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Nico Hülkenberg: «GPDA-Direktor? Ich würds überlegen»

Von Mathias Brunner
Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg

Der Force-India-Fahrer über die Staubwüste Circuit de Barcelona-Catalunya, das verschobene Kräfteverhältnis und politische Ambitionen in der Fahrergewerkschaft.

Einige Häuser weiter hält Ferrari-Präsident Luca Montezemolo Hof. Ein Kollege einer Nachrichtenagentur wird später schimpfen: «Eine Viertelstunde meines Lebens vergeudet. 15 Minuten lang nur heisse Luft, typisches Politikergefasel, viel geredet und nichts gesagt, alles Mist.» Vielleicht hat sich der erzürnte Kollege bei der Wortwahl vom gewieften Redner Montezemolo inspirieren lassen, der allen unter die Nase rieb, er sei schon seit 1973 in der Formel 1 und «viele junge Leute schreiben heute jede Menge Mist über die Formel 1, ohne einen Schimmer von Historie zu haben».

Jedenfalls konnte sich Montezemolo nicht darüber beklagen, kein Publikum zu haben, was uns zu Nico Hülkenberg führt, der sich freute, dass immerhin drei Berichterstatter den Weg hinunter zu Force India gefunden hatten ...

Nico, woran hast du an diesem Trainingstag Freude, womit bist du nicht ganz zufrieden?

Nicht so zufrieden bin ich mit unserer Leistung (am Morgen Zwölfter, am Nachmittag Elfter, M.B.), das generelle Fahrverhalten schmeckt mir nicht, die Balance ist verbesserungsbedürftig. Es ist nicht dramatisch – immerhin liegen wir nur drei Zehntelsekunden von Rang 6 entfernt. Aber die drei Grossen Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing liegen derzeit ausser Reichweite. Wir haben auch mit dem weicheren Reifen nicht jenen Sprung gemacht, den wir uns erhofft hatten. Da müssen wir mehr lernen und zulegen.

Viele Teams haben Verbesserungen nach Barcelona mitgebracht. Spiegelt sich das bereits in der Rangliste wider?

Es ist noch zu früh, das endgültig zu sagen, aber es deutet sich schon an, dass wir im Mittelfeld mehr Gegenwind erhalten als in den ersten Rennen. Weiter nach vorne wird für uns sowieso schwierig, wir müssen schauen, dass wir nicht nach hinten rutschen.

Wird der Reifenverschleiss ein so grosses Thema wie viele glauben?

Ja. Barcelona ist oft so. Es ist verhältnismässig warm, und die ganzen schnellen, langgezogenen Kurven gehen extrem auf die Reifen. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir einen Chaos-GP erleben werden, aber ich kann mir schon vorstellen, dass wir etwas mehr Boxenstopps sehen als in anderen Rennen. Für die meisten war es letztes Jahr ein Vierstopper. Dazu kommt, das das Überholen hier ganz schwierig ist, denn so bald du von der Ideallinie ausscherst, fährst du voll in den Reifenabrieb rein, da schadest du dir erheblich.

Ist der zweite DRS-Sektor hier im Grunde für die Katz?

Ja, eigentlich schon. Aber es gibt keinen Platz, wo man sie sonst hätte platzieren können. Ich sehe dort eher keine Überholmanöver durch flach gestellte Heckflügel, dazu ist die Gerade dort einfach zu kurz.

Von aussen sah der Kurs im ersten Training sehr schmutzig aus.

Der Eindruck stimmt, es war extrem dreckig. Wenn du hinter einem Gegner gefahren bist, dann hast du richtig sehen können, wie der Wagen den Staub aus den Poren des Asphalts heraus saugt. Es war viel extremer als in anderen Jahren. Vielleicht hat es hier in den vergangenen Wochen Unwetter gegeben, so dass mehr Dreck auf die Bahn gekommen ist, keine Ahnung. Du rutschst dann extrem, wir sind sowieso alle eher langsam unterwegs. Im zweiten Training war die Strecke besser.

Was sagen die Dauerläufe?

Da wird es im Mittelfeld sehr umkämpft – McLaren, Williams, wir und neu auch Sauber sehe ich da auf Augenhöhe.

Wie siehst du die Situation an der Spitze?

In den nächsten zwei bis sechs Wochen tut sich da nichts. Wenn überhaupt jemand die Silberpfeile gefährdet, dann eher in der zweiten Saisonhälfte.

Wird nach Spanien der Monaco-GP die beste Chance für die Gegner, Mercedes ein Bein zu stellen?

Dort werden Teams vorne auftauchen, die an sich einen Nachteil haben. Monaco ist keine Motorenstrecke. Wenn du da einen Renault-Motor im Heck hast, mit vielleicht nicht ganz so viel Qualm an der Kette wie der Mercedes-Motor, ist das nicht so von Nachteil wie auf einer Power-Strecke. Aber ob das reicht, um Mercedes zu gefährden, ist eine andere Frage.

Pedro de la Rosa will als GPDA-Chef abtreten. Wäre ein Posten als Direktor nicht etwas für dich?

(Die GPDA besteht aus drei Direktoren mit einem Chef, derzeit sind das neben dem Gremiumsleiter de la Rosa die beiden Weltmeister Jenson Button und Sebastian Vettel, M.B.)

Also als Kopf der GPDA sehe ich schon einen Weltmeister, der vielleicht etwas mehr Macht hat. Aber wenn Vettel oder Button für de la Rosa nachrückt und man würde mich fragen, dann würde ich mir das durchaus überlegen.

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