Valentino Rossi sucht das Glück

Las Vegas Strip Circuit: Das sind die heissen Stellen

Von Mathias Brunner
Die Strassenrennstrecke «Las Vegas Strip Circuit» (LVSC) ist der Knaller, vor allem Nachts, wenn die berühmtesten Casinos der Welt und die atemberaubende «Sphere» einen magischen Hintergrund erzeugen.

Nichts am Formel-1-Rennen auf dem «Las Vegas Strip Circuit» ist normal. Für den WM-Lauf verantwortlich sind die Formel 1 und die «Las Vegas Convention and Visitors Authority» (LVCVA). Die LVCVA ist eine Bundesbehörde und die offizielle Marketing-Organisation von Süd-Nevada. Ihr gehören beispielsweise das «Las Vegas Convention Center», ein Gelände, wo etwa die weltweit grösste Messe für Unterhaltungs-Elektronik stattfindet, die «Consumer Electronics Show» CES, dazu auch die Las Vegas-Monorail.

Es gibt also keine klassische Antrittsgebühr wie bei anderen WM-Läufen, dafür trägt die Formel 1 das finanzielle Risiko. Jedoch: Wenn die Formel 1 es in Las Vegas nicht schafft, ein GP-Wochenende zum Fan-Magneten zu machen, wo dann?

Denn die Pistenführung ist atemberaubend: Auf dem Strip vorbei am Caesars Palace, über die Flamingo Road, vorbei am berühmten Bellagio-Brunnen und dem Eiffel-Turm, auf der Höhe des Cosmopolitan Casinos geht es links in die Harmon Avenue. Von dort dann erneut links und in den Norden, vorbei an der atemberaubenden Unterhaltungs-Arena MSG Sphere, entlang der Sands Avenue, dann vorbei am Venetian-Hotel und auf Höhe des Wynn Las Vegas wieder in den Strip.

Ach ja, und so ganz nebenbei wurde für den LVSC das längste Boxengebäude der Formel 1 gebaut, Land und Gebäude haben rund 250 Millionen Dollar gekostet.

Die Strecke ist 6,201 Kilometer lang und damit die zweitlängste der aktuellen Kurse. Länger ist nur Spa-Francorchamps mit 7,004 km.

Hätten Sie’s gewusst? Nur Monza ist als Formel-1-Rennstrecke schneller als der Las Vegas Strip Circuit! Oder wie es Ex-GP-Fahrer Martin Brundle nennt: «Monza-Speed mit Mauern.»

Die Strassenrennstrecke ist spektakulär, nicht nur wegen der zahlreichen Wahrzeichen der Glitzerstadt, an welchen die Fahrer vorbeiflitzen. Machen wir uns mal auf die Socken.

Start/Ziel
Vom Linksknick der Kurve 17 geht es auf die Start/Ziel-Gerade, vorbei am längsten Boxengebäude der Königsklasse, stolze 275 Meter lang, vorbei an der Haupttribüne. Die Rennwagen rollen hier auf Land, das die Formel 1 gekauft hat. Achten Sie bei Bildern aus der Vogelperspektive darauf: Auf dem Dach des Boxengebäudes ist das Logo F1 zu sehen.

Kurve 1
Nach dem Start beschleunigen die GP-Renner auf knapp 300 km/h, dann muss die erste Linkskurve angebremst werden, nach knapp 250 Metern. Hier werden zahlreiche Piloten versuchen, auf die Schnelle einige Plätze gutzumachen.

Kurven 2 bis 4
Es geht durch einen Pistenteil mittelschneller Kurven, mit maximal 200 Sachen. Dieser technische Teil bietet den Zuschauern Stadionatmosphäre. Ein guter Ausgang aus der 4 ist wichtig, weil auf der folgenden Gegengeraden der Koval Street zum ersten Mal das DRS aktiviert werden darf (drag reduction system, der verstellbare Heckflügel zum Angreifen).

Kurve 5
Auf der Geraden zur Kurve 5 werden Tempi von mehr als 300 km/h erreicht. Nach einem harten Bremsmanöver geht es in die folgende Rechtskurve.

Kurven 5 bis 9
Diese Passage führt um die grandiose Sphäre herum. Das Auditorium mit 18.600 Sitzplätzen wurde Ende September 2023 eröffnet. Auf 54.000 Quadratmetern der Halbkugel und 1,2 Millionen Einzelflächen lassen sich via LED hochauflösende Bilder abspielen. Der Effekt ist verblüffend.

Der Abschnitt von 5 bis 9 ist der langsamste und technisch anspruchsvollste des LVSC. In Kurve 7 muss blind eingelenkt werden, das bedeutet im Rennjargon, der Fahrer lenkt ein, ohne den Kurvenausgang zu sehen. Kurve 7 hängt zudem nach aussen. Die Autos untersteuern. Das S von 7 und 8 wird im Schein der Sphere befahren, Kurve 9 führt auf eine kurze Gerade zum schnellen Linksbogen der Kurven 10 und 11.

Kurven 10/11
Eine atemberaubend schnelle Rechts/Links-Passage. Die Fahrer werden keine Zeit haben, die berühmten Casinos Wynn, Encore und The Venetian zu bestaunen, wenn sie auf fast 300 km/h beschleunigen, mit hohen Seitenkräften von annähernd 4g.

Kurve 12
Wie die 4 eine Schlüsselstelle, die ganz sauber erwischt werden muss, andernfalls wird ein Fahrer auf der folgenden Geraden leichte Beute. Die Bahn zur Linkskurve 12 ist ebenfalls nach aussen hängend konstruiert, was Untersteuern und Fahrfehler begünstigt.

Kurven 12 bis 14
Jetzt geht es mit Volldampf den weltberühmten Las Vegas Strip hinunter, der eigentlich Las Vegas Boulevard heisst (aber alle sagen nur Strip). Hier wird zum zweiten Mal das DRS aktiviert. Auf 1775 Metern gibt es nur eines – Vollgas. Die 13 ist eigentlich keine Kurve, sondern ein Linksbogen, der spielend voll befahren werden kann. Wir haben hier die zweitlängste Vollgaspassage der Formel 1, nach Baku, dort gilt sogar über 2,2 Kilometer volle Kanne.

Die Fahrer rasen vorbei an den Casinos Mirage, Caesars Palace und dem Bellagio, bekannt für seine Wasserspiele. Hier wird die Topspeed des Kurses erreicht von mehr als 340 km/h. Vor Kurve 14 bietet sich eine exzellente Überholmöglichkeit. Hier hat 2023 Charles Leclerc kurz vor Schluss Sergio Pérez den zweiten Platz abgeknöpft.

Kurven 14 bis 16
Die Linkskurve vom Las Vegas Boulevard in die East Harmon Avenue mündet in eine Kombination, die blitzsauber befahren muss, um den Schwung in die Gerade zurück zu Start und Ziel nicht zu verlieren. Diese Schikane ist technisch anspruchsvoll.

Kurve 17
Die Rennstrecke verlässt hier die East Harmon Avenue und mündet auf das Land, das Liberty Media für die Formel 1 gekauft hat. Der Linksknick zurück auf die Start/Ziel-Geraden sollte spielend voll gehen.

Ungewöhnliche Randsteine
Zum Schluss noch ein Hinweis für den ganzen LVSC – achten Sie auf die weissen und roten Randsteine. Darauf sind die klassischen vier Kartensymbole Herz, Pik, Karo und Kreuz zu sehen. Immerhin sind wir in Las Vegas!


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