Leere Ränge in Hockenheim: Fussball-WM schuld?
Als Vizepräsident des Hungarorings hat Peter Gerstl in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Er kümmert sich um den legendären Ungarn-GP, der vor den Toren von Budapest zum 29. Mal ausgetragen wird. Seit 1992 ist Gerstl dabei. Er weiss, worauf es bei seiner Arbeit als GP-Promoter am meisten ankommt.
Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com erklärt Gerstl: «Ein Promoter muss alles im Auge behalten und auch unerwartete Probleme mit einkalkulieren. Man muss etwa den Verkehr, die Sicherheit, die medizinischen Probleme und noch so viel Anderes im Griff haben. Wir sind für alle Details verantwortlich, das ist ein sehr grosses Programm.»
Dass beim vorangegangenen GP-Wochenende in Deutschland erschreckend viele leere Ränge den Hockenheimring säumten, erklärt sich Gerstl so: «Da gibt es nur ein Problem: Der Erfolg bei der Fussball-WM. Die Zuschauer waren nach dem Erfolg in diesem Wettbewerb, der nur alle vier Jahre stattfindet, in einem Koma. Nach dem WM-Sieg waren sie erschöpft. Ich weiss nicht, ob auch der Umstand eine Rolle spielt, dass sich der Nürburgring und der Hockenheimring mit der GP-Austragung abwechseln. Auch dass viele deutsche Fans in Spielberg waren, um die erste Austragung seit mehr als zehn Jahren live mitzuerleben, dürfte das Seinige dazu beigetragen haben.»
Der Erfolg von Spielberg sei in erster Linie dem Comeback geschuldet, ist Gerstl überzeugt: «In Österreich werden sich die Zuschauerzahlen nach der Comeback-Austragung auf dem Niveau von 50.000 bis 60.000 Besucher einpendeln. Ich bin mir sicher, dass der diesjährige Erfolg dort nie wieder wiederholt werden kann.»
Dass in Ungarn 90.000 Zuschauer für den Rennsonntag erwartet werden, will der GP-Promoter nicht als Erfolg werten: «Ich denke nicht, dass wir in diesem Jahr einen Erfolg verbuchen werden. Die Zuschauerzahlen werden wohl auf das Niveau von 2012 zurückgehen, das etwa bei 90.000 Besuchern liegt. Im vergangenen Jahr hatten wir 25 Prozent mehr Zuschauer. Es ist schwierig zu sagen, weshalb das so ist.»
Gerstl erklärt weiter: «Unser Publikum setzt sich zu 20 Prozent aus ungarischen Fans und 80 Prozent Besucher aus dem Ausland zusammen. Valtteri Bottas' Erfolg hat den Verkauf angekurbelt. Unsere Nachbarländer haben die finnischen Fahrer schon immer geliebt. Schon den ersten Ungarn-GP haben wir mit Rosberg beworben. Die Zuschauer lieben auch Bottas.»