Ferrari ohne Fernando Alonso: Wen nimmt er mit?
Wen lockt Fernando Alonso von Ferrari weg?
Fiat- und Ferrari-Chef Sergio Marchionne fordert von seiner Formel-1-Truppe eine kraftvolle Reaktion auf die enttäuschende Saison 2014: in aller Wahrscheinlichkeit wird das grosse Ferrari die Saison auf dem vierten Rang der Markenwertung abschliessen, so schlecht waren die stolzen Italiener in den letzten 25 Jahren nur drei Mal.
Marchionne moniert, dass zu viele Fehler passieren, und das war in Brasilien nicht anders: Alonso wurde mit leerer Batterie auf die Bahn geschickt im Abschlusstraining, im Rennen gab es (erneut) einen Defekt am Wagenheber. Zahlreiche Modifikationen fürs Auto in Austin und Interlagos haben keinen entscheidenden Schritt nach vorne gebracht.
Marchionne verweist auf das Beispiel Williams, wie man sich hochrappeln könne, die Briten haben sich vom neunten Schlussrang 2013 auf den dritten Platz 2014 verbessert. Aber der Vergleich hinkt: die Renaissance von Williams ist einer neu aufgestellten Technikertruppe unter Pat Symonds sowie dem bärenstarken Mercedes-Motor zu verdanken sowie Felipe Massa, der einfach mehr Punkte einfährt als der unzuverlässige Pastor Maldonado.
Aus Italien ist zu hören: Die Italiener wollen für 2015 um 40 PS zulegen. Damit, so sind sie überzeugt, gelangen sie auf Augenhöhe mit dem Klassenbesten Mercedes. Aber der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle sagt in Interlagos: «Mir ist gesagt worden, dass Mercedes Entwicklungsschritte vorbereitet hat, welche 60 zusätzliche Pferdchen bringen.» Damit wäre Ferrari noch weiter hinten ...
Ferrari ist nun seit Mai 2013 sieglos, und dem damaligen strahlenden Sieger Fernando Alonso ist im Frühsommer klar geworden, dass das nichts wird mit einem WM-Titel in Diensten von Ferrari: das Auto wieder nicht konkurrenzfähig. Teamchef Stefano Domenicali musste den Hut nehmen, danach Motorenchef Luca Marmorini. Der schimpfte: «Wir haben unseren Motor absichtlich eingeschränkt, weil die Designer mehr aerodynamischen Spielraum einforderten. Aber die grossen Aero-Fortschritte sind leider nie gekommen.» Auch Präsident Montezemolo musste gehen. Die ganzen Bezugspersonen von Alonso waren damit weg.
Mit dem neuen Teamchef Marco Mattiacci ist der Spanier nie warm geworden. Der frühere Ferrari-Nordamerika-Chef spottete im Sommer: «Ich bin nicht dazu da, um Herrn Alonso glücklich zu machen. Ich bin dazu da, um Ferrari wieder auf die Siegerstrasse zu führen.» Der neue Ferrari-Präsident Marchionne ist ein knallharter Sanierer, da passten die Gehaltsvorstellungen Alonsos nicht ins Bild.
Jüngstes Gerücht aus Maranello: Fernando Alonso wolle seinen Renningenieur Andrea Stella zu McLaren mitnehmen. Es ist auch davon die Rede, dass Sportdirektor Massimo Rivola über einen Umzug nach Woking zu McLaren nachdenke. Ungewöhnlich wäre weder das eine, noch das andere: der Italiener Giorgio Ascanelli war jahrelang einer der besten Renningenieure von McLaren, und wenn Eric Boullier bei McLaren als Franzose Teamchef sein kann, wieso dann nicht Rivola als Italiener? Der Posten ist vakant: Sam Michael kehrt in seine Heimat Australien zurück.