Williams: McLaren-Trick leicht kopierbar
Das offiziell für legal erklärte, revolutionäre Hinterachsen-Design des neuen McLaren MP4-29 ist eine der grossen Überraschungen, die im Rahmen der ersten Vorsaison-Testfahrten präsentiert wurden. Die Ingenieure aus Woking haben mit einem einfachen Trick die Konkurrenz verblüfft: Die neue Hinterachse besteht oben und unten aus je drei Querlenkern, die mit den Radträgern verbunden sind, wobei die hinteren vier Lenker als vier sogenannte «Beam Wings» fungieren. Damit umgehen die Briten das Verbot des unteren Heckflügel-Elements, das viel Abtrieb generiert.
Auch wenn sich die Formel-1-Experten über Sinn und Unsinn dieser Heckanordnung noch nicht einig sind, denken die ersten schon über das Kopieren dieses Systems nach. Williams-Testteamleiter Rod Nelson ist überzeugt, dass sich die Teams diese Innovation genau ansehen werden: «Das alles wäre ziemlich einfach in ein bestehendes Fahrzeugkonzept integrierbar. Schwieriger wäre es da, eine neue Fahrzeugnasse oder die Front- und Heckflügel anzupassen, denn dann müsste man die Crash-Tests wiederholen.»
Der Brite vermutet: «Ich kann mir vorstellen, dass der Diffusor dadurch besser läuft. Die Querlenker müssen eine aerodynamische Funktion haben, mechanisch macht es ja wenig Sinn, Einbussen beim Gewicht und der Steifigkeit hinzunehmen, wenn man damit nicht etwas Spezielles bezweckt.» Will heissen: Die flügelartigen Querlenker sorgen wie schon das für 2014 verbotene Beam-Wing-Flügelchen für mehr Abtrieb.
Nelson erläutert: «Eines der grössten Probleme stellt in diesem Jahr der Wegfall des Beam-Wing dar. Es ging den Ingenieuren nicht in erster Linie darum, damit selbst viel Abtrieb zu generieren. Vielmehr hat der Beam-Wing einen aggressiveren Konstruktionsansatz beim Diffusor erst ermöglicht. Ich denke, die gleiche Funktion kommt den neuartigen McLaren-Querlenkern zu.»