Pirelli: In Singapur sind die Strategen gefragt
Grosse Unterschiede: Zwischen den beiden Reifenmischungen liegt über eine Sekunde
Das Flutlicht knallt auf den welligen Asphalt, die Luftfeuchtigkeit beträgt beinahe 75 Prozent: Die Formel 1 ist in Singapur angekommen. Die beiden freien Trainings vom Freitag haben den Verantwortlichen bei Einheitsreifenausrüster Pirelli eines gezeigt: Der Unterschied zwischen den beiden zur Verfügung stehenden Mischungen Extra-Weich und Medium ist auf dem engen, verwinkelten Stadtkurs massiv.
McLaren-Pilot Jenson Button sprach von drei Sekunden. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery wollte nicht ganz so weit gehen und sagte: «Wir müssen die Daten noch genauer anschauen. Aber wir können schon mal sagen, dass der Reifenabbau nicht gross ist, und es einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Mischungen von etwa zwei Sekunden gibt. Daraus ergeben sich eine Vielzahl neuer Strategie-Möglichkeiten.»
Während den Teams bei der Strategie die Qual der Wahl bleibt, ist die Reifenwahl im Qualifying durch den grossen Unterschied quasi festgelegt. Hembery erklärt: «Wir erwarten, dass sich die meisten Fahrer im Abschlusstraining für den extra-weichen Reifen entscheiden werden. Denn das ist jener Reifen in unseren Sortiment, der einem echten Qualifying-Reifen am nächsten kommt. Was sie dann aber im Rennen anstellen, ist komplett offen.»
Der Brite hat einen Strategie-Favoriten für den Rennsonntag: «Normalerweise würde ich auf zwei Stopps setzen. Aber es kommt extrem drauf an, wie sich das Rennen entwickelt oder sogar darauf, ob überhaupt die ganze Renndistanz gefahren werden kann. Das war im vergangenen Jahr nicht der Fall», erinnert sich Hembery.
Der Pirelli-Motorsportdirektor fährt fort: «Das Rennen hier unterscheidet sich stark von allen anderen. Deshalb ist die Arbeit in den freien Trainings unerlässlich, um Informationen mit verschiedenen Benzinmengen, verschiedenen Fahrzeug-Abstimmungen und den verschiedenen Reifenmischungen zu sammeln. Diese Daten bilden danach das Rückgrat der Strategien der Teams. Aber weil die Wahrscheinlichkeit eines Safety-Car-Einsatzes gross ist, muss die Strategie so flexibel wie möglich bleiben. Ausserdem stellt diese Strecke einen grossen Kontrast zu den beiden zuvor dar. Deshalb war es eine weitere Priorität zu sehen, wie sich die Reifen bei diesen Bedingungen und mit den Set-ups für viel Abtrieb verhalten.»