Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Kanada: Fernando Alonso top, Kimi Räikkönen im Elend

Von Vanessa Georgoulas
Fernando Alonso war im ersten freien Training zum Kanada-GP der Schnellste

Fernando Alonso war im ersten freien Training zum Kanada-GP der Schnellste

Ferrari erlebte im ersten freien Training zum Kanada-GP ein Wechselbad der Gefühle. Während Fernando Alonso die Bestzeit aufstellte, musste Kimi Räikkönen um seinen V6-Turbo-Motor fürchten.

Die Formel-1-Stars bekamen in Montreal pünktlich zum ersten freien Training und zum ersten Mal in dieser Woche ein Stück blauen Himmels zu sehen. In den Tagen zuvor hatten schwere Gewitter die Ankunft der Fahrerlager-Dauergäste in der Millionenmetropole am Sankt-Lorenz-Strom erschwert (mehr dazu lesen Sie HIER), und auch am Freitag lag der grösste Teil der Strecke unter einer Decke von schweren Regenwolken.

Nicht nur die Piloten nutzten die trockenen Stunden, auch zahlreiche Zaungäste fanden sich zur ersten Probefahrt der Königsklasse am Circuit Gilles Villeneuve ein – darunter auch Rallye-Legende Carlos Sainz und Jean Alesi, der beim Montreal-GP von 1995 im Ferrari siegte. Zuschauen musste auch Caterham-Hoffnungsträger Kamui Kobayashi, der für den amerikanischen Nachwuchs-Piloten Alexander Rossi Platz machen musste.

Die Zuschauer bekamen viele neue Teile zu Gesicht, wie SkyTV-Experte Marc Surer erklärt: «Die meisten Teams setzen hier einen neuen Heckflügel ein, und entsprechend auch einen modifizierten Frontflügel.» Der ehemalige Formel-1-Pilot weiss: «Das Bremsen wird hier eine Herausforderung. Dabei spielt der Wind eine grosse Rolle. Die Bremspunkte verändern sich je nach Windstärke und  -richtung.»

Zwangspause für Nico Rosberg

Um sich auf den High-Speed-Kurs einzuschiessen, rückten die meisten Piloten auch gleich aus.  Mercedes-Star Nico Rosberg war mit einer Kamera unterwegs, die den neuen Heckflügel seines Silberpfeils im Visier hatte. Surer erklärt: «Sie wollen wissen, wie sich der neue Flügel verhält.» Der fünffache GP-Sieger hatte bald darauf ganz andere Sorgen als die Evaluation der neuen Teile: Nach 40 Minuten musste er eine Zwangspause einlegen, weil seine Batterie gecheckt wurde. Zu diesem Zweck mussten die Mercedes-Mechaniker den Unterboden seines Silberpfeils abschrauben.

Auch bei seinem Teamkollegen Lewis Hamilton gab’s Probleme. Das Team teilte dem Weltmeister von 2008 per Boxenfunk mit, dass die Strecke einige Funklöcher aufweise und die Telemetriedaten entsprechend bruchstückhaft bei den Boxenmauer-Verantwortlichen ankam. Doch das war nur eine der Sorgen, die den Ingenieuren Kopfzerbrechen bereitete. Auch die Reifen sorgten für ernste Gesichter in der Box und unter den Helmen. Die Wärme-Kamera offenbarte, dass die Reifen nur sehr schwer auf Temperatur zu bringen waren.

Surer nimmt Reifenausrüster Pirelli in Schutz: «Man kann den Pirelli-Ingenieuren nicht verübeln, dass sie nach dem Fiasko vom vergangenen Jahr sichergehen wollen und deshalb die Reifenmischungen härter ausgelegt haben. Natürlich ist es mühsam, wenn es drei Runden dauert, bis die Betriebstemperatur erreicht wird. Aber es ist immer noch besser, als dass dir die Reifen um die Ohren fliegen.»

Gemischte Gefühle bei Ferrari

Ferrari erlebte ein Wechselbad der Gefühle. Während Fernando Alonso die Bestzeit fuhr, quälte Kimi Räikkönen ein Problem mit der Luft in den Brennkammern, das einen Motorschaden auslösen könnte.

Der Erste, der seinen Dienstwagen in die Wand setzte, war Jules Bianchi. Der Marussia-Pilot, der in Monaco mit den ersten WM-Punkten seiner Karriere für Furore gesorgt hatte, schlug ausgangs der fünften Kurve an. Dabei zog er sich einen Aufhängungsbruch zu. Hinterher erklärte er kleinlaut: «Der Mauerkuss war etwas zu heftig! Ich suchte die Grenze, dabei habe ich es etwas übertrieben, mein Fehler. Wir müssen nun sehen, was wir alles am Wagen wechseln müssen.»

Surer kommentierte: «Da ist er offenbar ein bisschen zu weit rausgekommen und auf dem Gas geblieben.» Und Ex-GP-Pilot Johnny Herbert erklärte: «Eine typische Stelle von Montreal, die dich als Fahrer anspringt. Aber jeder Fahrer weiss, dass du dort extrem aufpassen musst. Da gibt es keine Ausreden.»

 Auch die Elektronik sorgte für Probleme: Williams-Pilot Felipe Massa wurde von einem ERS-Problem ausgebremst, Toro Rosso-Fahrer Jean-Eric Vergne vermeldete einen Batterie-Schaden und auch Sauber-Pechvogel Esteban Gutiérrez kämpfte mit einem Problem mit der Energierückgewinnung.

Am Ende mussten sich die bisher dominierenden Silberpfeil-Piloten mit dem zweiten und dritten Platz begnügen, wobei Hamilton der Schnellere war. Dahinter reihte sich Champion Sebastian Vettel vor Williams-Talent Valtteri Bottas auf der Zeitenliste ein. Vettels Red Bull Racing-Teamkollege Daniel Ricciardo, das McLaren-Duo Jenson Button und Kevin Magnussen, Räikkönen und Vergne komplettierten die Top-Ten.  

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