Mario Andretti: «Vettel ist besser als Alonso»
Mario Andretti ist Vettel-Fan
Zwischen 1968 und 1982 fuhr Mario Andretti 131 Formel-1-Rennen und trat gegen Weltmeister wie Sir Jackie Stewart, Graham Hill, Niki Lauda, Emerson Fittipaldi, Nelson Piquet und Alain Prost an. Acht Mal trat er bei den 24 Stunden von Le Mans an und holte 1995 den Klassensieg; er fuhr in der amerikanischen CART-Serie, gewann 1969 die berühmten Indy 500 und 1967 das NASCAR Grand National Event, das Daytona 500.
Der heute 73-Jährige ist dem Regensport noch immer eng verbunden – und outet sich als Fan von Sebastian Vettel. «Er ist eines jener seltenen Talente, die es nur hin und wieder mal gibt und er ist damit gesegnet, dass er auch das momentan wahrscheinlich beste Team hinter sich hat», sagte Andretti bei ESPN. «Wir alle wissen, was Menschen wie Adrian Newey wert sind, solche Leute braucht man.»
Dank dieses Umfeldes und der Erfolge sei der 26-Jährige viel reifer, als sein Alter das vermuten lasse, meinte der Weltmeister von 1978. «Er ist sehr entspannt und wenn du entspannt und selbstbewusst bist, bist du für den Rest des Feldes sehr gefährlich, weil du dann wahrscheinlich die wenigsten Fehler machst und er ist jetzt genau in dieser Position.»
Fernando Alonso ist nicht der beste Fahrer im Feld
Die oft vorherrschende Meinung, dass nicht Vettel sondern Fernando Alonso der beste Fahrer im Feld sei, teilt Andretti nicht. Er vergleicht den viermaligen Weltmeister lieber mit dem erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten: Michael Schumacher. «Man kann schwer sagen, dass er momentan nicht der beste ist. Er hat sich immer weiter verbessert, man kann nicht sehen, dass seine Leistung je nachlässt», lobt der gebürtige Italiener den Deutschen und prophezeit, dass die Entwicklung auch noch weitergeht.
«Vettels beste Leistungen kommen wahrscheinlich erst noch und das sind schlechte Nachrichten für seine Konkurrenten, ein erschreckender Gedanke», sagte Andretti. «Es ist nicht so, dass die anderen nicht nahe an seinem Level sind, aber um ihn herum funktioniert eben alles. Es ist wie zu den Zeiten, als Michael Schumacher an der Spitze war.»
Der siebenmalige Weltmeister, den Andretti als «einen Gott» sah, rangiert in seinen Augen immer noch vor Sebastian Vettel. Sein Comeback 2010 sei zwar enttäuschend gewesen, hätte aber etwas in Michael Schumacher gezeigt, das nichts mit Ergebnissen und Rekorden zu tun habe, findet der Amerikaner. «Ich habe in Michael Schumacher immer mich selbst und meine Liebe zu dem Sport gesehen. Wieso habe ich so großen Respekt für ihn? Weil er ein Comeback gewagt hat, auch wenn es nicht das Comeback war, das er oder alle anderen erwartet hatten. Seine Liebe zum Rennfahren hat aber jegliches andere logische Denken verdrängt», erklärte er.
Michael Schumacher wurde menschlich
«Bevor er zurückkam, war Michael Schumacher nicht menschlich», fuhr Andretti fort. «Niemand hätte je gedacht, dass ihm jemals jemand gleichen würde, aber er wurde menschlich, weil er ein großes Risiko einging. Wieso? Weil er das Fahren liebte. Das bewundere ich am meisten, weil ich es ebenso liebe.»
Die gleiche Liebe zum Rennfahren würde er auch in Sebastian Vettel sehen, betonte Andretti, hat aber auch Verständnis dafür, dass die unglaubliche Siegesserie des Red-Bull-Racing-Piloten für die Fans langweilig war. Vettel sollte sich aber sogar über die Buhrufe freuen, die er in diesem Jahr einige Male über sich ergehen lassen musste, findet Andretti. «Sebastian sagt, das ihn die Buhrufe verletzt haben. Ich sage: <Weißt Du was? Genieße sie.> Wenn ich nämlich auf meine Karriere zurückblicke, wurde ich auch ausgebuht, als ich meine erfolgreichsten Zeiten hatte. Und ich vermisse diese Buhrufe höllisch!»