FIA-Präsidentschaft: Jean Todt gegen David Ward
Tagelang war darüber spekuliert worden: Würde der frühere Ferrari-Rennchef und heutige FIA-Präsident Jean Todt (67) überhaupt nicht mehr zu einer zweiten Amtszeit antreten? In Monza beendete Todt (seit 2009 Nachfolger von Max Mosley als FIA-Präsident) diese Gerüchte: «Ja, ich trete gegen David Ward an. Ich will meine Arbeit als FIA-Chef weiterführen.»
Der Engländer David Ward ist mit 57 Jahren nicht nur jünger, er will auch einiges besser machen. Die Basis seines 20-Punkte-Programms: Mehr Transparenz, vor allem in finanziellen Belangen (Was passiert mit jenen 40 Mio Dollar, welche die FIA im Rahmen des neuen Concorde-Abkommens erhalten soll?), professionellere Führung, und, man staune, weniger Macht für den Präsidenten in strafferen, effizienteren Gremien.
Todt hat mit der Bekanntgabe der erneuten Kandidatur vielleicht gewartet, aber hinter den Kulissen hat der clevere Franzose längst die Weichen zur Wiederwahl gestellt: bei einem Abendessen mit fast drei Dutzend Vertretern von Automobilklubs waren einige aus Südamerika angereist!
David Ward zu unterschätzen, wäre ein grosser Fehler: Als Vorsteher der FIA-Stiftung ist er im Automobilverband exzellent vernetzt und kann auf Wähler zählen, die mit dem Führungsstil von Jean Todt unglücklich sind. Ward arbeitet überdies einst als politischer Berater des Labour-Partei-Kandidaten John Smith, er kennt das Wahlgeschäft in- und auswändig.
Ward ging in Monza auch sofort in die Offensive und kreidet Todt an, noch vor Beginn des eigentlichen Wahlprozesses auf Stimmenfang gegangen zu sein – das widerspricht den FIA-Staturen.
Der neue FIA-Chef wird am 6. Dezember gewählt, in Paris. Gewählt wird der neue FIA-Chef von der so genannten Generalversammlung (in welcher die Präsidenten der weltweit tätigen Automobil- und Automobilsport-Klubs sitzen, insgesamt mehr als 230 aus 130 verschiedenen Ländern).