George Russell vor Ausschluss: «Was tun die alle?»
George Russell: Erster im Ziel, aber wohl nicht Sieger
George Russell hat auf dem Circuit de Spa-Francorchamps alles richtig gemacht: Dank seiner Qualitäten als Reifenflüsterer hat er eine mutige Strategie von Mercedes hervorragend umgesetzt.
Leider sieht zwei Stunden nach Rennschluss alles nach Ausschluss aus: der Wagen zu leicht. Die Disqualifikation wäre gemäss Regelbuch völlig richtig, für Sieger Russell jammerschade.
Denn George fand die richtige Mischung aus Reifenschonen und Gasgeben und konnte sich beim Fallen der Zielflagge vor seinem Mercedes-Stallgefährten Lewis Hamilton und vor McLaren-Fahrer Oscar Piastri halten.
Danach (und vor der Untersuchung der FIA) wunderte sich Russell, wieso nicht mehr Fahrer während des spannenden WM-Laufs umstellten. «Als ein Pilot nach dem anderen zu seinem zweiten Stopp hereinkam, da dachte ich – was tun die alle? Ich war überzeugt, dass ich etwas hier ausser Acht lasse, weil alle frische Reifen abholten.»
«Ich sah auf den grossen Schirmen die Abstände auf Leclerc und Piastri, die sich frischen Gummi abgeholt hatten. Und ich konnte erkennen, dass die jetzt nicht mit Riesenschritten aufholten. Das hat mich überrascht.»
«Was heute passiert ist, das zeigt, wie unberechenbar dieser Sport sein kann. Wir unterhielten uns in den Sitzungen über ganz unterschiedliche Vorgehensweisen. Normal sind hier zwei Stopps, aber wir haben auch über sogar drei Stopps geredet oder eben nur einen. Im Grand Prix hat sich gezeigt, dass die Bahn mit jeder Runde mehr Haftung aufbaut, das hat heute auch eine grosse Rolle gespielt.»
«Es gibt Rennen, in denen musst du aber vor allem deinem Bauchgefühl folgen, weniger der Theorie. Es kam diese Phase, da hatte ich freie Fahrt, niemanden vor mir, niemanden im Rückspiegel, und ich fühlte mich eins mit dem Rennwagen und der Strecke. Es war ganz merkwürdig – auf einmal fühle sich das Fahren an, als würde ich im Simulator sitzen.»
«Ich fand diesen fabelhaften Rhythmus und fragte mich: Was hindert mich eigentlich daran, hier mit nur einem Stopp durchzufahren?»
Hand aufs Herz: Ab welchem Punkt hat Russell daran geglaubt, dass seine Strategie aufgeht und er dieses Rennen wirklich gewinnt? George: «Das war ungefähr vierzehn Runden vor Schluss, ich lag ungefähr acht Sekunden vor Lewis, und ich habe seinem Speed mit meinem verglichen. Ich habe angefangen zu rechnen. Ich sah, dass er näher rückt, aber nur vier oder fünf Zehntelsekunden pro Runde gutmacht. Da schoss mir durch den Kopf: So leicht holt der mich nicht ein heute!»
«Aber meiner Sache sicher war ich erst wenige Runden vor Ende des Grand Prix. Ich staunte selber über mich selber, wie entspannt ich blieb, obschon Lewis näher und näher kam.»
«Ich erwartete einen Angriff von ihm, ich wusste aber auch – Aufholen und Überholen, das sind auf dieser Bahn zwei verschiedene Paar Schuhe.»
Belgien-GP, Circuit de Spa-Francorchamps
01. George Russell (GB), Mercedes, 1:19:57,040 h
02. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +0,526 sec
03. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +1,173
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +8,549
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing,+9,226
06. Lando Norris (GB), McLaren, +9,850
07. Carlos Sainz (E), Ferrari, +19,795
08. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, +43,195
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +49,963
10. Esteban Ocon (F), Alpine, +52,552
11. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +54,926
12. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:03,011 min
13. Alex Albon (T), Williams, +1:03,651
14. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:04,365
15. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1:06,631
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1:10,638
17. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1:16,737
18. Logan Sargeant (USA), Williams, +1:26,057
19. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:28,833
Out
Guanyu Zhou (RCH), Sauber, Hydraulik