Nürburgring: Stehen die neuen Besitzer bereits fest?
Nürburgring im Fokus: Bekommt HIG Capital den Zuschlag für den Traditionskurs in der Eifel?
Die Nürburgring-Insolvenzverwalter Jens Lieser und Thomas Schmidt werden in diesen Tagen entscheiden, wer der neue Besitzer des altehrwürdigen Nürburgrings wird. Obwohl die Beiden betonen, dass der Investorenprozess noch in vollem Gange ist und ein Verkauf bis Ende März angestrebt wird, deutet alles darauf hin, dass die Entscheidung über den künftigen Besitzer bereits gefällt wurde.
So hat der amerikanische Finanzinvestor HIG Capital mit Sitz in New York, Miami, London, Paris und Hamburg nach Informationen der Kollegen der WirtschaftsWoche vergangene Woche beim Bundeskartellamt den «Erwerb wesentlicher Vermögensteile der Nürburgring GmbH» zur Prüfung der kartellrechtlichen Zulässigkeit angemeldet (Aktenzeichen B6-43/14).
Vergangenen Dienstag liess das Private-Equity-Unternehmen zudem sechs Firmen ins Handelsregister Hamburg eintragen. Der Nürburgring-Komplex soll demnach künftig getrennt verwaltet werden. Neben der NRGH Nürburgring Holding GmbH liess HIG auch eine Nürburgring GP GmbH, eine Nürburgring Nordschleife GmbH, eine Nürburgring Boulevard GmbH, eine Nürburgring Appartment GmbH sowie eine Nürburgring Hotel GmbH eintragen.
Geschäftsführer soll jeweils Meyrick Cox werden, der sehr gute Verbindungen in die Formel 1 haben soll. Er soll sogar über einen in den USA ansässigen Trust selbst Anteilseigner der Königsklasse sein und darüber hinaus auch Teil eines Formel-1-Beratergremiums sein. Cox arbeitete in führenden Positionen für die Investmentbanken Goldman Sachs, Rothschild und Moelis und war mitunter als Berater beim Verkauf des schwedischen Autoherstellers Volvo den chinesischen Hersteller Geely beteiligt.
Der zweite in Motorsport-Kreisen bekannte Name im HIG-Bieterkreis ist Marcus Graf von Oeynhausen-Sierstorpff, der die private Rennstrecke «Bilster Berg» realisiert hat. Der Rennkurs im Teutoburger Wald wurde über einen geschlossenen Fonds ausschliesslich von privaten Geldgebern finanziert.
HIG Capital äussert sich weder zum Nürburgring-Kaufpreis, der von Branchenkennern auf rund 60 bis 70 Millionen Euro geschätzt wird, noch zu einem allfälligen Zuschlag. Sollte ein Kaufvertrag zustande kommen, wird er zuerst unter Vorbehalt unterschrieben. Denn er tritt erst in Kraft, wenn auch mit der EU eine Einigung über allfällige Beihilfeforderungen erzielt wurde. Auch muss dann schon über die Einwände des Vereins «Ja zum Nürburgring» und des ADAC bei der EU-Kommission befunden worden sein.
Der Verein «Ja zum Nürburgring» hatte mit der Begründung dass beim Bietverfahren die Transparenz und das Gebot der Diskriminierungsfreiheit verletzt wurden, bei der EU-Kommission Beschwerde gegen den Investorenprozess eingelegt. Konkret seien jene Bieter diskriminiert worden, die sich für den Einzelerwerb der Nordschleife oder des Grand-Prix-Kurses interessiert hätten.