hat er gewisse Träume, und die werden über einige Medien – auch aus Neuseeland – kundgetan. In Imola ist überhaupt nichts geplant. Aber man wird sich das natürlich für die Zukunft anschauen.

Tsunoda ist sicher auf dem aufsteigenden Ast, wäre da nicht das China-Rennen gewesen. Aber da ist es schwer zu sagen, ob es das Auto oder der Fahrer war. Es war einfach von den ersten Runden an kein Speed vorhanden. Aber wenn Yuki weiter so fährt, wie in den restlichen Rennen, dann ist das sicher ein gutes Empfehlungsschreiben, das er damit abgibt.

In Imola ist ein Upgrade geplant, aber nicht, weil McLaren jetzt so gut war. Es wäre natürlich schön, wenn man innerhalb einer Woche neue Teile machen könnte. Aber das ist nicht der Fall, das Update ist schon länger geplant. Dass wir im vergangenen Jahr kein Rennen dort hatten, macht keinen grossen Unterschied, denn das ist für alle gleich und die Strecke hat sich seither auch nicht verändert.

Ein schmerzlicher Verlust

Ein grosses Thema im Fahrerlager von Miami war die Ankündigung von Adrian Newey, sich vom Formel-1-Projekt von Red Bull Racing zurückzuziehen. Ich habe schon gesagt, dass er eine herausragende Designer-Persönlichkeit ist, der irgendwie das Feuer verloren hat.

Das tut mir persönlich sehr leid, aber wir sind im Technik-Team über die Jahre sehr breit und gut aufgestellt, mit erfahrenen Leuten wie Pierre Waché und jüngeren, wie Enrico Balbo oder Ben Waterhouse. wir sind in allen Bereichen gut aufgestellt und ich sehe es als Wunschdenken der Konkurrenz, dass da ein Domino-Effekt eintreten wird. Bisher gibt es keine Anzeichen dafür.

Natürlich wird die Regeländerung von 2026 eine besondere Herausforderung für uns und alle anderen, und jemanden wie Newey zu verlieren, ist immer schmerzlich. Aber man darf auch nicht vergessen, dass er nicht mehr tagtäglich in der Firma war. Er war eher derjenige, der das Ganze überblickte. Es ist nun einmal so, dass er sich zurückzieht, und damit müssen wir leben.

Ein weiteres Thema war der Auftritt von Kevin Magnussen im Sprint, der mit allen Mitteln den Bremsklotz gespielt hat für seinen Teamkollegen. Dabei hielt er nicht nur Hamilton auf, er geriet auch mit Yuki aneinander. Ich finde, er hat es überzogen, und er steht nicht umsonst bei zehn Strafpunkten.

Dass man die Regeln anpasst und wie Günther Steiner vorgeschlagen hat, statt einer 10-sec-Zeitstrafe eine Boxendurchfahrtsstrafe verhängt, damit ein Fahrer einem anderen das Rennen nicht ruinieren kann, ist in einem solchen Extremfall eine Möglichkeit. Auch wenn ich finde, dass man nicht nach jedem Anlass das Reglement ändern muss, weil wir Stabilität brauchen.

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