Nico Rosberg (1.) zum Versagen von Lewis Hamilton
Nico Rosberg: Vierte Pole-Position in diesem Jahr
Die Wechselverhältnisse von Silverstone haben die Startaufstellung zum Britischen Grand Prix tüchtig durcheinander gewürfelt. Zur richtigen Zeit auf der Bahn zu sein, war elementar, und nicht jeder Fahrer kann das von sich behaupten.
Während der Aufwärmrunde zum letzten Sturmlauf maulte Nico Rosberg über Funk: «Sagt Lewis vor mir, er solle gefälligst Tempo aufnehmen!» Konnte Hamilton aber nicht, weil vor ihm Force-India-Fahrer Sergio Pérez fuhr.
Rosberg schaffte es dann exakt mit einer halben Sekunde Reserve noch über die Ziellinie, um eine letzte schnelle Runde zu fahren, der hinter ihm fahrende Pérez guckte in die Röhre.
Was dann passierte, war auf den ersten Blick bizarr.
Lewis Hamilton erhielt über Funk die Ansage «Wenn du nicht schneller bist, dann lass Nico bitte vorbei», was Hamilton vor der Stowe-Kurve prompt tat – Nico fuhr daraufhin zur vierten Pole des Jahres (nach Bahrain, Monaco und Kanada), Hamilton musste sich mit Rang 6 begnügen, hatte die Runde abgebrochen!
Nico Rosberg nach seiner insgesamt achten Pole-Position in der Formel 1: «Das war verrückt! Die Verhältnisse haben sich ständig geändert. Eigentlich wollten wir zum Schluss gar nicht mehr fahren, weil es wieder zu regnen begonnen hatte. Aber ich dachte – na gut, zu verlieren habe ich auch nicht viel, und auf einmal fand ich in den letzten paar Kurven massiv Zeit. Meine letzte Runde habe ich quasi im Getriebe von Lewis begonnen, oben sah ich bei Start und Ziel schon die rote Ampel aufleuchten, ich dachte, meine Zeit würde gar nicht mehr zählen. Lewis hat dann seine Runde abgebrochen, ich raste weiter, weil ich dachte – in den letzten drei Kurven kann ich vielleicht noch was packen, und das hat wunderbar geklappt.»
«Anfangs war ich enttäuscht, dass ich da hinter Hamilton herfahren muss. Ich dachte mir – Mist, meine Chance ist vertan. Dann hat Hamilton in Kurve 4 einen Fahrfehler gemacht, vor Stowe hat er mich passieren lassen, ich gab weiter Gas, und es hat gereicht ...»
«Wenn sich die Verhältnisse so ständig verändern, wenn du mitten in so einem Durcheinander steckst, dann brauchst du nicht nur vom Team ein gutes Timing, du brauchst auch ein wenig Glück. Bei solchen Verhältnissen geht es oft um Risiko-Minimierung – das perfekte Quali bringst du unter solchen Bedinungen sowieso nicht hin. Heute ist sehr viel richtig gelaufen.»
Was bedeutet das fürs WM-Duell der beiden Silberpfeil-Stars?
Nico weiter: «Lewis ist nur Sechster, der wird aber im Rennen nach vorne kommen, da bin ich mir ganz sicher. Ich erwarte, dass er mir das Leben erneut schwer machen wird. Aber der Grundstein für ein gutes Ergebnis ist gelegt.»
Rosberg scheint ganz ordentlich am psychlogischen Gerüst von Lewis Hamilton zu rütteln – der Engländer hat nun zum fünften Mal dieses Jahr im Abschlusstraining einen groben Fehler gemacht.
Nico Rosberg hatte am Donnerstag hier in Silverstone gesagt, er wolle den Schwung aus den vergangenen GP-Wochenenden behalten. Im Abschlusstraining zum Britischen Grand Prix ist ihm das schon mal gelungen.