China: Flaggen-Posse, Millionenschaden für Caterham?
Lewis Hamilton wird in China zu früh abgewunken
Zwei Runden vor Schluss des Grand Prix ausserhalb von Shanghai wurde Formel-1-Starter Charlie Whiting vom chinesischen Renndirektor Zhuang Tao gefragt, ob in der zweitletzten Kurve die weisse Flagge gezeigt werden solle. Allein für diese Flagge müsste der gute Tao die schwarze Flagge erhalten (oder die rote Karte, ganz wie Sie wollen): Seit wann wird das in der Formel 1 bitteschön denn getan? In den USA, gewiss, aber nicht im GP-Sport. Die meisten Fans wissen so etwas, wieso weiss es Tao nicht?
Es kam noch schlimmer. Whiting, leicht perplex, antwortete, nein, natürlich nicht. Worauf Tao dem Mann mit der karierten Flagge sagt: «No flag now.» (Keine Flagge jetzt.) Ob der arme Chinese mit der karierten Flagge in der Hand nur «Flagge jetzt» gehört hat oder das erste «no» (nein) auch als «now» (jetzt) verstand, ist nicht ganz klar. Ein Fehler, der vor dem Hintergrund der angeblich ach so leisen Formel-1-Renner besonders pikant ist.
Jedenfalls funkte Rennleader Lewis Hamilton sofort an die Mercedes-Box: «Äh, ich habe eben die Flagge gesehen!» Und das eine Runde zu früh, in der 55., statt in der 56. Runde. Gemäss Reglement muss in solchen Fällen das Klassement der Runde zuvor verwendet werden, also nach 54 Runden.
Damit war Kamui Kobayashis Überholmanöver gegen den Marussia von Jules Bianchi nutzlos, der Franzose wurde 17., der Japaner 18.
Der SPEEDWEEK.com-Leser wird an dieser Stelle vielleicht sagen: Ja und?
Doch der Fehler der Chinesen könnte am Ende der Saison Caterham Millionen kosten. Derzeit liegt Marussia im Duell mit Caterham vorne, dank zweier 13. Ränge von Max Chilton in Australien und Bahrain (Caterham kommt nur auf einen, dank Kobyashi in Malaysia). Wenn Caterham nachlegt, steht es an 13. Rängen vielleicht bald 2:2. In der WM liegt jenes Team vorne mit den besseren Platzierungen.
Durchaus möglich, dass es dabei zwischen Marussia und Caterham so gleichwertig zu und her geht wie in den letzten Jahren, mit fast identischen Ergebnissen. Und dann kann auf einmal ein 17. Platz mehr den Ausschlag geben über Rang 10 oder 11 in der WM und damit über Unterschiede in der Preisgeldausschüttung und bei Reisevergünstigungen in Höhe von 10 Mio Dollar!
Die Posse um das Ende des Shanghai-GP ist erklärt, aber noch nicht vom Tisch. Für die Chinesen wird die Affäre seitens des Autoverbands FIA keine Folgen haben, gemäss unseren Recherchen ist keine Untersuchung in Gang. Welche Auswirkung das Malheur für Caterham hat, werden wir erst im Herbst wissen.