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Marc Surer: «Scheissauto Ferrari? Mutig, Niki Lauda»

Von Rob La Salle
TV-Experte Marc Surer

TV-Experte Marc Surer

Marc Surer, der Formel-1-Experte der Kollegen von Sky Deutschland, findet die offenen Worte von Niki Lauda über Ferrari «mutig, aber in der Sache hat er komplett Recht».

Vor der Sommerpause gibt die Formel 1 viel zu reden: Vettel wird in einen Mercedes geschrieben, Ferrari droht ein siegloses Jahr, Ferrari-Chef Luca Montezemolo redet die Formel 1 weiter schlecht.

Marc, gestern machte die Meldung die Runde, dass Sebastian Vettel ab 2016 bei Mercedes Lewis Hamilton ablösen könnte. Kannst du dir Vettel und Rosberg im gleichen Team vorstellen?

Natürlich ist das vorstellbar. Eine deutsche Firma mit einer rein deutschen Fahrerpaarung hätte was. Ich denke, dass die beiden gut zusammenpassen würden. Als einziges Problem sehe ich vielleicht die Tatsache, dass Mercedes eine internationale Firma ist und ein deutsches Duo für die internationale Vermarktung etwas problematisch wäre.

Wäre ein solcher Wechsel für Vettel überhaupt ratsam?

Das ist sehr schwer zu sagen. Vor allem deswegen, weil niemand weiss, wie stark Red Bull Racing oder Mercedes in zwei Jahren sind. Es ist nicht vergleichbar mit der Industrie, wo man den Job wechseln kann, weil die neue Firma mehr Umsatz erwirtschaftet und man eine grössere Sicherheit hat. Im Motorsport geht es sehr schnell und Formel-1-Fahrer müssen in erster Linie darum bemüht sein, bei einem Wechsel im zu diesem Zeitpunkt schnellsten Auto zu sitzen. Somit kann man auch erst in zwei Jahren sagen, ob ein Wechsel für Vettel der richtige Schritt ist. Letztes Jahr hätte jeder gesagt, man muss zu Red Bull Racing, wenn man Weltmeister werden will, und nun …

Von Vorverträgen oder ähnlichen Absprachen hältst du also nichts?

Nein, überhaupt nicht. Ich bin ohnehin verwundert, dass viele Fahrer langjährige Verträge unterschreiben. Das war zu meiner Zeit überhaupt nicht so und wozu das führen kann, zeigt das Beispiel Alonso, der jetzt in einem Auto festsitzt, mit dem er nicht um Siege fahren kann.

Du sprichst Ferrari an. Niki Lauda schoss zuletzt scharf gegen die Scuderia und sprach von einem «Scheissauto». Er hat sich zwar dafür entschuldigt, aber wie stehst du zu der Geschichte?

Das ist halt Lauda, und ich finde es herrlich, dass er den Mut hat, so etwas zu sagen. Heutzutage müssen wir ja froh sein, dass jemand klare Worte findet. Und er hat in der Sache natürlich völlig Recht. Wenn jetzt Luca Montezemolo plötzlich über das Reglement schimpft, an dem er und seine Leute selbst beteiligt waren, dann ist das auch ein wenig lächerlich, denn man kann nicht immer die Regeln ändern, wenn Ferrari schlecht ist.

Ferrari droht erstmals seit Jahren eine Saison ohne Sieg. Traust du ihnen noch einen Triumph zu?

Mich würde es wundern, wenn Ferrari noch ein Rennen gewinnen kann. Aber Alonso darf man niemals unterschätzen. Wenn er bei einem verrückten Rennen – vielleicht mit Regen – die Möglichkeit bekommt, wird er diese nutzen. Klar ist aber: Sollte die Scuderia gewinnen, dann einzig und allein wegen Alonso und nicht wegen des Autos.

Nach der Motorenstrecke Hockenheim erwartet die Fahrer im letzten Rennen vor der Sommerpause an diesem Wochenende in Ungarn eine sehr kurvige Bahn. Dennoch gewann in den letzten zwei Jahren Lewis Hamilton. Ist er auch dieses Jahr der Favorit?

Die Strecke scheint ihm gut zu liegen und ich denke, er ist der Favorit. Er braucht den Sieg auch dringend, um die WM offen zu halten. Klar ist, dass Mercedes auch am Hungaroring der Massstab sein wird. Allerdings müssen die Silberpfeile aufpassen: Zuletzt war es im Qualifying teilweise sehr eng und sie müssen schauen, dass sie dort vorne landen, denn eine Aufholjagd mit vielen Überholmanövern wie in Hockenheim wird es in Ungarn nicht geben.

Wer geht als Gesamtführender in die Sommerpause?

Rosberg wird die Führung verteidigen. Vielleicht wird es etwas enger werden, aber er fährt so fehlerfrei, dass er das Auto auf jeden Fall in einer guten Position ins Ziel bringen wird, sofern es keinen Defekt gibt.

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