Nico Rosberg: Bestraft wie Michael Schumacher 2006?
Michael Schumacher in Monaco 2006
Ein Deutscher auf Pole-Position, aber viel grimmige Mienen im Monaco-Fahrerlager – war da nicht was? Ja, genau: Vor acht Jahren erlebten wir hier in Monte Carlo die so genannte Affäre Rascasse – und es ist durchaus möglich, dass die Entscheidungsfindung der Rennkommissare heute wieder bis tief in die Nacht dauern wird wie 2006!
Was war damals passiert?
Im Qualifying zum Monaco-GP 2006 fuhr der damalige Ferrari-Star Michael Schumacher die schnellste Zeit. Wenige Sekunden vor Ende des Trainings schien er eingangs der engen Rascasse-Kurve die Kontrolle über den Boliden zu verlieren, der siebenfache Weltmeister bremste hart ab und liess das Fahrzeug dann so stehen, dass er weder weiterfahren konnte, noch andere Fahrzeuge ohne Sicherheitsbedenken passieren konnten und folglich gelbe Flaggen geschwenkt werden mussten.
Dadurch wurden einige hinter ihm fahrende Piloten behindert – neben Fernando Alonso (damals mit Renault) auch, ironischerweise, Nico Rosberg (damals Fahrer von Williams), die beide auf einer schnellen Runde waren – und sie alle konnten sich deshalb nicht verbessern. Schumacher gab an, ihm sei nach einem Fahrfehler der Motor abgestorben, da die verwendete Bordelektronik nach zehn Sekunden aus Sicherheitsgründen den Motor automatisch abschalte.
Die Rennleitung beurteilte (nach achtstündiger intensiver Beratung und ausgiebigem Sichten von Daten und Videos) Schumachers Verhalten als vorsätzlich und grob unsportlich; er wurde von der Pole-Position auf den letzten Startplatz zurückversetzt.
Könnte Nico Rosberg heute das Gleiche passieren?
Die Rennkommissare Paul Gutjahr (Schweiz), Jose Abed (Mexiko), Derek Warwick (England) und Christian Calmes (Monaco) haben viel Arbeit vor sich, nicht nur wegen Rosberg.
Sie haben auch Felipe Massa, Marcus Ericsson, Esteban Gutiérrez, Sergio Pérez, Pastor Maldonado und Daniil Kvyat zum Interview gebeten. Bei Massa und Ericsson geht es um die Kollision im ersten Quali-Segment, bei den anderen Vier um angebliches Behindern.
Nico Rosberg beteuert, nichts Unrechtes getan zu haben. Und die Daten, so Rosberg, würden das auch bald zeigen. «Ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich habe Lewis erst gesehen, als ich versuchte, mit dem Rückwärtsgang aus meiner misslichen Lage herauszukommen. Das ist alles natürlich nicht fabelhaft, aber ist es nun mal. Für einen kurzen Moment hatte das Rad blockiert, das reichte, um geradeaus zu rutschen. Ich versuchte verzweifelt, einzulenken und um die Kurve zu kommen, aber es ging nicht.»
Wenn Rosberg bei den Rennkommissaren weilen wird (was erst nach 17.00 Uhr passieren kann, wegen des GP2-Rennens), wird er auch erklären müssen, wieso er mit dem Rückwärtsgang zurück auf die Bahn zu fahren versuchte. Auch das ist nicht eben ein übliches Manöver.
Bis die Rennkommissare nicht zu einem anderen Schluss kommen, gilt für Nico Rosberg die Unschuldsvermutung.