Ecclestone-Prozess: «Ich hatte Angst vor der Pleite»
Bernie Ecclestone kam in München zum erstebn Mal selbst zu Wort
Bisher kamen im Bestechungsprozess um Bernie Ecclestone in München nur Andere zu Wort. Der Brite selbst beschränkte sich auf Erklärungen, die seine Anwälte vorlasen. Am Dienstag, dem 18. Verhandlungstag, sagte Ecclestone zum ersten Mal selbst aus und beschrieb die Lage aus seiner Sicht. Die Wörter Bestechung und Erpressung fielen während der Aussage nicht.
Als Grund für die Zahlung von 44 Millionen Dollar an Gerhard Gribkowsky gab Bernie Ecclestone Angst vor Armut an. Der ehemalige BayernLB-Vorstand habe wiederholte Andeutungen gemacht, die seinen finanziellen Ruin bedeutet hätten. «Ich hätte nicht annähernd das Geld gehabt, um die Steuerforderung von zwei Milliarden Pfund zu begleichen. Ich wäre dann im Alter von 76 Jahren bankrott gewesen und ohne eine Armbanduhr», wird er von der Nachrichtenagentur dpa zitiert.
Gribkowskys Anspielungen, dass er immer noch mit seiner Familienstiftung Bambino verbunden sei, hätten gegebenenfalls ernste steuerliche Konsequenzen für ihn gehabt und «da bin ich dann etwas nervös geworden», sagte Ecclestone. Sein Vertrauter und Rechtsberater Stephen Mullens hätte jedoch eine Lösung parat gehabt. «Du musst den Kerl los werden. Zahl ihn aus», habe der ihm sein daraufhin geraten, erinnerte sich der 83-Jährige.
Gribkowsky hätte ihm schon erzählt gehabt, dass er sich mit dem Gedanken trage, ins Immobiliengeschäft einzusteigen. «Dann fing er damit an, ich könne sein Partner sein in einem Immobiliengeschäft oder ihm Geld leihen», erzählte Ecclestone weiter. «Und deshalb fragte ich Gribkowsky: Wieviel brauchst Du denn? Übertreib's aber nicht. Würden 50 Millionen Dir helfen, dass alles zu tun, was du tun willst? Das sagte ich in der Hoffnung, dass es ihn stillhalten würde.» Das Wort «Erpressung» benutzte er absichtlich nicht, das würde zu weit gehen. «Denn das ist ja ein sehr schwerer Vorwurf.»
Fraglich ist jedoch, ob die Staatsanwälte Ecclestones Aussagen Glauben schenken. Bisher geht die Anklage davon aus, dass Ecclestone den Deutschen durch die Millionenzahlung dazu bringen wollte, den Verkauf der Formel-1-Anteile an CVC zu beeinflussen, um so seine eigene Position zu sichern. «Es war eine der schönen Situationen, in die man als Unternehmer kommen kann: Ich hatte jemanden, der kaufen wollte und jemanden, der verkaufen wollte», sagte der Brite, der glaubt, dass der Deal ohne ihn nie geklappt hätte.