Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Lewis Hamilton: «Da lag nicht zu viel Wasser»

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton: «Natürlich wurde der Regen immer stärker, das konnte man auch an den Lichtreflexionen auf dem Asphalt erkennen. Doch am Steuer machte sich das nicht bemerkbar, ich konnte das gleiche Tempo fahren wie zuvor»

Lewis Hamilton: «Natürlich wurde der Regen immer stärker, das konnte man auch an den Lichtreflexionen auf dem Asphalt erkennen. Doch am Steuer machte sich das nicht bemerkbar, ich konnte das gleiche Tempo fahren wie zuvor»

Nach dem Crash von Jules Bianchi kam Kritik an der Rennleitung auf, weil diese den GP nicht schon zuvor abgebrochen hatte. Lewis Hamilton und Nico Rosberg beteuern jedoch: «Wir mussten nicht vom Gas.»

Der schreckliche Unfall von Marussia-Pilot Jules Bianchi warf im Fahrerlager die Frage auf, ob die Rennleitung den Japan-GP nicht schon zuvor hätte abbrechen müssen, weil die Streckenbedingungen immer schlechter wurden. Sauber-Pilot Adrian Sutil, der den Unfall von Jules Bianchi aus der Nähe mitbekommen hat, weil er eine Runde zuvor an gleicher Stelle abgeflogen war, erklärte etwa: «Der Regen wurde immer stärker und die Sicht immer schlechter. Es lag schon sehr viel Wasser auf der Strecke. Ich konnte nur schwer erkennen, wo die Pfützen lagen und rutschte von der Strecke. Eine Runde später passierte Jules das Gleiche. Die gelben Flaggen wurden geschwenkt, aber man hätte eigentlich gleich nach meinem Abflug das Safety-Car rausschicken können.»

Williams-Pilot Felipe Massa ging sogar noch weiter: «Meiner Ansicht nach hätte man das Rennen wegen des starken Regens später starten und wegen des wieder stärker werdenden Regens auch früher abbrechen sollen. Ich schrie schon eine Runde vor dem Safety-Car in den Funk, weil die Strecke viel zu nass war, um ein Rennen zu fahren.»

Ganz anders sehen das die Silberpfeil-Piloten: GP-Sieger Lewis Hamilton und sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg waren am Ende des Japan-Laufs bei stärker werdendem Regen auf Intermediates-Reifen unterwegs. Während die ersten Konkurrenten schon auf die Regenreifen wechselten, konnten die Silberpfeil-Piloten ohne Probleme auf den grün markierten Walzen Gas geben.

Deshalb beteuerte Hamilton nach dem Rennen auch: «Für mich persönlich lag da nicht zu viel Wasser, als dass man nicht mit den Intermediates-Reifen hätte weiterfahren können. Natürlich wurde der Regen immer stärker, das konnte man auch an den Lichtreflexionen auf dem Asphalt erkennen. Doch am Steuer machte sich das nicht bemerkbar, ich konnte das gleiche Tempo fahren wie zuvor. Ich kann mir sogar vorstellen, dass wir das Rennen auf den Intermediates-Reifen hätten zu Ende fahren können, denn es waren ja nur noch zehn Runden, die wir hinter uns bringen mussten. Die Reifen haben heute ziemlich gut funktioniert.»

Rosberg stimmte seinem Teamkollegen und Titel-Rivalen zu: «Es lief ganz gut, aber wir sind ja im Vergleich zur Konkurrenz auch mit sehr viel mehr Abtrieb unterwegs als gewisse Gegner. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für sie schon ziemlich rutschig wurde.» Der Mercedes-Pilot gestand auch: «Ich war im ersten Moment schon etwas überrascht, als die Ersten zur Box abbogen, um sich Regenreifen geben zu lassen.»

Hamilton erklärte weiter: «Unsere Gedanken sind natürlich bei Jules. Es stellt alles andere in den Schatten, wenn einer deiner Kollegen verletzt wird. Wir alle beten für ihn. Unter diesen Umständen ist das Rennergebnis überhaupt nicht wichtig.» Auch Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff sagte: «Zu diesem Zeitpunkt zählt nur, dass Jules Bianchi okay ist und er sich wieder erholt. Im Vergleich dazu ist der Sport im Moment nicht so wichtig.»

Gleich nach dem Rennen betonte er vor laufender Kamera: «Wir wissen noch nichts Genaueres, ich habe aber schon viele Spekulationen gehört, die ich jetzt aber aus Respekt nicht wiedergeben will.» Und auch Rosberg erklärte: «Meine Gedanken sind bei unserem Kollegen Jules, seiner Familie und seinen Teamkollegen. Wir hoffen, dass wir positive Nachrichten von ihm erhalten werden.»

Sein Rennen fasste der Wahl-Monegasse und derzeitige Gesamtzweite folgendermassen zusammen: «Das Rennen war bei diesen nassen Bedingungen sehr hart. Ich hatte Schwierigkeiten mit der Balance meines Autos auf den Intermediates und musste deshalb hart pushen, um Lewis hinter mir zu halten. Ich hatte viel Übersteuern. Dadurch war das Heck meines Autos sehr nervös. Das war richtig seltsam und der Grund dafür, warum ich in den Kurven nicht das nötige Vertrauen hatte. Wir müssen uns das in den kommenden Tagen genauer ansehen. Lewis war heute schneller als ich und hat den Sieg verdient. Es war ein Fall von Schadensbegrenzung, denn ich habe nur sieben Punkte auf ihn verloren. Für das Team ist ein weiterer Doppelsieg ein gutes Ergebnis.»

Hamilton, der zwar mit der gleichen Fahrzeug-Abstimmung wie Rosberg aber ohne Balance-Probleme zum Sieg fuhr, erklärte: «Nico und ich hatten einen harten Zweikampf. Wir haben sehr hart gepusht. Ich hatte eine Schrecksekunde in der ersten Kurve, als ich das DRS zu spät deaktivierte, weil ich zu stark angriff. Aber zum Glück kam ich zurück auf die Strecke. Die Bedingungen waren während des gesamten Rennens schwierig. Ich hatte heute jedoch eine bessere Pace als Nico und konnte ihm in der Anfangsphase recht einfach folgen. Auf dieser Strecke ist es nicht einfach, einem anderen Auto zu folgen oder es zu überholen. Aber er machte ausgangs der letzten Kurve einen Fehler und so konnte ich ihn passieren. Danach musste ich meine Herangehensweise ändern, um auf die Reifen zu achten und sicherzustellen, dass ich bis zum Rennende in Führung bleiben würde. Aber wie gesagt, das zählt heute alles nicht. Unsere Gedanken sind bei Jules.»

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