Rosberg-Schock, Mercedes-Abreise, Pirelli reagiert
Aufregung in der Twitter-Gemeinde über den Pirelli-Test in Bahrain. Was an drei Testtagen in der Wüste von Sakhir passiert, soll nicht an die Öffentlichkeit gelagen (mehr dazu weiter unten). Das hat bislang recht gut geklappt – bis auf eine Ausnahme. Mercedes-Fahrer Nico Rosberg hat getwittert: «Habe mich eben bei Vollgas mit 320 Sachen gedreht, weil auf einer Bahrain-Geraden ein Reifen geplatzt ist. Brauche dringend etwas Toilettenpapier.» Sein Tweet stand nur kurz auf dem Netz, dann war er verschwunden.
Obschon der 2013er-Sieger von Monaco und Silverstone glücklicherweise nirgens anschlug, ist der Silberpfeil dabei offenbar so stark beschädigt worden, dass er nicht rechtzeitig zu reparieren ist, um Rosberg nochmals auf die Bahn schicken zu können. Mercedes packte daraufhin zusammen!
Am Abend gab Pirelli bekannt: «Beim Bahrain-Test haben wir eine Reihe neuartiger Konstruktionen und Mischungen verwendet. Wir streben derzeit danach, die passendste Kombination für die neue Turbo-Ära zu finden. Der von Nico Rosberg verwendete Prototyp wird nicht länger zum Einsatz kommen. Alle Erkenntnisse aus dem Zwischenfall werden nach unserer Analyse dem Autoverband FIA sowie allen Rennställen zugänglich gemacht.»
Drei Tage lang brüllten vier Formel-1-Renner um den Kurs von Bahrain, und – das ist in Zeiten des Internets selten – wir hörten so gut wie kein Sterbenswörtlein darüber. An der Arbeit in der Wüste von Sakhir waren neben Nico Rosberg auch Sébastien Buemi (für Red Bull Racing) sowie Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat (für Toro Rosso).
Vom Test als Ganzes werden wir so viel erfahren wie im vergangenen Mai, als Ferrari (mit einem 2011er Auto) auf dem Circuit de Catalunya für die Mailänder Reifenfirma testete. Etwas bekannter wurde dann der Test von Mercedes mit Pirelli im Anschluss an den Spanien-GP: Der Testskandal war der grosse Aufreger des Formel-1-Frühlings und führt zu einer Bestrafung der Silberpfeile.
Der Grund für das Stillschweigen (abgesehen von der Stellungnahme nach dem Rosberg-Reifenplatzer): Im Grunde handelt es sich nicht primär um einen Test von Formel-1-Teams, sondern um einen des Reifenherstellers. Weder Medienvertreter noch Öffentlichkeit waren zugelassen, die Wege zur Bahrain-Strecke wurden entsprechend abgeriegelt.
Die Erkenntnisse, welche Pirelli sammelte, gelten weitgehend als vertraulich und sind lediglich für interne Zwecke gedacht. Das haben die Mailänder bei privaten Tests immer schon so gehalten, also wieso sollte es jetzt abgesehen vom Rosberg-Zwischenfall anders sein? Ein Autohersteller informiert während der Entwicklungsphase auch nicht über die Fortschritte.
Selbst die vier engagierten Teams wussten nicht, was ihre Fahrer auf die Radträger geschnallt bekamen. In der Regel sind Versuchsreifen einfach nur rund und schwarz, und die Zahlen- und Buchstaben-Kombinationen darauf sind nur für Pirelli richtig zu deuten.