Monisha Kaltenborn: «Wenige Teams ohne Finanzsorgen»
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn warnt: «Die Zeiten, in denen 20 oder 30 Teams im Qualifying um die GP-Teilnahme kämpften, sind vorbei»
Das Sauber-Team erlebt in diesem Jahr die schlimmste Saison seiner Formel-1-Geschichte. Drei Rennen vor Saisonende rangiert die Schweizer Rennwagenschmiede ohne einen einzigen WM-Zähler auf dem Punktekonto auf dem zehnten Gesamtrang. Doch das ist nicht die einzige Sorge von Teamchefin Monisha Kaltenborn, deren Rennstall schon vor einiger Zeit in finanzielle Schieflage geraten ist. Viel mehr Kopfzerbrechen bereitet ihr der fehlende Wille einiger Formel-1-Teams, die Ausgaben in der Königsklasse des Motorsports zu zügeln, damit auch die kleineren Privatrennställe eine Überlebenschance haben.
Die 43-jährige Österreicherin mit indischen Wurzeln erklärt im Interview mit den Kollegen von Crash.net: «Ich bin mir sicher, dass die grösseren Teams, Bernie Ecclestone und die FIA unsere Anliegen auch wahrnehmen. Aber es geht nicht darum, gehört zu werden, sondern darum, dass auch etwas passiert. Und dazu fehlt uns der kleinste gemeinsame Nenner. Früher war das anders. Die Gegner kommen und gehen, diese Situation verändert sich schnell. Es ist noch nicht so lange her, da hatten wir auch einen Hersteller an Bord. Wir waren einige Werksteams und zusammen stellten wir sicher, dass auch die Interessen der kleineren Rennställe gewahrt werden.»
Kaltenborn fügt an: «Heute sind wir in einer anderen Situation. Wir gehörten vor und auch nach unserer BMW-Zeit zum Mittelfeld, wir haben also alle Seiten schon gesehen. Im Vergleich zu damals fehlt heute die gemeinsame Basis, um zusammen etwas zu unternehmen. Das Argument, dass man es sich halt leisten können muss, in der Formel 1 mitzumischen, zieht heute nicht. Denn alle Formel-1-Rennställe, von den Top-Teams bis hin zu den Schlusslichtern, haben viel in ihr Unternehmen investiert, um auf diesem Niveau mitkämpfen zu können.»
Und sie betont: «Natürlich sind in den letzten 20 oder 30 Jahren viele Rennställe in die Formel 1 gekommen und schnell wieder verschwunden. Doch die Zeiten, in denen 20 oder 30 Teams im Qualifying um die GP-Teilnahme kämpften, sind vorbei. Heute ist das ganz anders, damals ging es vor allem um die privaten Rennställe, die mitmachen wollten. Das lässt sich nicht mit der heutigen Situation vergleichen.» Auf die Frage, wie viele der heutigen Formel-1-Rennställe finanziell gesund sind, erklärt Kaltenborn knapp: «Ich denke, das sind nicht viele.»