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Williams-Teamchef James Vowles: Klare Worte über 2025

Von Mathias Brunner
Teamchef James Vowles (rechts): Selfie mit Carlos Sainz und Alex Albon

Teamchef James Vowles (rechts): Selfie mit Carlos Sainz und Alex Albon

​James Vowles möchte Williams auf die Siegerstrasse zurückführen. Der 45-jährige Engländer sagt: «Wir werden 2025 Kompromisse eingehen müssen, aber wir wollen von verrückten Rennen profitieren.»

James Vowles ist keine weltfremde Silberzunge. Der langjährige Chef-Stratege des Formel-1-Teams von Mercedes redet nicht um den heissen Brei herum: «Ich habe Carlos Sainz und Alex Albon klargemacht, dass die Saison 2025 schwierig wird.»

Der Grund gemäss Vowles: «Wir müssen für 2025 einen Kompromiss eingehen. Natürlich wollen wir nicht WM-Zehnter werden, aber wenn ich in der kommenden Saison Einschränkungen hinnehmen muss, damit wir für 2026 besser aufgestellt sind, dann nehme ich das in Kauf.»

Am 14. Februar hat Williams in Silverstone den neuen Rennwagen für die Saison 2025 präsentiert, das Modell FW47 (FW für Firmengründer Frank Williams).

James Vowles sagt dabei: «Wir haben seit 24 Monaten enorme Fortschritte erzielt, vor allem beim Aufbau des Teams auf inzwischen rund 1000 Fachkräfte. Der FW47 ist das Ergebnis von zehntausenden an Arbeitsstunden, und die Enthüllung eines Rennwagens ist auch für mich immer ein bewegender Moment. Das ist vielleicht von allen aufregenden Tagen einer Formel-1-Saison der Moment, der mich am meisten bewegt.»

Zu den Erfolgsaussichten für die GP-Saison 2025 sagt der Brite: «Das Feld ist 2024 zusammengerückt. Ich weiss, welche Arbeit wir geleistet haben, aber keiner von uns weiss, was die Anderen alles auf Lager haben. Wir haben nichts unversucht gelassen, um ein besseres Auto auf die Räder zu stellen, so gut wie keine Schraube ist übernommen worden. Aber wo uns das hinführen kann, das werden wir erst in einigen Wochen wissen.»

«Es ist offensichtlich, dass es sich hier um eine Weiterentwicklung des 2024er Autos handelt. Wir hatten einen guten Winter und glauben fest daran, dass wir in einigen Bereichen stattliche Fortschritte erzielt haben. Wir haben bestimmt 1000 Details verbessert.»

«Wir haben 2024 einige verblüffende Rennverläufe erlebt, und ich würde es nie ausschliessen, dass wir zwischendurch mal auf dem Siegerpodest auftauchen. Doch gleichzeitig behalten wir die Füsse hübsch auf dem Boden. An einem normalen Wochenende ist es unwahrscheinlich, dass uns ein Coup gelingt, aber fast in jeder Saison gibt es das eine oder andere durchgeknallte Rennen, und wir haben zwei Piloten, die sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen lassen werden.»

Hand aufs Herz: Würde James Vowles sein Auto gerne mal selber bewegen? «Klar würde mich das reizen», lacht James. «Aber ich weiss aus der Arbeit im Simulator, dass wir zwei Männer unter unseren Angestellten haben, die das zum Glück erheblich besser können als ich.»

300 zusätzliche Mitarbeiter

An den Rennstrecken ist nicht zu sehen, was Vowles im Rennwagenwerk alles aufgegleist hat: In den vergangenen zwei Jahren hat er die Williams-Mannschaft um fast 300 neue Mitarbeiter aufgestockt, «einige davon sind Schlüsselfiguren aus Top-Teams, deren Arbeit sich bereits bemerkbar macht».

Wie tief der Traditionsrennstall Williams gefallen war. Die neunfachen Sieger des Konstrukteur-Pokals profitierten zu Beginn der Turbohybrid-Ära vom Bonus durch den bärenstarken Mercedes-Motor, 2014 und 2015 wurde der Rennstall jeweils WM-Dritter, damals in der tollen Lackierung von Hauptsponsor Martini, den Claire Williams Ferrari vor der Nase weggeschnappt hatte.

Dann begann der Absturz – nach den Rängen 5 in den Jahren 2016 und 2017 wurde Williams zwei Mal Letzter, 2019 konnte in 21 Rennen nur ein kümmerlicher Punkt eingefahren werden, 2020 war der Tiefpunkt erreicht. Erstmals überhaupt in der Historie des Rennstalls konnte kein einziger WM-Punkt eingefahren werden.

Im August 2020 passierte das Unvermeidliche, mitten in einer Saison: Frank Williams verkaufte den Rennstall an die US-amerikanische Investmentfirma Dorilton Capital. Ohne dass sich die Familie Williams zurückgezogen hätte, wäre der drittälteste Formel-1-Rennstall heute mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr da.

Die Amerikaner holten zunächst Jost Capito, um den Scherbenhaufen zusammenzukehren, aber der Deutsche hatte immer gesagt, dass er diesen Job nur auf begrenzte Zeit machen wolle.

Im Januar 2023 kam der frühere Mercedes-Strategiechef James Vowles als neuer Teamchef zu Williams. Vowles stellte bald fest: «Wir haben bei Williams gute Leute. Aber sie konnten sich in den vergangenen 15 Jahren aus verschiedenen Gründen nicht optimal einbringen. Das Know-how ist da, die Hingabe auch, und beides ist Grundlage, damit Williams vorrückt.»

«Der elementare Punkt ist – es mangelt an Struktur. Ich hatte bei Mercedes jahrelang das Privileg, in einer Organisation zu arbeiten, in welcher die Fachkräfte fast alles erhalten haben, um das sie baten. Das ist ein krasser Gegensatz zum neuen Umfeld, auch vor dem Hintergrund des Kostendeckels.»

Dann gelang Vowles ein toller Fang: Der erfahrene Pat Fry wechselte von Alpine zu Williams. James freute sich: «Die Leute sahen, dass ich einen komfortablen Posten bei Mercedes verliess, um zu Williams zu gehen. Dann haben sie gesehen, wie Pat von Alpine zu uns gekommen ist. Die Botschaft ist klar – Williams ist wieder etwas wert. Und das hat Signalwirkung für weitere Fachkräfte. Williams durchläuft einen Kulturwandel, und die Menschen verstehen es.»

«Ich habe erstmals mit Pat über eine Veränderung gesprochen, da hatte ich bei Williams noch gar nicht angefangen. Ich habe ihm klargemacht, was ich alles mit Williams plane. Und ich wusste – diesen Mann will ich haben. Denn Pat ist einer jener Technikchefs, die einem Team Struktur und Systematik geben können. Genau solch einen Mann haben wir gebraucht.»

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