Formel 1: FIA-Urteil nach Crash in Baku

Oscar Piastri (1.): «Das war ein hartes Stück Arbeit»

Von Vanessa Georgoulas
Oscar Piastri sicherte sich in Baku den Sieg

Oscar Piastri sicherte sich in Baku den Sieg

McLaren-Talent Oscar Piastri stellte auf dem Strassenkurs von Baku seine Klasse unter Beweis. Der Australier schnappte sich von Startplatz 2 die Führung und feierte nach einem harten Spitzenduell den Sieg.

Den 17. Grand Prix der Saison auf dem Strassenkurs von Baku entschied McLaren-Talent Oscar Piastri für sich. Ferrari-Star Charles Leclerc und Mercedes-Fahrer George Russell komplettierten das Podest. Eine bittere Pille gab es für Pérez, der wenige Runden vor Schluss von Sainz abgeräumt wurde.

Überraschungssieger Piastri erklärte nach dem Rennen: «Ich habe schon beim Start versucht, nach vorne zu kommen, doch sobald ich nicht mehr in DRS-Reichweite war, fehlte mir der Speed. Nach dem Stopp war ich wieder nah dran, und ich fühlte, dass ich wieder etwas Extra-Grip hatte. Da wusste ich, dass ich es versuchen musste. Ich habe es geschafft, danach habe ich mich 35 Runden an der Spitze gehalten, und am Ende war es etwas entspannter, weil Charles nicht mehr in DRS-Reichweite war. Allerdings ist hier keine Runde entspannt, es war ein hartes Stück Arbeit und sicherlich eines der besseren Rennen meiner Karriere.»

Und der 23-Jährige aus Melbourne, der seinen zweiten GP-Sieg nach dem Ungarn-Triumph feierte, ergänzte: «Wenn man sich anschaut, wo wir gestartet sind, als ich zum Team kam, dann ist es schon unglaublich, was wir erreicht haben. Wir waren buchstäblich Letzte, jetzt sind wir vorne, und ich habe viel gelernt. Es ist eine unglaubliche Leistung des Teams und ich bin sehr gespannt, was da noch kommt.»

So lief das Rennen:

Die beste Ausgangslage für den Aserbaidschan-GP hatte sich am Samstag Charles Leclerc gesichert. Der Ferrari-Star distanzierte die Konkurrenz im Qualifying um mehr als drei Zehntel. Neben ihm startete Oscar Piastri aus der ersten Startreihe. Dessen McLaren-Teamkollege fand sich weiter hinten in der Startaufstellung.

Der Brite, der im Abschlusstraining nicht über den 17. Platz hinausgekommen war, musste von Position 15 losfahren. Er profitierte von den Boxengassen-Starts von Lewis Hamilton und Esteban Ocon, an dessen Renner trotz Parc-Fermé noch gearbeitet worden war. Beide bekamen für den GP neue Motor-Teile. Am anderen Ende der Startaufstellung machten sich Carlos Sainz und Sergio Pérez Hoffnungen auf einen starken Start, um die Spitzenreiter angreifen zu können.

George Russell, Max Verstappen, Fernando Alonso, Franco Colapinto, Alex Albon und Magnussen-Ersatz Oliver Bearman komplettierten die Top-10 der Startaufstellung. Auf den weiteren Positionen folgten Yuki Tsunoda, Nico Hülkenberg, Lance Stroll, Daniel Ricciardo, Lando Norris, Valtteri Bottas, Guanyu Zhou und Pierre Gasly. Bis auf Albon, Ricciardo, Norris, Zhou, Gasly und Ocon fuhren alle auf mittelharten Reifen los, die sechs Ausnahmen starteten auf der harten Mischung.

Beim Start setzte sich Leclerc durch, dahinter folgte Piastri vor Pérez, der es in der ersten Runde schaffte, Sainz hinter sich zu lassen. Auch Verstappen konnte eine Position gewinnen, er überholte Russell. Nach vorne ging es in der ersten Runde auch für Norris, der auch vom Plattfuss profitierte, der Stroll an die Box zwang.

Allerdings steckte der aktuelle WM-Zweite nach drei Positionsgewinnen hinter Tsunoda fest, der bereits eine Lücke von mehr als vier Sekunden auf den vor ihm fahrenden Bearman zugelassen hatte. In Runde 3 überholte Norris Tsunoda, der kurz darauf auch gegen Hülkenberg den Kürzeren zog. Norris machte sich daran, die Lücke zur Top-10 zu schliessen.

Für Tsunoda lief es auch in der folgenden Runde nicht nach Wunsch, er geriet mit Stroll zusammen und fiel in der Folge auf Position 16 zurück. Hamilton hatte sich in Runde 15 bereits auf die 15. Position zurückgekämpft.

Norris in den Punkten

In Runde 8 hatte Norris auf Bearman aufgeholt und er überholte den Haas-Rookie, womit er wieder auf Punktekurs war. Die Top-10-Reihenfolge lautete nun Leclerc vor Piastri, Pérez, Sainz, Verstappen, Russell, Alonso, Colapinto, Albon und Norris. Dahinter waren Bearman, Hülkenberg, Ricciardo, Gasly, Hamilton, Tsunoda, Bottas, Zhou, Ocon und Stroll unterwegs.

Kein Glück hatte Russell, bei dem sich im Lufteinlass des linken Seitenkasten eine Plastiktüte verfangen hatte. Vorerst verzichtete der Mercedes-Pilot darauf, die Box anzusteuern. Weiter hinten überholte Hülkenberg seinen Teamkollegen und war damit als Elfter unterwegs. Der Teenager leistete keine Gegenwehr, er beugte sich wohl einer Anweisung von der Boxenmauer.

Colapinto war der erste, der zum normalen Reifenwechsel abbog – Stroll hatte zuvor wegen seines Plattfusses stoppen müssen. Der Williams-Rookie fiel auf Platz 15 hinter Hamilton zurück. Vom Stopp profitierte Norris, der kurz darauf eine Position weiter nach vorne rückte, weil auch Alonso die Reifen wechselte.

In den folgenden Runden bogen auch Verstappen, Russell, Hamilton und Pérez an die Box ab. Piastri wechselte die Reifen erst zwei Runden nach Pérez, blieb aber vor dem Mexikaner, weil sein Teamkollege Norris den Red Bull Racing-Routinier auf Anweisung des McLaren-Teams aufhielt. Noch schlechter lief es für Tsunoda, der seinen Racing-Bulls-Renner in Runde 16 an der Box abstellen musste.

Einen Umlauf später bog Spitzenreiter Leclerc an die Box ab, und weil kurz darauf auch Sainz neue Reifen abholte, führte Leclerc danach wieder das Feld vor Piastri, Albon, Pérez und Norris an, wobei die beiden Letzteren noch keinen Reifenwechsel absolviert hatten.

Piastri übernimmt die Führung

Pérez, der am Heck von Albon viel Zeit einbüsste, schaffte es erst in Runde 18 am Williams vorbei. Zwei Umläufe später bekam das Rennen einen neuen Leader, denn Piastri schaffte es in der ersten Kurve an Leclerc vorbei. Zu diesem Zeitpunkt hatten Albon, Norris, Gasly, Ricciardo, Zhou und Ocon noch keinen Boxenstopp absolviert, sie waren auf den Positionen 4, 5, 11, 12, 16 und 17 unterwegs.

Während Norris auf alten Reifen Sainz und Verstappen auf frischen Walzen im Nacken sitzen hatte, musste sich Piastri an der Spitze weiter gegen Leclerc verteidigen. In Runde 23 schaffte es Sainz an Norris vorbei auf Platz 5, während Verstappen noch viele Runden am Heck seines Titelrivalen hing. In Runde 34 musste sich Verstappen sogar Russell geschlagen geben. Erst in Runde 38 bog Norris an die Box ab, er kam als Siebter mit 15 sec Rückstand auf Verstappen wieder auf die Bahn.

An der Spitze hielt Piastri auch in Runde 41 noch den Angriffen von Leclerc stand, während Hamilton weiter hinten einen kleinen Erfolg verbuchen konnte, weil er an Bearman vorbeikam. Als Zwölfter war er nun hinter Rookie Colapinto unterwegs.

Auch in den folgenden Runden schaffte es Piastri, die Führung zu verteidigen. In Umlauf 47 stellte Stroll seinen Aston Martin an der Box ab. Der Kanadier, der mit Tsunoda zusammengeraten war, musste wegen Bremsproblemen aufgeben.

Kein Glück hatte auch Leclerc, dessen Hinterreifen in Runde 48 nach 31 Umläufen am Heck von Piastri einbrachen. Der Monegasse hatte nun nicht mehr Piastri im Blick, sondern konzentrierte sich auf Pérez, der ihm im Nacken sass. Einen Umlauf später arbeitete sich Norris an Verstappen vorbei und war damit Sechster. Der Brite hatte auch die Aussicht auf den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde.

Sainz räumt Pérez ab

In Runde 50 krachte es zwischen Sainz und Pérez. Der Spanier kam erst an Pérez vorbei, der erneut angriff. Sainz’ Ferrari lenkte nach links und damit räumte er Pérez ab. Beide landeten in der Mauer. Das Feld wurde daraufhin bis ins Ziel mittels virtuellem Safety-Car eingebremst.

Das Rennen gewann Piastri damit vor Leclerc und Russell. Norris, Verstappen, Alonso, Albon, Colapinto, Hamilton und Bearman komplettierten die Top-10. Auch Hülkenberg, Gasly, Ricciardo, Zhou, Ocon und Bottas sahen die Zielflagge. Die Regelhüter kündigten eine Untersuchung der Kollision von Sainz und Pérez an.

Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:32,58,007 h
02. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +10,910 sec
03. George Russell (GB), Mercedes, +31,328
04. Lando Norris (GB), McLaren, +36,143
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +1:17,098 min
06. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:25,468
07. Alex Albon (T), Williams, +1 Runde, +1:27,396
08. Franco Colapinto (RA), Williams, +1:29,541
09. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +1:32,401
10. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:33,127
11. Nico Hülkenberg (D), Haas, +1:33,465
12. Pierre Gasly (F), Alpine, +1:57,189
13. Daniel Ricciardo (AUS), Racing Bulls, +2:26,907
14. Guanyu Zhou (RCH), Sauber, +2:28,841
15. Esteban Ocon (F), Alpine, +1 Runde
16. Valtteri Bottas (FIN), Sauber, +1 Runde
Out
Carlos Sainz (E), Ferrari, Crash
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, Crash
Lance Stroll (CDN), Aston Martin, Bremsen
Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, Crash

WM-Stand (nach 17 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Verstappen 313 Punkte
02. Norris 254
03. Leclerc 235
04. Piastri 222
05. Sainz 184
06. Hamilton 166
07. Russell 143
08. Pérez 143
09. Alonso 58
10. Stroll 24
11. Hülkenberg 22
12. Tsunoda 22
13. Albon 12
14. Ricciardo 12
15. Gasly 8
16. Oliver Bearman (GB) 7
17. Magnussen 6
18. Ocon 5
19. Colapinto 4
20. Zhou 0
21. Sargeant 0
22. Bottas 0

Konstrukteurspokal
02. McLaren 476 Punkte
01. Red Bull Racing 456
03. Ferrari 425
04. Mercedes 309
05. Aston Martin 82
06. Racing Bulls 34
07. Haas 29
09. Williams 16
08. Alpine 13
10. Sauber 0

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