Spa: Action, Schrott und Sebastian Vettel im Pech
Lewis Hamilton war im zweiten freien Training zum Belgien-GP der schnellste Mann im Formel-1-Feld
Das zweite freie Training zum Belgien-GP fand ohne den vierfachen Formel-1-Champion Sebastian Vettel statt. Der Red Bull Racing-Pilot musste eine Zwangspause einlegen, weil das kinetische Energierückgewinnungssystem in seinem Rennern den Dienst quittierte.
Marc Surer, der ehemalige GP-Pilot und heutige Formel-1-Experte des TV-Senders Sky Sport 1, erklärte: «Ursache war wohl ein Problem mit der Zündung, weil aber weiterhin Benzin eingespritzt wurde, hat sich der Auspuff entzündet und ist explodiert. Nun wird der Motor ausgebaut und untersucht, ob auch dieser einen Schaden genommen hat, wie die MGU-K.»
Der 62-jährige Schweizer weiss: «Man braucht am Freitag eigentlich die alten Aggregate, für Morgen sollte es also genügend Teile geben, um keine Strafversetzung zu riskieren. Aber es wird langsam eng bei ihm. Vettel ist der Erste der Top-Piloten, der sein Kontingent von fünf Gesamt-Antriebseinheiten langsam aufgebraucht hat. Er hat von allen Elementen des Antriebs fünf Teile zur Verfügung, also fünf Turbos, fünf Steuergeräte, fünf ERS-Einheiten und so weiter. Bei einem sechsten Teil geht's dann zehn Startplätze zurück.»
Zwei Mal rote Flaggen
Auch für Lotus-Pilot Pastor Maldonado war der Arbeitstag schnell vorbei: Der Venezolaner verlor in der Blanchimont-Kurve die Kontrolle über seinen Dienstwagen und krachte in die Leitplanken. Der Abflug hatte eine Trainingsunterbrechung zur Folge. Surer kommentierte trocken: «Der fliegt ja auf der Geraden ab, wie schafft man denn sowas?» Der 82-fache GP-Pilot kritisierte: «Er ist mit zwei Rädern auf dem Gras und bleibt auf dem Gas – sorry, aber das kann man nicht machen. Das Rad auf dem Trockenen hat natürlich mehr Vortrieb, deshalb zieht es das Auto auch auf die Seite. Das muss er doch wissen!»
Das Training wurde für einige Minuten unterbrochen, um das Lotus-Wrack zu bergen, danach durften die Fahrer wieder auf Zeitenjagd gehen. Für viele war es die erste Ausfahrt des Nachmittags. An der Spitze der Zeitenliste löste erst WM-Leader Nico Rosberg den Williams-Piloten Felipe Massa ab, dann übernahm kurz darauf Lewis Hamilton die Spitze.
Knapp eine Stunde vor Schluss wurden die roten Flaggen erneut geschwenkt: Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez drehte sich in der Blanchimont-Kurve. Surer wunderte sich: «Das geht normalerweise Vollgas, waren die Reifen noch kalt? Das könnte eine Erklärung sein.»
Doch der Mexikaner funkte gleich darauf: «Nein, ich kann nicht zurück zur Box, da stimmt etwas mit meinem Getriebe nicht, ich lenkte ein und dann gab es einen Schlag.» Surer betonte daraufhin: «Da hatte er keine Chance, wenn das Getriebe kaputtgeht, dann ist man nur noch Passagier.» Später vermeldete das Sauber-Team: Ein Problem mit der Energierückgewinnung hatte den Dreher verursacht.
Ferrari-Star Kimi Räikkönen: Noch mehr Probleme
Keinen guten Trainingsfreitag erlebte auch Ferrari-Star Kimi Räikkönen. Der Finne, der schon am Morgen wegen einer überhitzten Hybrid-Einheit hatte die Box ansteuern müssen, wurde rund eine Dreiviertelstunde vor Trainingsende an die Box beordert, weil ihm Fehlzündungen zu schaffen machten.
Auch in der Folge kam der Iceman nicht auf Touren: Räikkönen besetzte eine halbe Stunde vor Schluss mit 4,3 Sekunden Rückstand den 16. Platz in der Zeitentabelle, obwohl auch der Weltmeister von 2007 auf weichen Reifen unterwegs gewesen war.
Ein langes Gesicht machte auch Räikkönens Teamkollege Fernando Alonso, der zwar die drittschnellste Runde drehte, damit aber offenbar nicht zufrieden war. «Ferrari merkt, dass man gegen Mercedes keine Chance hat im Longrun, deshalb sind die alle so schlecht drauf», erklärte Surer.
Hinter Alonso besetzten Massa, Jenson Button, Valtteri Bottas, Daniil Kvyat, Daniel Ricciardo, Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg die Top-Ten-Plätze. Sauber-Pilot Adrian Sutil besetzte den zwölften Platz der Zeitenliste. Räikkönen sicherte sich noch Platz 15. Caterham-Gaststarter André Lotterer besetzte mit 4,904 sec Rückstand den 20. Platz hinter seinem Teamkollegen Marcus Ericsson.