2. Training Monaco: Kimi Räikkönen und Fans betrogen
Kimi Räikkönen wirkt für die Fans auch im dritten Gang schnell
Eine Stunde vor dem zweiten freien Training guckten GP-Tross und Fans ungläubig in die dunklen Wolken hoch: ja, das war wirklich Hagel, der da runterkam. Hagel ging danach in einen hartnäckigen Regen über, und selbst als sich der auf wenige Tropfen reduzierte, war klar – die Bahn würde mindestens zu Beginn des zweiten freien Monaco-Trainings nass sein.
Gretchenfrage für die Piloten: Fahren oder nicht fahren?
Wo doch die jüngsten Prognosen besagen, dass es im Abschlusstraining vom Samstag sowie im Rennen am Sonntag trocken sein wird.
Damon Hill, Formel-1-Champion des Jahres 1996: «Ich würde auf alle Fälle fahren, nur um ein Gefühl für die nasse Bahn zu erhalten und um gerüstet zu sein, sollten sich die Wetterfrösche irren und es ist am Renntag eben doch nass.»
Leider hört die junge Generation nicht besonders auf die Weisheit der Älteren.
In der ersten halben Stunde wagte sich nur Williams-Fahrer Valtteri Bottas für eine Installationsrunde auf die Bahn – und stand ausgangs Rascasse so furchterregend quer, dass er gleich wieder an die Box fuhr.
Der Formel-1-Tross drehte Däumchen, die Sonne tat ihr Bestes, um die Wolken zu vertreiben, und so mancher Fan auf der Tribüne wird sich gefragt haben, wieso er mehrere hundert Euro investiert hat, um Asphalt beim Trocknen zuzusehen. Verständlicherweise waren nicht alle Formel-1-Freunde begeistert, wie einzelne Pfiffe unterstrichen. Generell jedoch reagierte die Menge verblüffend gleichmütig.
Lotus-Fahrer Romain Grosjean entschuldigte sich: «Wir haben nicht so viele Stück des neuen Frontflügels dabei, die wollen wir nicht riskieren.»
Die Lotus-Fahrer sind sowieso gebrannte Kinder in Monte Carlo: Weder Grosjean noch Pastor Maldonado haben hier je ein Formel-1-Rennen zu Ende fahren können!
Und wenn wir schon beim Thema nasse Bahn und Monaco sind: Es regnete zum Schluss des Rennens 2012, der letzte echte Regen-GP von Monaco war 2008 – als Lewis Hamilton im McLaren triumphierte.
Probleme für Kimi Räikkönen
Nach 40 Minuten hatte Adrian Sutil Erbarmen mit den Fans und führte seinen Sauber aus, gefolgt von den Toro-Rosso-Fahrern sowie den Duos von Ferrari und McLaren.
Erstes Trainingsopfer: Kimi Räikkönen humpelte im Ferrari eine Runde um den Kurs und kam dann gleich wieder an die Box. Antrieb war zwar da, aber Kimi konnte nicht wie gewünscht beschleunigen und hochschalten – das Getriebe steckte im dritten Gang fest. Sky-Experte Anthony Davidson: «Das deutet auf einen Hydraulikschaden hin.»
Der Finne stieg aus und machte sich auf eine lange Pause gefasst. Schon in China hatte er fast den ganzen ersten Trainingstag verloren, weil ihn die Technik seines Ferrari betrogen hatte. In der Saison 2014 gilt bislang: ein übler erster Tag führt bei Kimi zu einem mässigen Abschlusstraining und zu einem mässigen Rennen.
Der Getriebeschaden, wenig später bestätigt, hat jedoch keine Konsequenzen für den Formel-1-Champion von 2007: es handelt sich um ein Getriebe, das nur im Training eingesetzt wird.
Pech hatte auch ein Red Bull Racing-Mechaniker, dessen linker Fuss unter ein Vorderrad von Daniel Ricciardos Wagen eingeklemmt wurde, als der RBR-Renner zurück in die Box geschoben wurde. Der Schrauber kam mit einer Stauchung davon.
Training wenig aussagekräftig
Eine halbe Stunde vor Trainingsende hatte sich noch kein Fahrer mit Slicks auf die Bahn gewagt, das halbe Feld war in der Box geblieben, darunter auch die beiden Mercedes-Fahrer.
Zehn Minuten vor Schluss ging Jean-Eric Vergne als erster Fahrer mit Trockenreifen raus, mit der gelb gekennzeichneten weichen Mischung (die superweichen Pirelli sind rot gekennzeichnet).
Vergnes Stallgefährte Daniil Kvyat, die beiden Marussia-Fahrer sowie Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo, dazu auch Force-India-Fahrer Nico Hülkenberg fuhren hingegen mit dem superweichen Reifen auf die Bahn. Die Zeiten purzelten jetzt nur so, die Reihung ist jedoch nicht repräsentativ – weiche Reifen, superweiche Reifen, freie Runde, vom Verkehr aufgehalten, Reifen auf Temperatur oder eben nicht, das führte zu einem bunt durchmischten Feld.
Sky-Experte Martin Brundle bei der Schwimmbadpassage: «Der Williams liegt auffällig gut, der Ferrari von Alonso ist hingegen sehr lebhaft. Die Sauber-Fahrer haben alle Hände voll zu tun. Der Silberpfeil widerlegt die Theorie, dass Hamilton und Rosberg nur des Motors wegen so überlegen sind – der Wagen wirkt sehr gutmütig, und das ist in Monaco immer von Vorteil.»
Kurz vor Schluss rutschte Caterham-Fahrer Marcus Ericsson vor dem Tunnel harmlos geradeaus.
Top-Ten nach dem wenig aussagekräftigen Training: Ferrari-Star Fernando Alonso vor WM-Leader Hamilton, gefolgt von Vettel, Vergne, Bottas, Pérez, Hülkenberg, Button, Ricciardo und Magnussen.