Charlie Whiting: «Alle waren für stehende Re-Starts»
FIA-Rennleiter Charlie Whiting: «Die Piloten werden diese weiterhin nutzen, um sich frische Reifen zu holen»
Dass die Formel-1-Piloten ab 2015 nach jeder Safety-Car-Phase einen stehenden Start überstehen müssen, kam bei den Betroffenen nicht sehr gut an. Force India-Pilot Nico Hülkenberg erklärte etwa auf Nachfrage von SPEEDWEEK.com: «Aus Fahrer-Sicht ist es natürlich bitter, wenn du zuvor geführt hast. Safety-Car-Phasen sind ohnehin schon eine Strafe, weil man dann den Vorteil verliert. Dass man da noch das Risiko eines Starts hat, ist aus Sicht der Fahrer und Teams natürlich nicht erwünscht.»
Dem widerspricht FIA-Rennleiter Charlie Whiting in einer Medienrunde im Fahrerlager von Silverstone. Der Brite erklärt: «Man darf nicht vergessen, dass die Idee von einem Team kam. Diese habe ich den anderen Teams dann vorgelegt und die fanden das alle auch eine ziemlich gute Idee. Ehrlich gesagt habe ich selten erlebt, dass eine neue Idee mit so viel Enthusiasmus begrüsst wurde. Die Teams standen zu 100 Prozent dahinter. Und anschliessend waren dann auch die Strategie-Gruppe, die Kommission und der Weltrat dafür.»
Whiting räumt aber auch ein: «Natürlich gibt es da noch ein paar Schwierigkeiten, die wir aus dem Weg räumen müssen. Statistisch steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass es Kleinholz gibt. Doch kein Fahrer ist auf Unfälle aus und deshalb werden auch alle vorsichtig sein. Auch dass die Piloten auf abgenutzten Reifen starten, ist eine falsche Annahme. Denn vor dem stehenden Start wird die Safety-Car-Phase wie gewohnt ablaufen. Das heisst, die Piloten werden diese weiterhin nutzen, um sich frische Reifen zu holen. Deshalb zweifle ich persönlich daran, dass es riskanter ist, einen stehenden Start zu absolvieren.»
Das sieht man beim Reifenausrüster nicht ganz so locker. Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery: «Natürlich ist das keine ideale Situation. Die Reifen würden abkühlen – das passiert ja schon bei langsamer Fahrt hinter dem Safety-Car. Solange die Standzeit keine fünf oder zehn Minuten beträgt, wäre es aber machbar. Wir müssen abwarten, wie diese Regel im Detail umgesetzt wird. Mit den aktuellen Reifenkonstruktionen sollte es möglich sein – immer vorausgesetzt, man verliert nicht zu viel Zeit.»
Doch die Technik-Sorgen der Rennfahrer gehen weit darüber hinaus. So warnte der ehemalige GP-Pilot und heutige TV-Experte Alex Wurz vor möglichen Folgeproblemen: «Da wäre zum einen die Kupplung, zum anderen die Bremsen – da kann es dann gefährlich werden. Man muss also auch immer die Sicherheit bedenken und in Betracht ziehen, welchen Rattenschwanz an Problemen das verursacht. Man muss auch schauen, ob das dann wiederum viele Kosten verursacht.»