FIA und Ferrari: Was soll ein Krisengipfel bringen?
Lewis Hamilton weiss: Die Fans stehen im Mittelpunkt
Selten waren sich die Meinungsmacher und Entscheidungsträger in der Formel 1 so einig wie in ihrer Forderung, die Königsklasse des Motorsports attraktiver zu gestalten. Aus gutem Grund: Immer leerere Tribünen und sinkende TV-Zuschauerzahlen sprechen eine deutliche Sprache und zeigen auf, dass sich die Formel-1-Macher in den letzten Jahren zu wenig um die nächste Generation von Fans gekümmert haben.
Ferrari-Chef Luca di Montezemolo hat deshalb unlängst in einem Schreiben an den Automobilweltverband FIA die Einberufung eines Krisengipfels gefordert, bei dem nicht nur die Teamchefs, Vertreter des Rechteinhabers CVC Capital Partners und der FIA über die Zukunft der Formel 1 diskutieren sollen, sondern auch Vertreter der Wirtschaft, etwa Mitarbeiter des Suchmaschinen-Riesen Google oder des Hard- und Software-Giganten Apple.
FIA, Ferrari und die grossartige Demokratie
Jean Todt gefällt diese Idee: Der FIA-Präsident erklärte unlängst den Kollegen der Gazetta dello Sport: «Wir leben in einer grossartigen Demokratie, jeder kann ein Treffen verlangen. Ich bin offen für Vorschläge, die zu Verbesserungen führen. Ich werde mit den Sponsoren, Medienschaffenden und Vertretern der neuen Medien sowie Organisatoren und Fahrern von heute und gestern sprechen, um die besten Ideen zu sammeln.»
Diese Haltung ist grundsätzlich zu begrüssen, auch wenn man sich angesichts des einleitenden Lobgesanges auf die «grossartige Demokratie» fragt, warum in der darauffolgenden Aufzählung die Fans vergessen wurden. Oder warum die Idee der doppelten Punktzahl bei den letzten Saisonläufen, die von zwei Dritteln der Fans vehement abgelehnt wird, nicht wieder verworfen wurde. Denn auch darin sind sich alle einig: Am Ende geht es bei allen Entscheidungen um den Fan, der die Formel 1 erst gross gemacht hat.
Ein Krisengipfel der Formel-1-Macher würde nur Sinn machen, wenn man den Endverbraucher – also die Fans – in die Diskussion mit einbezieht. Und wenn man ihre Stimme dann nicht einfach ignoriert, wenn sie eine Idee wie die doppelte Punktzahl verwerfen oder das heisere Röcheln der neuen V6-Turbos kritisieren.
Anstelle zweifelhafter Marketingstrategen, die sich darauf spezialisiert haben, ihre Kunden hinters Licht zu führen, sollten jene Köpfe über die Zukunft der Königsklasse mitentscheiden, die jeden zweiten Sonntag gespannt vor den TV-Schirmen oder auf den Tribünen sitzen, um ihre Helden in Aktion zu sehen.