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Stuck: «Dauersieger haben nicht nur Freunde»

Von Petra Wiesmayer
Hans-Joachim Stuck wurde auch schon ausgepfiffen

Hans-Joachim Stuck wurde auch schon ausgepfiffen

Rennfahrerlegende Hans-Joachim Stuck weiß aus eigener Erfahrung, wie weh Pfiffe einem Rennfahrer tun.

Schön langsam gehört es bei einen Sieg von Sebastian Vettel schon zum «guten Ton», dass unter dem Podium Pfiffe und Buhrufe diverser Anhänger anderer Piloten zu hören sind. Auch am vergangenen Sonntag in Singapur deklassierte der amtierende Champion wieder einmal die Konkurrenz und eilt in der WM-Wertung auf und davon – und wurde ausgebuht. Hans-Joachim «Striezel» Stuck kann die Reaktionen der Fans zwar nicht gutheißen, aber irgendwie verstehen.

«Dauersieger haben nicht nur Freunde, das war immer so», meinte Stuck gegenüber der Abendzeitung München. «Fahrer wie der coole Kimi Räikkönen oder der nette Nico Rosberg haben halt auch ihre Fans. Wenn aber immer nur der Vettel gewinnt, werden die irgendwann sauer. Dann schlagen die sich auf die Seite der Schwächeren, und es kommt leider zu solchen Reaktionen.»

Er könne nur hoffen, dass Sebastian Vettel sich diese offene Ablehnung nicht zu Herzen nehme und sich nicht davon belasten lasse, so Stuck. «Ich kann nur sagen: Lieber Sebastian, mach dir darüber keine Gedanken. Das kann dir völlig wurscht sein, deshalb gewinnst du trotzdem.» Er selbst hätte auch schon Pfiffe gehört, sagte der 62-Jährige, «aber nicht so extrem wie bei Vettel. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass so etwas einem Fahrer nicht guttut. Weil er nicht weiß, was er eigentlich falsch gemacht hat.»

Sebastian Vettel sei als Sieger zwar nicht unsympathisch geworden, aber «er hat nicht das Charisma eines Alonso oder Räikkönen. Entweder du hast es oder du hast es nicht. Da kann der Vettel nichts dafür. Er ist trotzdem ein super Typ. Und da tun die Pfiffe schon weh.»

Fahrer wie Kimi Räikkönen, Fernando Alonso oder Lewis Hamilton würden «viel besser in dieses typische Rennfahrer-Klischee» passen, sagt der ehemalige Formel-1-Pilot. «Der eine macht mit Weibern rum, der andere liegt auch schon mal irgendwo betrunken unterm Tisch. Aber der Sebastian ist positiv gesehen aalglatt. Und Fahrer mit Ecken und Kanten werden zu gewissen Zeiten von den Fans mehr geliebt als einer, der nur Erfolg hat.»

Das Einzige, was Sebastian Vettel gegen die Pfiffe unternehmen könne, sei, nicht mehr zu gewinnen, scherzte Stuck. Dass es dem 26-Jährigen wie Michael Schumacher ergehen könnte, der sich wegen seiner Erfolge auch viel Ablehnung einhandelte, glaubt der Bayer aber nicht.

«Schumacher war auch ein ganz anderer Mensch als Vettel. Sie haben ihn als Fahrer bewundert, aber nicht sonderlich geliebt. Und ohne das abwertend zu meinen: Schumacher hatte es einfacher als Vettel», erklärt er. «Damals gab es nicht so viele Regeln und Beschränkungen. Michael konnte sich als Fahrer noch austoben und musste nicht auf Kommando langsamer fahren, damit die Reifen halten. Umso höher ist Vettels Erfolg einzuschätzen.»

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