GP-Boykott: Wieso die Drohung der Fahrer zahnlos ist
Protagonisten: Die Pirelli-Reifen stehen auf dem Nürburgring im Mittelpunkt
Dass die Reifen-Platzer von Silverstone ein ernst zu nehmendes Problem sind, ist unbestritten. Und dass sich die Piloten angesichts explodierender Hinterreifen und herumfliegender Laufflächen Sorgen um ihr Wohl machen, ist auch nachvollziehbar. Doch eine Woche nach dem Grossbritannien-GP schienen sich die Gemüter wieder beruhigt zu haben – zumindest wenn man den offiziellen Aussagen der Piloten Glauben schenkt. «Es ist gut, dass Pirelli reagiert hat und eine neue Hinterreifen-Konstruktion einsetzt», so der Grundtenor der Helden der Rennstrecke.
Da mutet es etwas seltsam an, wenn gleichentags eine Erklärung der Formel-1-Fahrervereinigung GPDA (Grand Prix Drivers Association) die Runde macht, in der die Fahrer mit einem GP-Boykott drohen, sollten sich die Reifenprobleme auch auf dem Nürburgring zeigen.
Nicht nur, dass die GPDA gar nicht im Namen aller Formel-1-Piloten sprechen kann, da sie nicht alle aktuellen Piloten unter sich vereint: Kimi Räikkönen, Valtteri Bottas und Adrian Sutil sind keine GPDA-Mitglieder. Auch ist es schwer vorstellbar, dass sich die kompetitiven Geister der Königsklasse gemeinsam auf eine Marschrichtung einigen. Es braucht nur einen Querkopf, um die Boykott-Front bröckeln zu lassen. Ganz abgesehen davon stehen nicht alle Piloten unter dem gleichen Druck ihrer Brötchengeber: So dürfte Fernando Alonsos Wort innerhalb von Ferrari ein anderes Gewicht haben als etwa Charles Pics Aussagen bei Caterham.
Und letztlich präzisierte GPDA-Präsident Pedro de la Rosa gegenüber Sportinglife.com: «Es geht nicht um einen Boykott, sondern um Sicherheit. Wenn die Reifenschäden aus den gleichen Gründen auftreten wie in Silverstone – und ein Reifenschaden kann aus den unterschiedlichsten Gründen auftauchen – dann müssen wir uns das genau ansehen, das Ganze überdenken und entscheiden, wie wir vorgehen.»
Im Rennen selbst vertrauen die Fahrer auf Rennleiter Charlie Whiting, der das Rennen als Einziger abbrechen darf, wie De la Rosa betont.