Lando Norris zur Ungarn-Pole: «Wir kontrollieren das»
Lando Norris hat in Ungarn die Pole-Position erobert
Dritte Pole-Position für den 24-jährigen Lando Norris im spannenden Qualifying zum Traditions-GP von Ungarn, seine zweite Pole in der GP-Saison 2024 (nach Spanien). Für den Rennstall McLaren ist dies die 158. Pole-Position in der Königsklasse und die erste in Ungarn seit 2012 und Lewis Hamilton, die neunte insgesamt.
Nach dem packenden Abschlusstraining sagt der derzeitige WM-Zweite: «Es war gewiss nicht die einfachste Quali, die ich bestritten habe, aber wir konnten uns immer in der Nähe der Spitze aufhalten. Wir haben auch auf dieser Strecke guten Speed und dürfen dem Rennen bester Dinge entgegensehen.»
«Ich wage jetzt zu sagen: Wir haben auf jeder Art Rennstrecke ein Siegerauto. Und auch bei allen Verhältnissen. Denn am Sonntag soll es wieder heiss werden, aber mir ist das schnuppe – ich bin auf alles vorbereitet, was uns da in Sachen Wetter aufgetischt wird.»
«Was das Rennen angeht: Ich bin im vergangenen Jahr hinter Max Zweiter geworden, also dürfe jedem klar sein, was mein Ziel ist. Vor allem – wir haben die Kontrolle hier, denn wir haben zwei Autos in der ersten Startreihe.»
So lief das Abschlusstraining
Die Ungarn-Quali begann bei leichtem Regen, der schon eine Stunde lang gefallen war, komplett andere Bedingungen als am Hochsommer-Freitag, damit waren Überraschungen programmiert. Es war im Grunde zu nass für die profillosen Slicks und zu wenig nass für die Intermediate-Walzen. Knifflige Aufgabe für Fahrer und Ingenieure, auf einer Bahn, die nur noch halb so warm war wie am Vortag (mehr als 60 Grad am Freitag, 29,4 Grad zu Beginn der Quali).
Die Fahrer wagten sich auf weichen Pirelli auf die Bahn, denn es gilt: Nichts trocknet eine Rennstrecke schneller als fahrende Formel-1-Autos. Bald wurde klar: Diese Bahn wird schneller und schneller, Timing und ein wenig Glück würde alles sein.
Die Fahrer standen aber unter Druck: McLaren befürchtete neuen Regen nach fünf Minuten. Die Tabelle der 20 Fahrer veränderte sich fast im Sekundentakt.
Logan Sargeant schob sich in die Top-Ten, dann seinen Williams in einen Reifenstapel. Der Amerikaner konnte weitermachen, sein Auto brauchte aber einen neuen Frontflügel.
Hamilton, Sainz, Verstappen, Piastri, Alonso und Norris die ersten Sechs nach neun Minuten von Q1, Nico Hülkenberg zu diesem Zeitpunkt als Letzter out. Max Verstappen am Funk: «Die Verhältnisse werden hier nicht besser.»
Nach 11 Minuten Fassungslosigkeit am Kommandostand von Red Bull Racing: Sergio Pérez in der ersten Linkskurve nach der Schikane abgeflogen, aus für den Mexikaner in dieser 170-Sachen-Kurve, zu diesem Zeitpunkt Neuntschnellster.
Schlecht für die Gegner: In der Pause wegen des Pérez-Unfalls nahm der Regen wieder zu. «Checo» Pérez mit grosser Wahrscheinlichkeit am Sonntag auf Startplatz 15 (da er ab Q2 nicht mehr auf der Bahn war), abhängig von Strafversetzungen wegen des Einbaus neuer Motorenteile.
Nach elf Minuten Pause wurden die letzten 6.45 min freigegeben, würde einem Piloten eine Verbesserung gelingen? Russell berichtete am Funk, die Bahn sei verflixt feucht. Zumal die FIA wegen der nassen Strecke die Verwendung des verstellbaren Heckflügels nicht erlaubte. Aber Russell rückte hoch auf P10, man konnte also durchaus schneller fahren. Stroll dann Vierter, dann Ricciardo Schnellster, also alles offen!
Als Q1 zu Ende ging, musste den Helm zur Seite legen: Pérez auf P16, dann Mercedes-Ass und Österreich-Sieger George Russell (der Wagen für zu wenige Runden betankt), Guanyu Zhou sowie das Alpine-Duo Esteban Ocon und Pierre Gasly.
Top-Ten: Ricciardo, Hamilton, Verstappen, Sainz, Albon, Hülkenberg, Stroll, Tsunoda, Leclerc und Bottas.
In Q2 stellte sich für die ersten Piloten das Problem: Die Bahn besser und besser, aber in der Box stand nur noch ein Satz frischer, roter, haftfreudiger Pirelli-Reifen. Die galt es weise einzusetzen.
Verstappen auf neuen Pirelli mit 1:15,770 min (fast eine Sekunde schneller als die Pole-Zeit 2023), Hamilton auf gebrauchten weichen Walzen fast eine Sekunde langsamer. Was würde McLaren auf Max antworten? Piastri 15 Tausendstel hinter Verstappen Zweitschnellster, aber mit angefahrenen Reifen! Norris dann auf ebenfalls gebrauchten Reifen auf P5.
Um die Wurst ging es kurz vor Schluss, vier Minuten vor Schluss nun mit allen Piloten auf frischen Reifen: Out für Hülkenberg auf P11, dann für Bottas, Albon, Sargeant und Magnussen.
Top-Ten und damit in Q3: Norris, Verstappen, Piastri, Sainz, Leclerc, Stroll, Alonso, Tsunoda, Ricciardo und Hamilton – mit einer Hundertstelsekunde Reserve auf Hülki!
In Q3 die Fahrer in Eile: Neuer Regen nahte. Natürlich alle zehn Piloten auf der Bahn.
Max Verstappen legte vor mit 1:15,555 min, also noch schneller als in Q2, aber nicht ganz so schnell wie Norris im zweiten Segment. Piastri konnte diese Zeit nicht knacken (mit einem Schnitzer auf seiner schnellen Runde). Lando Norris krallte sich dafür die Bestzeit – 1:15,227 min, wow!
Piastri rückte hoch auf P2, Verstappen konnte nicht mehr kontern, Platz 3. Dann Yuki Tsunoda mit einem üblen Abflug in der Rechtskurve vor der Schikane, Kurve 6. Daher rote Flagge 2 Minuten 13 Sekunden vor Schluss.
Auf gebrauchten Reifen stellten sich einige Piloten in die Boxengasse, um den Rivalen das Leben schwer zu machen, daher beide McLaren und Hamilton und Alonso früh in der Boxengasse, weil hinten Leclerc eine Gefahr war. Verstappen nahm an der Quali nicht mehr teil – keine frischen Reifen mehr.
Das Manöver von McLaren war klar, aber Piastri erhielt auch die Info, höllisch aufzupassen, um keine Strafe wegen Behinderung zu riskieren.
Nach 13 Minuten Pause schaltete die Ampel am Ende der Boxengasse auf Grün, Leclerc mit vier Sekunden Reserve auf dem Weg zu einer schnellen Runde. Aber es konnte sich nur noch Ricciardo verbessern, auf Rang 9.
Qualifying, Hungaroring
01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:15,227 min
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:15,249
03. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:15,273
04. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:15,696
05. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:15,854
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:15,905
07. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:16,043
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:16,244
09. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, 1:16,447
10. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, 1:16,477
11. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:16,317
12. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, 1:16,384
13. Alex Albon (T), Williams, 1:16,429
14. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:16,543
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:16,548
16. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:17,886
17. George Russell (GB), Mercedes, 1:17,968
18. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, 1:18,037
19. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:18,049
20. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:18,166