Sauber – Giedo van der Garde: Wann kommt die Polizei?
Giedo van der Garde sieht sich schon bald im Auto
Die Situation um Sauber und den Holländer Giedo van der Garde bleibt trotz Urteils der australischen Berufungsrichter unklar. Das Oberste Gericht hier in Melbourne hat die Berufung von Sauber abgewiesen, damit stützen sie die Ansicht des Rennfahrers, dass ihm bei Sauber einen Platz als Einsatzpilot zusteht. Aber noch ist völlig ungewiss, ob der letztjährige Sauber-Testfahrer morgen Freitag ins erste Training zum Australien-GP gehen wird.
Die Anwälte von Giedo van der Garde fahren schweres Geschütz auf: Sie haben bei Richter Clyde Croft beantragt, eine Liste sämtlichen Materials des Rennstalls hier in Australien zu erhalten. Sie drohen: wenn Giedo van der Garde nicht fahren darf, dann werden wir das Sauber-Material beschlagnahmen lassen, und von Sauber fährt überhaupt niemand! Richter Croft findet das gut und hat von Sauber eine entsprechende Liste verlangt.
Rückt morgen die Polizei auf die Rennanlage von Albert Park aus und beschlagnahmt das Material von Sauber? Inzwischen scheint in diesem Fall nichts mehr unmöglich zu sein.
Die Anwälte von Giedo van der Garde wollen überdies Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn verklagen, weil sie ihr nachweisen möchten, das sie den ganzen Fall absichtlich verschleppt und verschleiert habe, mit dem Ziel, van der Garde von seinem rechtmässigen Cockpit fernzuhalten. Sie wollen die Teamchefin ferner wegen Rufschädigung verklagen, weil sie behauptet hat, Giedo van der Garde ins Auto zu setzen, entspräche einem Sicherheitsrisiko.
Verrückt: Kurz nach halb sechs Uhr nachmittags hat das Gericht keine Lust mehr zum Arbeiten und vertagt bis morgen um 10.30 Uhr Lokalzeit, das sind nur zwei Stunden vor dem ersten Training!
Was der Richter vergisst: um einen Formel-1-Piloten hinters Lenkrad eines GP-Renners zu lassen, muss er über den Führerschein namens Superlizenz verfügen. Und den hat der Holländer derzeit nicht, weil er den entsprechenden Antrag erst gestern Mittwoch eingereicht hat.
In der Regel beantragt ein Rennstall für einen Piloten die entsprechenden Dokumente, normalerweise dauert das zwei Wochen. Der Antrag muss jeweils über den nationalen Verband eingereicht werden, das ist gestern bei der holländischen ASN passiert.
Es gibt noch eine Ausnahmeregelung im Falle höherer Gewalt, aber auch dieser Antrag mit beschleunigtem Verfahren muss mindestens 48 Stunden vor jener Frist eingangen sein, zu welcher ein Team dem Autoverband FIA seine Fahrer verkündet. Und das ist heute 16.00 Uhr australischer Zeit (= 06.00 Uhr mitteleuropäischer Winterzeit). Damit wäre dieser Antrag zu spät eingereicht worden.
Formel-1-Starter Charlie Whiting hat die Verantwortung über ein Schnellverfahren in die Hände jenes Gremiums gelegt, das über die Vergabe der Lizenzen entscheidet. Damit bleibt offen, ob sich das alles rechtzeitig regeln lässt.
Giedo van der Garde versichert, dass der holländische Verband Himmel und Hölle in Bewegung setzen werde, um ihm die Lizenz zu garantieren.
Sauber ist darüber hinaus zum Bezahlen der Gerichtskosten verdonnert.