Lewis Hamilton (Mercedes): Monaco braucht neue Ideen
Lewis Hamilton im Training zum Monaco-GP 2023
Wer heute eine Streckenführung wie durch Monte Carlo vorschlagen würde, erhielte vom Autosport-Weltverband FIA eine Abfuhr. Die Bahn viel zu eng, die Autos viel zu breit, Überholen fast nicht möglich.
Seit 1950 ist die Pistenführung der traditionsreichen Strecke am Mittelmeer kaum geändert worden, die grössten Modifikationen wurden umgesetzt bei der Hafenschikane, am Schwimmbad und bei der Passage von Rascasse zur letzten Kurve vor Start und Ziel, Antony Noghès.
Schwer vorstellbar, dass es eines Tages keinen Formel-1-Lauf mehr geben wird in Monte Carlo, dieser Grand Prix gilt als der prestigeträchtigste von allen. Wenn das Wetter stimmt, die Yachten träge im Hafen dümpeln und Stars aus Unterhaltung und Sport Glamour verströmen, ist der Charme von Monaco unerreicht.
Bei grauem Himmel und Regen entstehen einige der verrücktesten Grands Prix. Aber wir haben eben auch Rennen erlebt, in welchen der WM-Lauf eher einem überaus flotten Auto-Korso glich, beinahe ohne Überholmanöver.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner hat sich Gedanken gemacht: «Die Infrastruktur entwickelt sich. Vergleicht mal die Arbeitsverhältnisse hier für die Teams vor zwanzig Jahren und heute. Da ist sehr viel getan worden.»
«Das Einzige, was sich nicht geändert hat, das ist die Streckenführung. Im Laufe der Jahre sind aber unsere Autos so voluminös geworden, dass das Überholen inzwischen so gut wie unmöglich ist.»
«Wenn wir das Rennen auf Jahre hinaus sicherstellen wollen, dann müssen wir offen sein für Änderungen. Nichts in der Welt steht still, alles entwickelt sich, ganz besonders in unserem Sport. Es wäre fabelhaft, wenn wir diese grosse Strecke so verändern könnten, dass sie etwas zeitgemässer wird und Überholmöglichkeiten bietet.»
Der Monegasse Charles Leclerc weiss, wie das geht. Der Ferrari-Star sagt: «Wenn wir von Mirabeau durch Loews zur Portier-Kurve kommen, wieso dann nicht nach links abbiegen und dort eine lange Gerade machen? Wir könnten eine Schleife fahren, bevor es dann zurück zum Tunnel geht. Ich weiss einfach nicht, wie wir das im Detail umsetzen sollen.»
Lewis Hamilton, dreifacher Monaco-Sieger und erfolgreichster Formel-1-Fahrer sagt: «Die Autos werden grösser und grösser und das Risiko steigt, dass du mit dem Wagen irgendwo aneckst. Ich wünschte, die Strasse wäre breiter, aber ich weiss, das geht nicht.»
«Die Rennen sind im Grunde auch immer die gleichen, ein Einstopper. Vielleicht sollten wir daran denken, besondere Monaco-Reifen zu machen, die weniger lange halten, dann würde das Feld ein wenig durchmischt.»
«Die Formel-1-Bosse könnten sich auch einen besonderen Ablauf des Monaco-Wochenendes einfallen lassen, sonst nicken einige Fans am Sonntag ein. Ganz ehrlich – ich habe keinen Vorschlag, wie so etwas aussehen könnte, aber es wäre einige Überlegungen wert.»
Gleichzeitig ist Lewis Hamilton ein glühender Monaco-Fan. «Ich sass als Knirps vor dem Fernseher und mir stand der Mund offen über die Schönheit dieses Ortes. Dann kam ich als Kartfahrer zum ersten Mal her und dachte sofort – hier will ich eines Tages leben!»
«Monaco wird immer über allen Rennen stehen, egal welche neuen Events wir haben. Andere Pisten mögen mehr Show-Spektakel bieten, aber Monaco ist das Kronjuwel unseres Sports, einzigartig wie die anderen Klassiker, Silverstone, Monza, Francorchamps.»