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GP-Sieger Gustl Auinger: «In F1 wird zu wenig getan»

Von Mathias Brunner
Gustl Auinger

Gustl Auinger

Ist die Formel 1 attraktiv genug? Wieso sinken die Zuschauerzahlen? Der fünffache Motorrad-GP-Sieger August «Gustl» Auinger hat sich dazu einige Gedanken gemacht.

Gustl Auinger, fünffacher 125-ccm-GP-Sieger, ist seit acht Jahren erfolgreicher Riding Coach im Red Bull Rookies-Cup. Der Österreicher ist ein Mann, der über den Tellerrand hinausschaut, und so beschäftigt den 59-Jährigen auch, was in der Formel 1 passiert.

Sinkende Zuschauerzahlen im Grand-Prix-Sport und anhaltende Kritik vieler, teilweise langjähriger Formel-1-Fans geben ihm zu denken.

«Das nicht enden wollende Thema Formel 1 beschäftigt auch mich», versichert der Oberösterreicher, dessen Sohn Bernhard bis in die Formel 3000 kam. «Es steht natürlich ausser Zweifel, dass Mercedes für die Saison 2014 das beste Auto gebaut hat – ich ziehe mit grossem Respekt den Hut. Mit den WM-Titeln bei Fahrern und Marken wurde Mercedes zu Recht belohnt. Wenn diese Formel 1 aber von immer weniger Zuschauern besucht und vor den TV-Schirmen verfolgt wird, dann liegt das für mich einfach daran, dass dieses Reglement vorrangig von den Herstellern gestaltet wurde.»

«Ich vergleiche das mit einem Musikkonzert. Der Veranstalter verspricht ein Rock-Event, gespielt wird aber Schlagermusik. Durchaus möglich, dass diese Musik gut ist, aber das Publikum hatte einfach etwas anderes erwartet.»

«Wenn man als Zuschauer den Eindruck gewinnt, dass der Rennverlauf eines Grand Prix aus der Kommandozentrale bestimmt wird, dann verliert sich die Spannung. Wenn es keine Windschattenduelle gibt, keine Rad-an-Rad-Kämpfe (Schuld der hochgestochenen Aerodynamik?), keine kreischenden Motoren mehr, so wird es sehr schwer, hier Heldentaten zu erkennen.»

«Ich bin dankbar dafür, dass Mercedes die Zügel für ihre beiden Fahrer relativ locker liess, sonst hätte es überhaupt keine Höhepunkte gegeben. Der Kommentar von Niki Lauda bei RTL nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi, dass nächstes Jahr dann Nico Weltmeister wird, nimmt doch jetzt schon Spannung weg. Anscheinend geht es 2015 nur darum, wer Dritter wird.»

«Natürlich kann nicht jeder Mensch ein Formel-1-Auto bewegen, aber wenn bei Testfahrten Susie Wolff oder Pascal Wehrlein Spitzenzeiten fahren, wenn Junioren mit lediglich einem Jahr Formelsport-Erfahrung keine Probleme haben, ein solches Auto am Limit zu bewegen, dann stellt sich mir schon die Frage: Was sind das für Fahrzeuge? Können sich damit Helden bilden, die man als Zuschauer an der Rennstrecke doch bewundern will?»

«Vielleicht sollten sich die Formel-1-Verantwortlichen mal in der MotoGP umsehen. Wenn ein Hersteller wie beispielsweise Ducati strauchelt, dann wird geholfen, weil man erkannt hat, dass die Serie einen Wettbewerb mit vielen Marken braucht. Dadurch hält man die Ducati-Fans bei der Stange, und Italien bleibt im Spiel.»

«Die Mächtigen im Sport sollten nicht wegen Zuschauermangels lamentieren. Der Fan lässt sich nicht zwangsverpflichten und soll dafür auch noch ordentlich zahlen. Auch hier gilt das Gesetz des freien Marktes – von Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot nicht gut, sinkt die Nachfrage. Wenn ein Sänger einen schlechten Song produziert, werden ihn die Leute ihn auch nicht kaufen. Wenn die Formel 1 mehr Zuschauer anziehen will, dann müssen sie mehr dafür tun.»

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