McLaren-Honda: Hat Fernando Alonso nichts zu sagen?
Fernando Alonso und Jenson Button in Abu Dhabi
Wer fährt 2015 neben Fernando Alonso bei McLaren-Honda? Einer ist es bestimmt nicht: Testfahrer Stoffel Vandoorne aus Belgien. Er wird im kommenden Jahr eine zweite GP2-Saison bestreiten. Die Frage lautet vielmehr – Jenson Button oder Kevin Magnussen?
McLaren-Teamchef Eric Boullier hat verlauten lassen, die WM-Punkteausbeute würden bei der Entscheidungsfindung keine Rolle spielen. Das sind schlechte Nachrichten für Button, der 2014 mehr WM-Zähler gesammelt hat als sein dänischer Stallgefährte Kevin Magnussen (126:55), so wie er das im Jahr zuvor mit dem Mexikaner Sergio Pérez getan hatte (73:49).
Die Zahlen belegen: Button ist ein verlässlicher Wert, was im ersten Jahr des neuen Bündnisses von McLaren-Honda ein gewichtiges Argument sein sollte.
Aus England und Japan erhalten wir deckungsgleiche Informationen: McLaren-Chef Ron Dennis will auf die Karte Jugend setzen (Magnussen), aber viele seiner Angestellten würden lieber Button im Wagen sehen und das Honda-Management auch. Die Vorgabe aus Japan lautete ursprünglich: Wir wollen zwei Stars im Auto, und bei allem Respekt vor dem Talent Magnussens – ein Star ist er (noch) nicht.
Bis zum 1. Dezember hat auch Fernando Alonso Zeit, hinter den Kulissen Stimmung für Button zu machen. Der Spanier ist clever genug zu wissen: Wenn ihm Button nahe kommt, ist das für sein Image weniger schädlich als von einem Magnussen geschlagen zu werden.
Ex-GP-Sieger Johnny Herbert: «Ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass ein Mann vom Kaliber Fernando Alonsos bei der Fahrerwahl nichts mitzureden hat.»
Möglicherweise stolpert Button über seine Forderungen: Angeblich ist ihm ein Einjahres-Deal vorgelegt worden, doch Jenson will einen Zweijahrsvertrag. Das ist aus seiner Sicht verständlich – warum sollte er 2015 die ganze Entwicklungsarbeit leisten und dann 2016 nicht davon profitieren können?
Das Argument, Button koste mehr als Alonso, sollte für McLaren kein Thema sein: Die Fahrergehälter werden gemäss Informationen aus Japan von Honda bezahlt.
Tenor in England, wo verständlicherweise für Button lobbyiert wird: Alonso und Button ist das stärkere Paket als Alonso und Magnussen, auf der Strecke und auch in Sachen Medien-Aufmerksamkeit.
Die Fahrerfrage bei McLaren ist ein Machtkampf auf verschiedenen Ebenen und darum so kompliziert: Ron Dennis gegen Honda, Alonso gegen Ron Dennis, Jenson Button gegen Kevin Magnussen.
Der Ausgang ist völlig offen. Aber McLaren ist nicht dafür bekannt, Entscheidungen nach dem Wunsch der Öffentlichkeit zu fällen.