Ohrfeige von Jean Alesi: «Pilot zählt nichts mehr!»
Jean Alesi beim 2014er Wintertraining in Chamonix
Jean Alesi (49) war no ch nie der geborene Diplomat. Das hat ihm während seiner Karriere nicht immer geholfen, war aber im Umgang mit uns Journalisten immer erfrischend. Von Le Castellet 1989 bis Suzuka 2001 ist der Südfranzose mit sizilianischen Wurzeln 201 Mal am Start eines Formel-1-Grand-Prix gestanden, einmal konnte er gewinnen (ausgerechnet an seinem Geburtstag, beim Kanada-GP 1995). Es war einer der emotionalsten Momente meiner 30jährigen Karriere als GP-Berichterstatter.
Im Rahmen des Genfer Autosalons lässt Alesi – der 2014 in Diensten von Canal+ ausgesuchte Rennen kommentieren wird – an der modernen Formel 1 kein gutes Haar: «Der Fahrer steht komplett im Schatten der neuen Technik. Die neue Formel 1, das ist eine Herausforderung für die Ingenieure, nicht für den Fahrer. Wir sind in eine neue Ära eingetreten, in welcher nur noch die Werkzeuge zählen.»
Alesi weiter: «Die neue Formel 1 ist sehr schwierig und sehr kompliziert. Auf eine gewisse Weise sind wir wieder auf dem Stand vor zwanzig Jahren. Damals bist du ins Rennen gegangen und es war auch hinten und vorne nicht sicher, ob du ins Ziel kommen würdest.»
«Das ist für die Fans toll, aber der Pilot kann nicht mehr nach seinem Instinkt fahren, er ist nur noch ein Element des Fahrzeugs. Er kann sich nicht mehr wie früher auf seine Gegner werfen, weil er technisch vielleicht gar nicht die Mittel dazu hat oder vielleicht in dieser Phase gerade etwas Sprit sparen muss. Mir wäre schon lieber, der Fahrer wäre ein einflussreicherer Faktor als die Technik.»
In Sachen Kräfteverhältnis meint Alesi: «Mercedes ist ein Gigant, der sich minutiös auf die neue Formel-1-Ära vorbereitet hat. Das Ergebnis sehen wir nun. Aber ich glaube auch, dass Ferrari da mitmischen wird. Red Bull Racing liegt zurück, wird sich aber erholen.»