Jacques Villeneuve: «Alonso und der 'Gott-Komplex'»
Jacques Villeneuve meldete sich wieder zu Wort
In seinen letzten Jahren bei Ferrari hat sich Fernando Alonso mehr als ein Mal über sein Auto beschwert und seinen Arbeitgeber nicht mit Kritik verschont. Man erinnere sich nur an seine Aussage, er hätte gerne einen Red Bull Racing zum Geburtstag. Ende letzten Jahres dann das Ende des Spaniers in Maranello. Kein Wunder, findet der ehemalige Formel-1-Pilot Jacques Villeneuve.
«Alonso haben die Italiener geliebt, aber die Liebe ist sehr schnell gestorben. Weil man sich eben nicht gegen das Team stellen darf», sagte Villeneuve in der Sport Bild. «Wenn man 30 Millionen Dollar im Jahr verdient, hat man als Fahrer nicht das Recht, seine Liebe für das Team aufzugeben. Man stellt sich einfach nicht gegen das eigene Team! Wo bleibt der Respekt?»
Er selbst hätte sich in seiner Zeit in der Formel 1 nie kritisch über sein Team geäußert, erklärte der Champion von 1997. «Ich habe nie mein Team kritisiert. Egal, wie schlecht das Auto war.» Ganz stimmt das allerdings nicht, denn auch Villeneuve machte seiner Unzufriedenheit mit BAR mehr als ein Mal Luft. Von weiterer harter Kritik an Fernando Alonso hält ihn das aber nicht ab.
«Alonso macht das immer, schon damals bei McLaren war das so», erinnerte er an die Querelen zwischen Alonso und seinem damaligen Teamkollegen Lewis Hamilton. «Ich nenne das den Gott-Komplex, wenn du denkst, du stehst über den Dingen. Aber als Vettel letztes Jahr angekündigt hat, Red Bull zu verlassen, hat Alonso plötzlich den Boden unter den Füßen verloren.»
«Er hat sich mehr um Twitter gekümmert und den Politiker gespielt als ums Fahren und Teamgeist. Das haben die Italiener ihm in den letzten zwei Jahren übel genommen», meinte Villeneuve weiter. «Vor allem auch deshalb, weil Ferrari seine Fahrer immer in Schutz nimmt. Das tun sie jetzt mit Kimi Räikkönen, und das haben sie mit Felipe Massa bis zum Ende gemacht.»
Lobende Worte findet Villeneuve dagegen für Fernando Alonsos Nachfolger bei Ferrari, den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel. «Er ist ganz anders, ein echter Teamplayer. Sebastian hat Red Bull 2014 nicht einmal richtig kritisiert, obwohl er es hätte tun müssen - so schlecht war der Wagen.» Vettel sei «mit beiden Füßen auf dem Boden geblieben», meint der 43-Jährige. «In seiner Einstellung erinnert er an Michael Schumacher: Konzentriere dich aufs Fahren und zeige Respekt gegenüber deinem Team. Mach keine Probleme, wenn keine da sind.»