3. Training Sotschi: Schreck für Lewis Hamilton
Lewis Hamilton war im dritten freien Training zum Russland-GP eine Klasse für sich
Auch am Samstag herrschte im Fahrerlager von Sotschi gedrückte Stimmung. Die Sorge um den schwer verletzten Marussia-Piloten Jules Bianchi überschattete den ersten Samstag der Königsklasse auf russischem Boden. Der Erste, der zur letzten Trainingsstunde ausrückte, war Bianchis Teamkollege Max Chilton. Der Brite wird an diesem Wochenende als einziger Fahrer in den Farben des russischen Teams ausrücken – aus Respekt vor Bianchi bleibt der zweite Marussia-Bolide in der Box.
Neben Chilton rücken auch Lotus-Pilot Pastor Maldonado, dessen Teamkollege Romain Grosjean, Ferrari-Star Kimi Räikkönen, Caterham-Neuling Marcus Ericsson und Williams-Fahrer Felipe Massa zur Installationsrunde aus. Die erste Rundenzeit liess sich Lokalmatador Daniil Kvyat gutschreiben. Der Toro Rosso-Pilot umrundete das Sotschi Autodrom in 1:42,988 min, Sauber-Pilot Adrian Sutil reihte sich mit 1:43,432 min hinter dem jungen Russen ein.
Nur eine Minute später musste sich Kvyat aber seinem Teamkollegen Jean-Eric Vergne beugen, der die Zeit des Formel-1-Neulings um 0,388 sec unterbot. Derweil bekundete Sauber-Pilot Esteban Gutiérrez Probleme mit seinem Gaspedal. Der ehemalige GP-Pilot und heutige Langstrecken-Fahrer und TV-Experte Bruno Senna kommentierte: «Das ist zum Glück elektronisch gesteuert, deshalb kann es nicht passieren, dass es bei Vollgas steckenbleibt.»
Lotus unter Spannung, frühes Aus für Kevin Magnussen
Während sich das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Nico Rosberg mit Champion Sebastian Vettel an der Spitze abwechselte, schlug das Technik-Pech einmal mehr bei Lotus zu. Maldonado wurde angewiesen, seinen Dienstwagen in der Box abzustellen und darauf zu achten, das Auto nur jeweils an einem Punkt zu berühren. Kaum hatte der Venezolaner sein Cockpit verlassen, wurde ein Schild mit der Warnung «Hochspannung» aufgestellt. Offenbar stand der E22 unter Strom. «Das wird ein Problem mit der Batterie sein», erklärte Senna trocken.
Hamilton setzte sich mit 1:40,725 min durch, Rosberg musste sich mit rund einer Zehntelsekunde Rückstand hinter seinem Teamkollegen einreihen. Auf den weiteren Plätzen folgten Kvyat, Vettel, Force India-Pilot Nico Hülkenberg, McLaren-Fahrer Jenson Button und Hülkenbergs Teamkollege Sergio Pérez.
Rund 18 Minuten nach dem Trainingsstart wurden die roten Flaggen geschwenkt: Formel-1-Rookie Kevin Magnussen musste seinen McLaren in der fünften Kurve abstellen. Magnussen rätselte über Boxenfunk: «Ich habe einen Plattfuss oder einen Schaden an der Aufhängung.» Und Senna bestätigte: «Es sieht aus, als wäre die Aufhängung gebrochen. Als Kevin über die Randsteine brettert, verliert er plötzlich die Kontrolle. Ich denke, sein Training ist nun vorbei.»
Der junge Däne beeindruckte die Formel-1-Experten durch seine schnelle Reaktion, die einen Einschlag in die Mauern verhinderte. «Wie eine Katze», twitterte etwa der ehemalige GP-Pilot David Coulthard. Und auch Bruno Senna erklärte anerkennend: «Da hat er blitzschnell reagiert, sonst wäre er in die Mauer gekracht. Das hat er gut gemacht.»
Die Krux mit der Linienwahl
Nach sechs Minuten durften die Piloten wieder auf die Strecke. Red Bull Racing-Überflieger Daniel Ricciardo rückte erstmals an diesem Morgen aus. Zwei Minuten vor Halbzeit setzte sich Williams-Talent Valtteri Bottas mit 1:40,655 min an die Spitze. Der junge Finne distanzierte Hamilton um sieben Hundertstelsekunden.
Nur fünf Minuten später konterte Rosberg mit 1:40,178 min, hinter dem Deutschen reihten sich Bottas, Hamilton, Kvyat, Alonso, Massa, Vettel, Pérez, Vergne und Hülkenberg auf den restlichen Top-Ten-Plätzen ein. Ricciardo, Räikkönen und Button folgten auf den weiteren Plätzen. Der Iceman, Rosberg und Button rückten eine Viertelstunde vor dem Trainingsende auf den weichen Reifen aus.
Die Piloten nutzten auch die letzten Trainingsstunde noch, um die schnellste Linienwahl durch die Kurven des Autodroms in Sotschi zu finden. Dabei bekamen die Zuschauer einige Ausritte neben die Strecke zu sehen. Auch Red Bull Racing-Champion Vettel verschätzte sich mehrmals und fand sich neben der Strecke wieder.
Schrecksekunde von Lewis Hamilton
Keine zehn Minuten vor dem Trainingsende sorgte Hamilton für Spannung. Der Silberpfeil-Pilot legte in der vorletzten Kurve einen Dreher hin, und ruinierte sich dabei die Reifen. Senna analysierte angesichts der Wiederholung der TV-Bilder: «Man sieht, dass er kurz zuvor am Lenkrad eine Anpassung vornimmt. Sobald er daraufhin in die Eisen stiegt, bricht sein Heck urplötzlich aus. Das passiert ihm nicht zum ersten Mal, schon in Österreich hatte er einen ähnlichen Zwischenfall.»
Trotzdem war dem Briten die Bestzeit nicht zu nehmen. Der Weltmeister von 2008 führte die Zeitenliste vor Rosberg, Bottas, Ricciardo, Massa, Kvyat, Räikkönen, Alonso, Vergne und Vettel an. Button, Hülkenberg, Pérez, Sutil, Gutiérrez, Grosjean, Magnussen, Ericsson, Kamui Kobayashi und Chilton komplettierten das Feld. Maldonado konnte wegen seines Problems mit der Batterie keine gezeitete Runde drehen.