Tony Fernandes (Caterham): Sturzflug auch mit Airline
Tony Fernandes
Wie sehr befindet sich Flugunternehmer Tony Fernandes (50) in Schwierigkeiten? Im vergangenen Sommer versuchte er, seinen Caterham-Rennstall zu verkaufen. Die Abwicklung verlief so unübersichtlich, dass sich die vermeintlichen Käufer entnervt zurückzogen und der Rennstall in die Insolvenz geschlittert ist. Das Team kann in Abu Dhabi nur antreten dank einer Fan-Spendenaktion sowie des Entgegenkommens von Bernie Ecclestone (Transportkosten erlassen) sowie der Team-Partner (Zahlungsaufschub für Rechnungen).
Bei Caterham ist die Verbitterung über Teamgründer Tony Fernandes gross. Einer von 230 Entlassenen des Rennstalls, Jim McManus, ist vor kurzem an die Öffentlichkeit getreten. Er findet, dass der Gründer der Billigfluglinie AirAsia «endlich Verantwortung übernehmen soll. Fernandes ist ein reicher Mann, er besitzt ein Fussballteam in der ersten englischen Liga, und er hätte die moralische Verpflichtung, für seine Angestellten das Richtige zu tun.»
Die Angestellten des Rennstalls haben seit Ende September keinen Lohn mehr gesehen, angesichts der Summen, die Fernandes für Fussballspieler seines Klubs Queens Park Rangers ausgibt, fühlen sich die Angstellten erst recht betrogen.
Finbarr O’Connell, Insolvenz-Verwalter des Rennstalls, in Abu Dhabi: «Unser Ziel besteht darin, nicht nur hier in Abu Dhabi zu fahren, sondern genügend Mittel zu finden, um die Angestellten zurückzuholen und auch 2015 in der Formel 1 vertreten zu sein.»
Airline im Sinkflug
Hilfe vom Flugunternehmer ist kaum zu erwarten, denn die Frage lautet: Wie sehr ist Fernandes mit seinem Kerngeschäft im Sinkflug?
Die AirAsia X, Ableger der 1994 gegründeten AirAsia, hat Schwierigkeiten, die Oktober-Gehälter seiner Angestellten zu bezahlen! Die X-Airline verbindet Kuala Lumpur mit den australischen Städten Sydney, Melbourne, Perth, Adelaide sowie mit der beliebten Gold Coast.
Das Management spricht von einem «vorübergehendem Rückschlag» und hat in einem Schreiben an seine Mitarbeiter von einer gestaffelten Auszahlung der Löhne gesprochen.
Als Reaktion auf eine Finanzkrise– im dritten Quartal musste ein Verlust von 42 Mio Dollar hingenommen werden – hat AirAsia X einige seiner Australien-Flüge gestrichen. In den ersten neun Monaten 2014 steht ein Verlust von 96 Mio Dollar zu Buche. Die Maschinen sind zu wenig ausgelastet, bei der Firma werden die flüssigen Mittel knapp.
Asran Osman-Rani, Geschäftsleiter der AirAsia X: «Die Situation ist nicht einfach, aber wir werden die Probleme lösen. Tony Fernandes hat eine neue Strategie für die Airline. Stellenabbau oder Gehaltskürzungen sind kein Thema.»
Noch vor einem Monat hatte Osman-Rani angekündigt, dass man ab Dezember in der Gewinnzone fliege. Überhaupt ist man um vollmundige Ankündigungen selten verlegen.
Dato Kamarudin Meranum – Geschäftspartner von Tony Fernandes in fast allen dessen Unternehmungen – hatte noch im Oktober 2013 davon gesprochen, dass die Flotte bald vervierfacht werde: «Wir haben 500 weitere Airbus 320 bestellt. Es werden zwei pro Monat ausgeliefert», erklärte er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Unsere Airline wächst auf der Mittel- und Langstrecke mit enormer Geschwindigkeit.»
Mit riesigem Tamtam war zudem im Oktober 2013 das neue Caterham-Moto2-Team präsentiert worden. Es sollte nur eine Zwischenstation zur MotoGP sein. Aber auch dieses Vorhaben scheitert. Das Caterham-Moto2-Team sollte Imagewerbung betreiben für die von Caterham geplanten Zweiräder – zwei Elektro-Farräder und ein Zweirad-SUV namens Brutus mit einem 750-ccm-V2-Viertaktmotor aus Taiwan. Aber die Pläne der Motorcycle Division von Caterham haben sich zerschlagen. Kein Wunder: Der Vertrag mit dem ehemaligen Italjet-Chef Alessandro Tartarini wurde nie unterschrieben. Caterham hat nur 100.000 Euro für die Kosten des Mailänder Messeauftritts und die Instandsetzung der drei Prototypen überwiesen.
Tony Fernandes hat die Airline AirAsia gemeinsam mit Partner Dato Kamarudin Meranun gegründet, der auch Co-Vorstand der Caterham Group ist. Aber die rasante Expansion der Fluglinie verschlingt riesige Summen, die restlichen Projekte sind den beiden Unternehmern offenbar über den Kopf gewachsen.