Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Honda unfair behandelt? Problem hausgemacht – erneut

Von Mathias Brunner
Honda-Rennchef Yasuhisa Arai und McLaren-Steuermann Ron Dennis: die Körpersprache sagt alles

Honda-Rennchef Yasuhisa Arai und McLaren-Steuermann Ron Dennis: die Körpersprache sagt alles

Wieder scheint sich die Formel 1 selber in den Fuss zu schiessen. Dieses Mal heisst der Leidtragende F1-Rückkehrer Honda. Das Problem ist hausgemacht, einmal mehr.

Wieso schafft es die Formel 1 immer wieder, aus den falschen Gründen in die Schlagzeilen zu kommen? Müsste das nicht den Mächtigen dieses Sport zu denken geben?

Vor einem Jahr verpassten es sämtliche Beteiligten, die eindrucksvolle Hybridtechnik ab Februar in die Auslage zu stellen. Motorenhersteller und Rennställe verfielen statt dessen in die branchenübliche Paranoia – ja nichts herzeigen, die Konkurrenz könnte sich ja etwas abgucken! Die Folge: die neue Formel 1 machte vorwiegend deswegen Schlagzeilen, weil die Nasen abgrundtief hässlich waren (eine Folge des nicht zu Ende gedachten Reglements); weil die Autos zu fragil erschienen (eine Besorgnis, die sich bald in Luft auflöste); weil die neuen Turbos angeblich zu langsam und damit Formel-1-unwürdig seien (auch ein Thema, das sich schnell erledigt hatte); weil die neuen Motoren so interessant klingen wie der Staubsauger aus der Wohnung nebenan (worüber man durchaus diskutieren kann).

Dann reiste der GP-Tross nach Australien, und wir erlebten anhand des Themas Benzindurchflusssensor und der Disqualifikation von Daniel Ricciardo, wie jämmerlich Krisenmanagement sein kann.

Ein Jahr später ist in der Formel 1 scheinbar wenig gelernt worden: Wer viel hat (Macht und/oder Geld), der will nichts davon abgeben, wer wenig hat, balanciert am Rande des Ruins oder befindet sich wie früher in einem Trickfilm schon in freier Luft, der Absturz ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Mächtigen haben zu lange nur zugeschaut.

Typisch für die Formel 1, dass sich auch die Motorenhersteller in den Haaren liegen: Die Gegner von Mercedes forderten mehr Zeit zum Nachrüsten, schliesslich hat der Autoverband FIA ihnen das wirklich zugestanden. Ich wage zu behaupten: am Kräfteverhältnis wird das kaum etwas ändern, denn auch die Spezialisten von Mercedes legen schliesslich die Hände nicht in den Schoss.

Der Gelackmeierte ist Honda: Der Autoverband FIA hat den Japanern mitgeteilt, sie allein dürften nach dem 28. Februar nicht weiter am Motor arbeiten, sie sollen im ersten Jahr die gleiche Ausgangslage haben wie Renault, Ferrari und Mercedes vor zwölf Monaten.

Es ist naheliegend, dass sich die Begeisterung in Japan in Grenzen hält, und auch bei McLaren herrscht nicht eben Freude.
Ferrari hatte im Regelwerk eine Lücke erspäht, wonach nicht genau definiert ist, wann die Motoren fürs zweite Jahr der Turbo-Ära homologiert werden müssen. Erneut also ist ein Streit entbrannt, weil das Reglement nicht exakt genug geschrieben ist.

Zur Erinnerung: Vom ersten bis zum zweiten Jahr der Turbo-Generation dürfen gemäss Reglement 92 Prozent des Motors verändert werden. Aus diesen 92 Prozent muss ein Hersteller sich für 48 Prozent entscheiden, in welchen Bereichen an ihrem V6-Turbo tatsächlich nachgerüstet werden soll. Diese 48 Prozent sind in 32 so genannte Wertmarken aufgeteilt, wobei einige wichtigere Teile mehr Marken wert sind als andere.

Während die Konkurrenz also auch über den 28. Februar hinaus an den Motoren arbeiten und sie entsprechend verbessern kann, darf Honda bis Ende des nächsten Monats alles am Motor auf den Kopf stellen, aber die dann homologierte Antriebseinheit steht für den Rest des Jahres fest. Wenn die Gegner im Frühling Stück um Stück zulegen, bleibt Honda nichts anders übrig, als tatenlos zuzusehen und auf 2016 zu hoffen.

Offenbar wollen weder McLaren noch Honda das auf sich sitzen lassen. Briten und Japaner wollen nicht weiter auf das Thema eingehen, bestätigen jedoch, dass Gespräche mit dem Autoverband aufgenommen worden sind.

Ob McLaren-Honda so weit gehen würde, gegen einen Konkurrenten zu protestieren, ist ungewiss. Rechtlicher Spielraum zu einem entsprechenden Einwand ist gegenben, denn im Reglement ist auch verankert, dass jeder Hersteller nicht mehr als eine Ausführung der Antriebseinheit homologieren darf.

Möglicherweise haben schon bald wieder die Rennkommissare und – noch schlimmer – die FIA-Richter in Paris das Wort. Uns graut jetzt schon vor spitzfindigen Auslegungen des Reglements-Dschungels.

Und die Formel 1 wäre erneut aus den falschen Gründen in den Schlagzeilen.

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