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Singapur: Nico Rosberg & Lewis Hamilton – Niederlage?

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton auf dem Weg zur Pole-Position

Lewis Hamilton auf dem Weg zur Pole-Position

Die Mercedes-Fahrer gehen erneut aus der ersten Startreihe ins Rennen, aber noch nie war der Vorsprung 2014 auf die Konkurrenz so klein. Wie verletzlich sind die Silberpfeile?

Das Rennen von Singapur hat seine eigenen Gesetze: Nur wenige Grands Prix sind so unberechenbar wie das Nachtrennen durch die Strassenschluchten des Stadtstaates. Noch in jedem Singapur-GP hat es bislang eine Safety-Car-Phase gegeben, das macht die Strategie für die Rennställe noch kniffliger. Der grosse Unterschied zwischen der superweichen und der weichen Mischung – bei einigen Autos rund zwei Sekunden – tut das Übrige hinzu, die Köpfe der Strategen rauchen zu lassen. Die grosse Frage vor dem Singapur-GP: Wie verletzlich sind die Silberpfeile?

Zwar gehen Lewis Hamilton und Nico Rosberg einmal mehr aus der ersten Reihe ins Rennen, doch noch nie war der Vorsprung so knapp – der drittplatzierte Daniel Ricciardo lag nur um knappe zwei Zehntelsekunden zurück, und wenn die beiden Mercedes die Konkurrenz im Qualifying in diesem Jahr schon mal um eine halbe Sekunde und mehr distanzierten, so liegen nun innerhalb der gleichen halben Sekunde hinter Hamilton sieben Gegner! Wo ist der Speed von Mercedes hingekommen?

Die Silberpfeile balancierten im Training am Rande der Niederlage, und das hatte andere Gründe als in Österreich, wo freiwillig Leistung hergeschenkt wurde, um die fragile Technik nicht zu gefährden. Nach den Defekten an beiden Wagen in Montreal ging Mercedes damals auf dem Red Bull Ring bewusst behutsam vor.

Was also ist in Singapur gestern passiert? Der knappe Vorsprung hat sechs Gründe ...

Grund 1: Im Gegensatz zu Spa-Francorchamps oder Monza ist Singapur keine Strecke, wo Mercedes seinen Power-Vorteil ausspielen kann. Oder anders gesagt: Das Leistungs-Manko der Ferrari- und Renault-betriebenen Rennwagen wiegt hier weniger schwer.

Grund 2: Die Konkurrenz ist generell näher gekommen. In Bahrain, als nach der Safety-Car-Phase kurz vor Schluss volle Kanne gefahren wurde, waren die Rundenzeiten von Mercedes bis zu zwei Sekunden schneller als jene der Konkurrenz. Diese Zeiten sind vorbei. Mercedes liegt noch immer vorne, aber die Gegner haben Boden gut gemacht.

Grund 3: Mercedes hat hier mit den Reifen mehr Probleme als die Rivalen. Der superweiche Reifen neigt am Silberpfeil eher zum Überhitzen als an anderen Autos.

Grund 4: Reifen, Teil 2 – Mercedes konnte auf die niedrigeren Temperaturen im Abschlusstraining (gemessen am Freitag) mit der Abstimmung weniger gut reagieren. Der Regen hatte überdies die Piste gewaschen, und offenbar reagieren nicht alle Rennwagen auf diese neuen Verhältnisse gleich.

Grund 5: Lewis Hamilton leistete sich bei seiner schnellsten Runde einen Fahrfehler. Der hat zwischen zwei und drei Zehntelsekunden gekostet. Der gesamte erste Sektor war nicht so schnell, wie der Brite eigentlich hätte fahren können.

Grund 6: Beide Silberpfeile gingen mit frischen Bremsen in den Samstag, weil Mercedes vor der hohen Bremsbelastung in Singapur Respekt hat. Die Bremsen mussten zuerst eingefahren werden, darunter litt die Vorbereitung aufs Qualifying.

Fazit: Es gibt zahlreiche kleine Gründe, wieso die Silberpfeile dieses Mal nicht so unantastbar sind wie sonst. Der Reifenverschleiss wird den Singapur-GP prägen. Gestern Nacht hat es stundenlang geregnet, niemand bei den Teams weiss, wie sich das genau auf die Arbeit mit den Reifen auswirken wird. Auch keiner bei Mercedes.

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