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Jacques Villeneuve beim Kanada-GP: «Das ist Pflicht»

Von Mathias Brunner
Jacques Villeneuve 2018 im 40 Jahre alten Ferrari seines Vaters Gilles

Jacques Villeneuve 2018 im 40 Jahre alten Ferrari seines Vaters Gilles

​Formel-1-Weltmeister Jacques Villeneuve (53) ist verwehrt geblieben, was sein Vater Gilles Villeneuve 1978 geschafft hat: Sieg im GP von Montreal. Der heutige TV-Experte Jacques spricht über Druck beim Heim-GP.

Ende Mai hat Ferrari-Fahrer Charles Leclerc einen Bubentraum verwirklicht: Sieg bei seinem Heimrennen in Monte Carlo. 46 Jahre davor ist das einem anderen Ferrari-Piloten ebenfalls gelungen – als der unvergessene Gilles Villeneuve sensationell den Grand Prix von Kanada auf jener Strecke gewann, die heute seinen Namen trägt.

Gilles Villeneuves Sohn Jacques war erfolgreicher als sein Vater: Indy 500-Sieger, CART-Champion, elf GP-Siege, Formel-1-Weltmeister 1997 mit Williams. Aber seinen Heim-GP hat Villeneuve nicht gewinnen können, 1996 erreichte er als bestes Ergebnis vor eigenem Publikum den zweiten Platz.

2024 ist Jacques als TV-Experte für die Kollegen von Sky nach Montreal gekommen. Ich erinnere mich an seine Worte im Journal de Montréal über den Auftritt vor seinen Landsleuten. «Die Montreal-Woche war jedes Mal anstrengend, der Druck der Medien liess nie nach.»

«Das Leben des Formel-1-Piloten war damals ein anderes. Wir waren zwischen den Rennen ständig in private Testfahrten eingebunden, die gibt es heute nicht mehr. Die heutigen Fahrer haben mehr Freizeit. Das Ganze hat mich physisch ausgelaugt, der Rummel begann eine Woche vor dem Montreal-GP und liess bis nach dem Rennen kaum nach.»

«Wir haben dann immer am Dienstag vor dem Grand Prix eine grosse Pressekonferenz organisiert, das hat ein wenig Druck vom Kessel genommen. Ich fand, ich kann mich danach besser auf meine Aufgabe konzentrieren. Aber das wahre Ausmass dieses Wirbels habe ich erst später ganz verstanden.»

Jacques Villeneuve hat immer darauf geachtet, dass seine Berühmtheit nicht dazu führt, einen Groll zu hegen oder die Fans zu meiden.

«Die GP-Anhänger waren für mich nie ein Problem. Klar stand ich im Mittelpunkt, aber ich fand, dass die Menschen mit mir immer respektvoll umgegangen sind.»

«Wenn du anfängst, dich nur noch mit zwei Leibwächtern zu bewegen, dann musst du dich nicht wundern, wenn du dich den Fans entfremdest.»

«Klar kamen unablässig Leute für ein Foto oder eine Unterschrift. Aber ich finde: Du hast einfach nicht das Recht, nein zu sagen. Du willst vielleicht eben im Restaurant eine Gabel zum Mund führen, da stehen Fans vor dir. Du musst das mit einem Lächeln parieren. Denn es ist deine Pflicht als Sportler oder als Künstler, den Menschen etwas zurückzugeben. Du musst dir klar sein, dass dir die Leute folgen oder dich aushorchen. Das ist der Preis des Ruhms.»

Jacques im Ferrari von Gilles

Als Gilles Villeneuves 1978 die Ziellinie des Kanada-GP kreuzte, flippten die Zuschauer aus: Der kleine Ferrari-Pilot war über sich hinausgewachsen – ganz untypisch für ihn hatte er Geduld bewiesen. Eigentlich hätte Jean-Pierre Jarier im Lotus gewinnen müssen, doch der französische Ersatzfahrer des verstorbenen Ronnie Peterson wurde von der Technik seines Renners im Stich gelassen. Gilles Villeneuve ging in Führung und behielt die Nerven. Es passte zu diesem verrückten Grand Prix, dass bei seiner Zieldurchfahrt Flocken fielen!

40 Jahre später erhielten die Fans am heute nach Gilles Villeneuve benannten Kurs den damaligen Ferrari 312T3 erneut zu sehen – denn die Organisatoren setzten Gilles’ Sohn Jacques in den alten Ferrari.

Es war das zweite Mal, dass Jacques in diesem Auto von Gilles sass: 2004 bewegte er den T3 bereits beim Goodwood Festival of Speed.

Jacques: «Mit den Jahren haben die Leistungen meines Vaters für mich tiefere Bedeutung erhalten. Denn ich konnte immer wieder sehen, wie sehr er die Menschen durch seine Fahrweise und seinen Charakter berührt hat.»

Auf die Frage, wie sich der Ferrari anfühle, lacht der elffache GP-Sieger: «Als würdest du in einer Sardinenbüchse sitzen! Es ist ein wenig beunruhigend – wenn die Karosserie abgenommen wird, dann sitzt du so gut wie im Freien. Du hast als Schutz nur etwas Plastik. Und doch bin ich vom damaligen Stand der Technik beeindruckt.»

2. Training, Kanada

01. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:15,810 min
02. George Russell (GB), Mercedes, 1:16,273
03. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:16,464
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:16,556
05. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:16,731
06. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:16,773
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:16,908
08. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:16,951
09. Alex Albon (T), Williams, 1:16,977
10. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:17,041
11. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:17,417
12. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:17,496
13. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:17,722
14. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:17,817
15. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:17,903
16. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:19,008
17. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:19,087
18. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:19,311
19. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:20,789
20. Lando Norris (GB), McLaren, 1:20,843

1. Training, Kanada

01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:24,435 min
02. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:24,763
03. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:25,306
04. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:25,970
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:26,502
06. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:26,754
07. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:27,584
08. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:27,670
09. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:28,058
10. George Russell (GB), Mercedes, 1:28,541
11. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:28,582
12. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:28,723
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:29,052
14. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:32,826
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:33,411
16. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:36,586
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:40,530
18. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, ohne Zeit
19. Jack Doohan (AUS), Alpine, ohne Zeit
20. Alex Albon (T), Williams, ohne Zeit

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