Jean-Michel Jalinier (Renault): «Niemand schreit rum»
Renault-Sport-Präsident Jean-Michel Jalinier: «Die Energie, die man aus jedem Tropfen Sprit gewinnen kann, ist sehr wichtig»
Welche Rolle spielt der Treibstoff bei der Aufholjagd auf Mercedes?
Das Benzin ist sehr wichtig, wenn es um die Leistung geht. Denn das neue Reglement sieht eine Durchflussmengenbegrenzung von 100 kg pro Stunde vor. Das heisst, wir alle haben die gleichen Spritmengen zur Verfügung. Deshalb ist die Energie, die man aus jedem Tropfen Sprit gewinnen kann, sehr wichtig. Je mehr Energie man aus jedem Tropfen herausziehen kann, desto grösser ist der Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Man kann so leicht ein bis zwei Prozent Leistung herausholen, was in der Formel 1 sehr viel ist. Der Treibstoff ist ein wichtiger Teil der Gesamtperformance geworden.
Wie läuft die Treibstoffentwicklung bei Renault ab?
Wir entwickeln parallel zu unserem Treib- und Schmierstoffpartner Total. Gemeinsam werden wir zu verschiedenen Zeitpunkten neue Treibstoffe einführen, wie etwa in Spielberg.
Wie muss man sich das vorstellen? Ist es nicht so, dass vor Saisonbeginn eine Probe abgegeben werden muss?
Die Grundformel muss sich innerhalb eines zuvor festgelegten Rahmens bewegen. Man muss die richtige chemische Zusammensetzung finden und diese bei der FIA bestätigen lassen, bevor man einen neuen Treibstoff einsetzt. Die Forschung im Treibstoff-Bereich ist hart umkämpft und sehr kompliziert. Wenn ein Treibstoff sehr gut ist, aber nicht den Vorgaben entspricht, dann nützt er wenig. Total muss also eine Lösung finden, die im Rahmen der Vorgaben liegt. Diesen Kompromiss zu finden, ist sehr wichtig.
Wie oft wurde der Treibstoff denn schon verändert? Ist das die dritte Variante?
Auf der Strecke ist es die erste Variante, die wir als geprüften Treibstoff eingeführt haben. Aber wir haben viel getestet. Und davor hat Total noch viel mehr ausprobiert. Es gibt sehr viele Tests, bevor ein Benzin bei der FIA landet.
Ist es nicht schwierig, dass so viele Parameter, wie etwa der Treibstoff, sich stetig verändern? Stört das die Aufholjagd?
Das neue Benzin und die Meereshöhe muss man natürlich berücksichtigen, was die Arbeit natürlich nicht verringert. Die neuen Motoren neigen zum Klopfen, und auch da können wir mit dem richtigen Sprit entgegenwirken. Man muss also vieles beachten.
Welches ist die grösste Baustelle am Auto von Sebastian Vettel? Das Chassis, der Antriebsstrang oder der Treibstoff?
Schwer zu sagen, der Saisonstart war in jeder Hinsicht schwierig, der Druck, der auf uns lastet, ist sehr gross. Wir leiden sehr unter der Situation, denn jeder Einzelne ist sehr motiviert und hat sich dem Ziel verschrieben, unser Comeback an die Spitze so schnell wie möglich zu realisieren.
Zuletzt wurden kritische Stimmen aus dem Red Bull Racing-Lager laut. Wie gehen Sie damit um?
Die Zusammenarbeit ist sehr intensiv, wir stehen täglich in Kontakt. Der Plan ist klar. Aber auf Arbeitsebene läuft alles reibungslos ab. Niemand schreit rum, die Stimmung ist gut und konstruktiv.