Minardi: «McLaren wird schwer zu stoppen sein»
Giancarlo Minardi sieht Mercedes an der Spitze
Giancarlo Minardi ist eines der Urgesteine der Formel 1. Der Italiener war von den 1980er Jahren bis 2001 Chef seines eigenen Formel-1-Teams, dann verkaufte er an den Australier Paul Stoddart, verließ das Team aber erst, als es 2006 von Red Bull übernommen und in Toro Rosso umbenannt wurde. Der Verlauf und das Ergebnis des Grand Prix von Australien am vergangenen Sonntag überraschte auch den 66-Jährigen.
«In Melbourne ist genau das Gegenteil von dem passiert, was wir erwarten konnten. In fünfzehn Tagen war die Formel 1 in der Lage, jegliche Vorhersage zu widerlegen», schrieb Minardi direkt nach den Rennen auf seiner Website. «Auf dem Podium standen drei Piloten von drei verschiedenen Teams: Mercedes, Red Bull Racing und McLaren.»
Einzig Mercedes wäre seiner Favoritenrolle gerecht geworden, schränkte der Ex-Teamchef ein. Zum Glück für die Konkurrenz sei Lewis Hamilton aber durch ein Zuverlässigkeitsproblem ausgefallen. «Andernfalls hätten sie einen Doppelsieg gefeiert.»
«Red Bull Racing hatte ein großartiges Comeback, das zeigt, dass sie das Auto mit dem besten Abtrieb haben, auch wenn sie ein Handicap durch den Renault-Motor haben», fuhr er fort, und auch McLaren hätte den ersten Eindruck der Testfahrten bestätigt. «Sobald die Probleme mit dem Motor gelöst sind, werden sie schwer zu stoppen sein.»
Das Team aus Woking habe mit Kevin Magnussen offenbar einen «neuen Hamilton» gefunden, mutmaßt Minardi. «Auf der anderen Seite wurde der Weltmeister Sebastian Vettel von der Technik im Stich gelassen, die letztes Jahr den Unterschied gemacht hat.»
Und auch bei Williams sieht er einen deutlichen Aufschwung. Wäre Felipe Massa nicht von Kamui Kobayashi abgeschossen worden und hätte Valtteri Bottas nicht die Mauer gestreift, wäre das Ergebnis sicher viel besser ausgefallen.
Neben Nico Hülkenberg, «Nico ist ein großatiger Pilot», fand Minardi auch lobende Worte für das zweite Red-Bull-Team. «Toro Rosso verdient auch Lob, da sie mit beiden Autos in die Punkte gefahren sind. Ein großartiges Ergebnis, wenn man bedenkt, dass es nicht durch die Fehler anderer entstand, sondern ganz im Gegenteil, auf der Strecke verdient wurde», sagte er über Jean-Éric Vergne und Neuling Daniil Kvyat.
Der wahre Zeitunterschied der einzelnen Autos und Teams sei schwer einzuschätzen, erklärte Minardi weiter, da man keine genauen Daten über Benzinverbrauch und Strategien habe. Die schnellsten Autos im Feld seien aber sicher der Mercedes von Nico Rosberg und der Ferrari von Fernando Alonso gewesen.
«Mercedes spielt den Fuchs des Rennens, Ferrari ist sowohl beim Auto als auch beim Motor die zweite Kraft», stellt er fest. «Wenn Red Bull Racing die Renault-Kraft voll ausschöpft, wird es schwer werden, mitzuhalten.» Allgemein würden die Teams mit Renault-Antrieb den Abstand sicher verkürzen, ist Minardi sicher.