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Gasly, Lawson & Co.: Red Bull Racing-Aus – und dann?

Von Mathias Brunner
Pierre Gasly und Lance Stroll in Monza 2020

Pierre Gasly und Lance Stroll in Monza 2020

​Der Neuseeländer Liam Lawson hat sein Cockpit nach zwei GP-Wochenenden räumen müssen. Platzwechsel sind bei Red Bull Racing nicht neu. Wie ist es den Ausgewechselten in der Folge ergangen?

Daran wird der 23-jährige Liam Lawson noch eine Weile zu knabbern haben: Nach lediglich zwei GP-Wochenenden, in Australien und in China, hat der Neuseeländer sein Cockpit bei Red Bull Racing räumen müssen. Ab dem Japan-GP sitzt im zweiten RBR-Rennwagen neben Max Verstappen der Japaner Yuki Tsunoda (vormals Racing Bulls).

Wir erleben somit einen Platzwechsel zwischen dem grösseren und dem weniger grossen Formel-1-Rennstall von Red Bull, so wie das zuvor schon bei Daniil Kvyat, Pierre Gasly und Alex Albon der Fall gewesen ist.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner und Red Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko sind nicht für Zögerlichkeit bekannt, wenn es darum geht, eine Serie mässiger Ergebnisse mit einem Fahrerwechsel zu beenden.

Aber wie ist es den Fahrern eigentlich ergangen, die bei RBR ausgewechselt worden sind? Gibt es für sie einen Weg zurück zum Erfolg?

Der Italiener Tonio Liuzzi (von Michael Schumacher als einer der talentiertesten Fahrer bezeichnet, gegen die er je angetreten ist) sass 2005 vier Mal im Rennwagen von Red Bull Racing. Die Team-Leistung hatte verfügt, dass der Österreicher Christian Klien und der Italiener Liuzzi beide Grands Prix fahren. Klien begann die Saison, mit den Rennen 1 bis 3, dann kam Liuzzi (4 bis 7), dann war wieder Klien dran. Der Vorarlberger durfte bleiben.

Nach dem Europa-GP 2005 trat Liuzzi 2006 und 2007 für Toro Rosso an (heute Racing Bulls), 2009 und 2010 für Force India, 2011 für HRT.

Der Niederländer Robert Doornbos ersetzte 2006 den Österreicher Christian Klien im zweiten RBR-Auto neben David Coulthard. Für Klien folgte eine jahrlange Formel-1-Pause, erst 2010 sass er wieder im Formel-1-Auto, hatte jedoch im Renner von HRT (Hispania Racing Team) keine Chance auf gute Platzierungen.

Doornbos erhielt nach den letzten drei Rennen der Saison 2006 von China, Japan und Brasilien keinen Platz mehr als Stammfahrer. Für ihn kam der Australier Mark Webber.

Daniil Kvyat wurde Ende 2014 nach einer Saison mit Toro Rosso zu Red Bull Racing befördert. Der Russe glänzte mit zeitweise verblüffendem Speed, aber die Fehlerquote war hoch. Vor dem Spanien-GP 2016 kam es zum Platztausch – Kvyat von RBR zurück zu Toro Rosso, Teenager Max Verstappen von Toro Rosso ins grössere Team. Der Niederländer bedankte sich in Barcelona beim ersten Einsatz gleich mit dem ersten Sieg.

Kvyat trat 2016 und 2017 für Toro Rosso an, nach einem Zwischenspiel als Ferrari-Reservist erhielt der Schlacks aus Ufa eine erneute Chance in der Red Bull-Familie und fuhr 2019 und 2020 für Toro Rosso, bzw. AlphaTauri. Kvyat wurde in Hockenheim 2019 toller Dritter. 2021 kam für ihn Yuki Tsunoda.

Pierre Gasly verdiente sich ebenfalls bei Toro Rosso seine Sporen, mit fünf Rennen 2017 und einer vollen Saison 2018. Dann winkte die Beförderung zu Red Bull Racing. Der Franzose kam mit der Aufgabe nicht zurecht und wurde nach dem Ungarn-GP 2019 ausgewechselt gegen Alex Albon.

Gasly schöpfte neuen Mut, wurde in Brasilien 2019 fabelhafter Zweiter und gewann 2020 mit AlphaTauri sensationell den Italien-GP in Monza. Ende 2022 wechselte Pierre zum Formel-1-Rennstall von Alpine, wo er heute noch fährt.

Gasly-Nachfolger Albon überzeugte 2019 mit regelmässigen Spitzenplatzierungen, daher erhielt er für die ganze Saison 2020 das Vertrauen. Aber Ende 2020 war dennoch Schluss – Red Bull holte GP-Sieger Sergio Pérez.

Albon wurde 2021 als Test- und Ersatzfahrer behalten, seit Anfang 2022 geht er für Williams an den Start.

Albon-Nachfolger Pérez gewann für seiner sechs Grands Prix für Red Bull Racing, der Mexikaner wurde 2023 WM-Zweiter und half mit, dass der Rennstall aus Milton Keynes 2022 und 2023 den Konstrukteurs-Pokal gewann. Nach gutem WM-Beginn 2024 verflog die Form von Pérez, vor allem in der Quali schwächelte «Checo» ein ums andere Mal.

Die Quittung: Keine Rennen mehr 2025. Für ihn wurde Liam Lawson geholt. Pérez wird als Kandidat bei Cadillac gehandelt, wenn die US-Amerikaner 2026 in die Formel 1 kommen.

Knifflige Aufgabe für Yuki Tsunoda

Der langjährige Formel-1-Teamchef Eddie Jordan hat das einmal so formuliert: «Der wohl undankbarste Platz in der Königsklasse ist jener neben Max Verstappen – weil es so verdammt schwierig ist, gegen den Kerl gut auszusehen.»

Bislang hatte der heute 27-jährige Niederländer sechs Stallgefährten in der Formel 1: Carlos Sainz bei Toro Rosso, danach bei Red Bull Racing Daniel Ricciardo, Pierre Gasly, Alex Albon, Sergio Pérez und Liam Lawson. Sie alle mussten gegen Max hartes Brot essen.

Gegen Sainz ging das Quali-Duell noch 12:11 aus, gegen Ricciardo 34:23. Dann aber: 11:1 gegen Gasly, 25:1 gegen Albon, 80:10 gegen Pérez.

Bei den Renn-Duellen (mit beiden im Ziel) hiess es 12:9 gegen Sainz, 35:22 gegen Ricciardo, 11:1 gegen Gasly, 17:9 gegen Albon sowie 79:11 gegen Pérez.

Liam Lawson hatte gegen Verstappen keine Chance: eine Quali für den Sprint (in China) und dann das kurze Rennen, zwei Abschlusstrainings für Australien und China, dann die zwei WM-Läufe, das Ergebnis war immer gleich – zu null für Verstappen.

Nun will Yuki Tsunoda seine Chance nutzen. Liam Lawson hingegen wird versuchen, das Beste aus seiner Chance bei den Racing Bulls zu machen. Das kann gutgehen, wie Pierre Gasly bewiesen hat.

China-GP, Shanghai International Circuit

01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:30:55,026 h
02. Lando Norris (GB), McLaren, +9,748 sec
03. George Russell (GB), Mercedes, +11,097
04. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +16,656
05. Esteban Ocon (F), Haas, +49,969
06. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +53,748
07. Alex Albon (T), Williams, +56,321
08. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:01,303 min
09. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:10,204
10. Carlos Sainz (E), Williams, +1:16,387
11. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +1:18,875
12. Liam Lawson (NZ), Red Bull Racing, +1:21,147
13. Jack Doohan (AUS), Alpine, +1:28,401
14. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +1 Runde
15. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +1
16. Yuki Tsunoda (J), Racing Bulls, +1
Out
Fernando Alonso (E), Aston Martin, Bremsdefekt
Disqualifiziert
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Auto untergewichtig
Pierre Gasly (F), Alpine, Auto untergewichtig
Lewis Hamilton (GB), Ferrari, Bodenplatte zu stark abgeschliffen

WM-Stand (nach 2 von 24 Grands Prix und 1 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Norris 44 Punkte
02. Verstappen 36
03. Russell 35
04. Piastri 34
05. Antonelli 22
06. Albon 16
07. Ocon 10
08. Stroll 10
09. Hamilton 9
10. Leclerc 8
11. Hülkenberg 6
12. Bearman 4
13. Tsunoda 3
14. Sainz 1
15. Gasly 0
16. Hadjar 0
17. Lawson 0
18. Doohan 0
19. Bortoleto 0
20. Alonso 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 78 Punkte
02. Mercedes 57
03. Red Bull Racing 36
04. Ferrari 17
05. Williams 17
06. Haas 14
06. Aston Martin 10
08. Sauber 6
09. Racing Bulls 3
10. Alpine 0


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