MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Sebastian Vettel: Der Sieg hing am seidenen Faden!

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel lässt sich feiern

Sebastian Vettel lässt sich feiern

Der Weltmeister spricht über die Emotionen vor, im und nach dem Triumph von Indien und ein Problem mit dem Auto, das dem Deutschen viele Sorgen machte.

Wer glaubt, dass Sebastian Vettel als überlegener WM-Leader in aller Seelenruhe ins entscheidende Rennen ging, der irrt: «Ich war vor dem Grand Prix sehr nervös», sagt der alte und neue Champion. «Es sind die ganzen Szenarien der möglichen Rennverläufe, die mir durch den Kopf gehen.»

Ein Szenario, das spontan entstanden ist – die Freudenkringel auf der Rennstrecke. Vettel weiter: «Ich konnte jetzt drei Mal hier gewinnen, ich mag diese Strecke sehr. Daher freue ich mich, dass es hier mit dem Titelgewinn geklappt hat. Als mir also mein Renningenieur Rocky über Funk die ganzen üblichen Prozedere durchgeben wollte, habe ich ihm geantwortet – ist mir egal, dieses Mal machen wir etwas anderes. Also habe ich eben die Kringel vollführt und die Handschuhe ins Publikum geschmissen, und der Reaktion zufolge fanden es die Fans cool. Mir selber hat es auch Spass gemacht.»

Vettel betont ja immer wieder, wie hart Red Bull Racing arbeite, selbst wenn alles von aussen immer so leicht aussehe. Aber auch die Fahrt zum Sieg in Indien war kein Spaziergang.

Sebastian: «Wir sind jetzt in den letzten paar Rennen des Jahres, aber noch immer gibt es Bereiche, die uns Sorgen machen. Mark war wegen eines Lichtmaschinenschadens stehen geblieben, also erhielt ich über Funk den Befehl, alles herunterzufahren, was elektrische Energie verbraucht – die Pumpe der Trinkflasche, die Energierückgewinnung. Wir bewegen uns eben auch mit dem Auto immer am Limit, und das kann dann die Folge davon sein.»

Sein Teamchef Christian Horner vertieft: «Nach dem Schaden am Wagen von Mark mussten wir davon ausgehen, dass Vettel das Gleiche ereilen kann. Also haben wir versucht, die Lichtmaschine so gut als möglich zu schonen, indem wir den Energiebedarf herunter fuhren. Gegen Schluss des Rennens haben wir sogar das KERS abgeschaltet. Dann spukte ein Sensor der Lichtmaschine, was unsere Sorgen nicht verkleinert hat. Nun waren wir gewissermassen blind, was eine mögliche Beschädigung anging. Zum Glück ist alles gut gegangen.»

«Die Menschen im Wert erhalten zu wenig Wertschätzung»

«Was mich hin und wieder stört: die ganzen Menschen zuhause im Werk von Red Bull Racing und auch bei Renault erhalten viel zu wenig Anerkennung für ihre Arbeit. Ich bin ja nur eine Art Speerspitze von allem. Wir können uns kaum vorstellen, wie viel Plackerei in so einem Rennauto steckt, wie viele Spezialisten hier ihrer Arbeit nachgehen. Diese Autos stellen Spitzentechnik dar, im Grunde sind es Raketen auf Rädern. Ich kann mich für all diese Arbeit nur mit Siegen und Titeln bedanken und jetzt hier die Gelegenheit nutzen, nochmals zu betonen – ohne diese tollen Menschen im Hintergrund wären diese Siege und Titel nicht möglich.»

«Ich bin meiner Familie so dankbar»

Es war ein weiter Weg von den Kartbahnen bis zu den Formel-1-Strecken dieser Welt. Vettel guckt zurück: «Ich war kein Kind, das von der Formel 1 geträumt hat. Das kam mir so unendlich weit entfernt vor, so unerreichbar. Gut, ich fuhr Kart, aber ich habe auch mit meinen Freunden Verstecken gespielt, wie alle Kinder. Karting war einfach ein Hobby. Die meisten meiner Freunde spielten Fussball, das wollte ich eigentlich auch, aber ich war nicht so gut darin!»«Ich habe viel Zeit in den Kartsport investiert, meine Eltern haben mich immer unterstützt, aber nie zu etwas gedrängt. Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein. Sie haben viel für mich geopfert, aber gleichzeitig hatten wir ein normales Familienleben. Ich hatte nie den Eindruck, dass ich etwas verpasse wegen der Rennerei. Erst mit 15 oder 16 habe ich an die Formel 1 zu denken begonnen, aber es war eher ein Traum als ein Plan.»

Zehn Jahre später ist Vettel ein vierfacher Formel-1-Champion, nur zwei Rennfahrer haben noch mehr Titel geschafft, Fangio und Schumacher.

Sebastian Vettel: «Ich kann es selber kaum fassen ...»

 

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