Motoren: Ferrari mit Chrysler, Renault mit Infiniti?
Faszinierende Technik, aber nur drei andere Hersteller als Renault haben die Herausforderung angenommen
Was die Formel 1 schneller umbringt als alles andere, das sind die enormen Kosten für die Motoren. Rund 18 Mio Euro Leasingkosten sind für die Antriebseinheiten 2014 fällig. Früher konnte jedermann einen Cosworth-V8 für einen moderaten Preis kaufen, und mit einem brauchbaren Chassis durchaus achtbaren Erfolg erringen.
Die Kosten sind explodiert, weil die Autowerke sie angetrieben haben mit Entwicklungen, die ausserhalb der Formel-1-Blase so gut wie nutzlos waren.
Der Autoverband FIA fand in der Ära vor Jean Todt, es wäre am besten, die Automobilhersteller zu fragen, welche Motorenformel sie wollen, und diese Regeln haben wir nun. Die Teams sagen alle: diese Motoren sind zu teuer. Die Hersteller wenden dagegen ein: sie müssen den Aufwand auf die Kunden abwälzen, weil sie selber unter Druck ihrer Vorgesetzten stünden, die Kosten fürs Formel-1-Engagement so gering als möglich zu halten.
Eine Lösung scheint keiner zu haben.
Ich behaupte: die Lösung wäre – mehr Hersteller. Und jeder davon müsste verpflichtet werden, Kundenmotoren zu einem bezahlbaren Preis abzugeben.
Aber wo sind die Hersteller, die durch die neue Turbo-Ära angelockt werden sollten?
Bislang hat nur Honda diese Herausforderung angenommen. Die Formel 1 wäre ein logischer Schritt für Firmen wie Audi, BMW, Peugeot und Hyundai, um nur ein paar zu nennen. Es wäre für eine Firma wie Renault auch naheliegend, die Marke Infiniti zu bewerben, also eine zweite Marke aus dem Konzern. Das Gleiche gilt für Ferrari mit Chrysler: Warum nicht ein Teil der Motoren Chrysler nennen, um in den USA einen grösseren Werbe-Effekt zu erzielen?
Ein Feld mit zwölf Rennställen und verschiedenen, kostengünstigen Antriebseinheiten, das ist keine Unmöglichkeit. Also wieso passiert das nicht?
Die Formel 1 hat vielleicht die richtige Technik, aber das falsche Image. Bei der Formel E scheint es genau umgekehrt zu sein. Die Formel 1 hat ein Image der Verschwendung, und das ist ein Etikett, das sich keine Autofirma aufkleben lassen will. Mit einer Kostendeckelung des Autoverbands FIA könnte das gelöst werden. Leider braucht das Durchsetzen einer finanziellen Obergrenze politisches Rückgrat und Präsentationsgeschick, und die FIA hat weder das eine noch das andere.
Einige sagen: Der Mann, der die Probleme der Formel 1 zu lösen versucht, ist selber Teil des Problems. Das ist kaum zu beweisen. Aber es wäre vielleicht hilfreich, wenn die Firma CVC Capital Partners – Mehrheitsbesitzer der kommerziellen Seite des Sports – die Automobilhersteller einfach mal fragen würde, wieso sie so zögerlich seien, in die Königsklasse zu kommen.
Wenn ich Frank Williams, Peter Sauber, Vijay Mallya oder Didi Mateschitz wäre, dann würde ich mich auf Welttour machen und an die Türen der Autohersteller klopfen. Technisch auf den heutigen Stand zu kommen, ist nicht allzu schwierig, wenn man einige der richtigen Leute engagiert. Und wenn die derzeitige Formel reift und das Feld in Sachen Motorisierung ausgeglichener wird, dann spricht nichts dagegen, dass sechs oder sieben verschiedene Firmen Erfolg haben könnten.
Die Entwicklung schrittweise einzufrieren jedoch, das macht die Formel 1 für die Industrie unattraktiv und auch für die Autohersteller weniger verlockend, ihre Ware in die weltweite Formel-1-Auslage zu stellen.