Max Verstappen (Red Bull Racing): Verletzt, verärgert
Von diesem Grossen Preis von São Paulo 2024 werden die Fans noch lange reden: Er ist als jenes Rennen in die Geschichtsbücher eingegangen, in welchem Max Verstappen die Weiche zu seinem vierten WM-Titel in Folge gestellt hat, und dies mit einer unfassbaren Leistung – Sieg im Regenrennen von Startplatz 17.
Um das ein wenig einzuordnen: Von weiter hinten haben in der Formel 1 nur zwei Fahrer gewonnen. Der Brite John Watson in Long Beach (USA) 1983, da war der McLaren-Fahrer vom 22. Startplatz losgefahren. Und Rubens Barrichello beim Regen-GP von 2000 in Hockenheim, der Brasilianer im Ferrari von Startplatz 18 kommend.
Einen Sieg vom 17. Startplatz, das hatte die Formel 1 vor Max in Brasilien 2024 zuletzt 19 Jahre davor mit Kimi Räikkönen erlebt, 2005 in Suzuka (Japan) im McLaren. Und obiger Watson siegte ebenfalls einmal vom 17. Startplatz aus, das war 1982 in Detroit, mit McLaren.
Max Verstappen selber zählt Brasilien 2024 zu seinen besten Rennen in der Königsklasse.
Verstappens Renningenieur Gianpiero Lambiase hat im Rahmen der Autosport Awards über Max Galavorstellung in Interlagos gesprochen. Der Brite mit italienischen Wurzeln sagt: «Max war nach der Quali vom Sonntagmorgen tief verletzt. Er war auf einer besseren Runde, aber dann kam die rote Flagge wegen Strolls Ausrutscher für ihm zum dümmsten Moment.»
Alles schien sich gegen Max verschworen zu haben: Startplatz 17, sein WM-Rivale Lando Norris auf Pole-Position.
Lambiase weiter: «Dieses Rennen fand zu einer Zeit des Jahres statt, in der wir extrem hart für bescheieden Ergebnisse arbeiten musste. Max hatte seit dem Grossen Preis von Spanien nicht mehr gewonnen, und zu sagen, dass er über das Ergebnis des Qualifyings am Sonntagmorgen verärgert war, wäre eine krasse Untertreibung.»
«Dass er dann eine solche Leistung ablieferte, unter solch enormem Druck, mit einem Titelrennen, das auf der Kippe stand, das war auch für unsere Mannschaft wirklich bemerkenswert.»
Verstappen und Lambiase: Wie ein altes Ehepaar
Bisweilen wirken der italienisch-britische Doppelbürger Lambiase und der in Belgien geborene Niederländer wie ein altes Ehepaar.
In Wahrheit aber handelt es sich hier um eine beinahe symbiontische Beziehung eines Weltklasse-Rennfahrers mit seinem Renningenieur; um tiefes gegenseitiges Verständnis.
Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner sagt über Verstappen und Lambiase: «Die Dynamik zwischen den beiden ist so intensiv, dass du dich zwischendurch unweigerlich fragst, wer hier eigentlich der Fahrer ist und wer der Ingenieur.»
Lambiase sagt zu den bisweilen hitzigen Dialogen mit Max: «Was viele Fans nicht verstehen – wenn du abseits der Rennstrecke mit Max sprichst, dann ist das ein ganz anderer Verstappen als am Funk. Was die Leute im TV hören, das ist Max auf Adrenalin.»
Lambiase blickt so auf die GP-Saison 2024 zurück: «Der Titelkampf war unterm Strich so intensiv wie jener 2021 gegen Lewis Hamilton. Zum Glück konnten wir uns im ersten Teil der Saison ein Punktepolster erarbeiten. Gleichzeitig hat Max als Fahrer nochmals einen Schritt nach vorne getan, auch wenn das schwer zu glauben ist.»
«Er saugt alle Informationen auf wie ein Schwamm. Wir können uns immer darauf verlassen, dass er in der Hitze des Gefechts das Richtige tut. Was die Leute nicht sehen, das ist wie er sich die die Arbeit kniet mit der ganzen Mannschaft. Ich könnte nicht stolzer sein auf ihn.»