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Sauber & Giedo van der Garde: Heftige Vorwürfe

Von Mathias Brunner
Giedo van der Garde im Overall von Marcus Ericsson

Giedo van der Garde im Overall von Marcus Ericsson

Sauber liess am Freitagmorgen in den Boxen am Albert Park für Giedo van der Garde einen Sitz anfertigen – gleichzeitig kämpften die Anwälte des Niederländers in der Stadt vor Gericht.

Kurz vor zehn Uhr Lokalzeit traf Giedo van der Garde im Fahrerlager des Albert Park Circuit ein. Sein Ziel: bei Sauber einen Sitz ausgiessen lassen und dann mit dem Schweizer Rennwagen auf die Bahn gehen.

Doch zwei Stunden vor Beginn des ersten Trainings zum Grossen Preis von Australien lag noch keine Bestätigung vor, dass der Niederländer die Superlizenz erhält – jenen Formel-1-Führerschein, ohne den kein Rennfahrer einen GP-Renner bewegen darf.

Einer der Gründe für die Verzögerung: das Genfer «Contract Recognition Board», jene Stelle, bei welcher alle Formel-1-Fahrerverträge deponiert werden, hatte offenbar keine Meldung der Schweizer erhalten, wonach der frühere Vertrag mit Giedo van der Garde wieder aktiviert werden solle.

Gleichzeitig begann vor dem Gericht in Melbourne eine weitere Anhörung vor Richter Clyde Croft. Die Anwälte von Giedo van der Garde wollten dort erwirken, dass notfalls das Sauber-Material beschlagnahmt wird, wenn ihr Mandant nicht fahren darf.

Im Wagen von Marcus Ericsson wurde für van der Garde ein Sitz angepasst. Damit will Sauber dem Gericht zeigen – wir haben unsere Seite der Verpflichtung erfüllt und tun unser Möglichstes, um van der Garde fahren zu lassen. Van der Garde zwängte sich dafür in einen Overall von Marcus Ericsson.

75 Minuten vor Beginn des ersten Trainings trafen sich Teamchefin Monisha Kaltenborn und van der Garde im Fahrerlager zum Gespräch, vor dem Sauber-Gästebereich stapelten sich Kameramannschaften, Journalisten und verwunderte VIP. Ohne Kommentar eilte die Österreicherin mit indischen Wurzeln in Begleitung von Teammanager Beat Zehnder durch die Menschenmenge zur Rennleitung.

Inzwischen sickerte durch: es gibt Superlizenz und Superlizenz. Der Spanier Roberto Merhi nahm in Monza 2014 für Caterham am ersten Training teil – mit einer Lizenz auf Probe. Offenbar ist es möglich, am ersten freien Training teilzunehmen, selbst den üblichen Führerschein zu haben.

«Stimmt nicht», sagt Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting, «die Superlizenz ist unerlässlich, um an einem Training teilzunehmen.»

Zur gleichen Zeit taten die Anwälte vor Gericht in Melbourne alles, um Sauber und Chefin Kaltenborn anzuschwärzen: sie habe die Teilnahme van der Gardes verzögert, sie habe habe nach zwei Urteilen pro van der Garde zu wenig getan, um den Niederländer fahren zu lassen. Theatralisch verlangten die Rechtsvertreter, dass die Teamchefin inhaftiert und ins Gefängnis gehöre.

Der Autoverband FIA hält sich aus allem fein raus: das sei eine rechtliche Angelegenheit zwischen dem Rennstall und seinem Fahrer.

Unglaublich: 45 Minuten vor Trainingsbeginn vertagte Richter Croft bis in den Nachmittag, also nach dem ersten freien Training.

Zwischenbilanz von RTL-Formel-1-Experte Christian Danner: «Ich finde die ganze Sache äusserst bedauernswert. Da gehört doch Peter Sauber hier nach Australien, da muss sich der Chef vor die Truppe und vor die Öffentlichkeit stellen und sagen, wie es weitergehen soll. Leider passiert das nicht.»

Fürs freie Training liessen sich Felipe Nasr und Marcus Ericsson in die Sauber-Renner schnallen. Währenddessen war Giedo van der Garde bei der Rennleitung vorstellig, um über die Superlizenz zu diskutieren. In der Hoffnung, im späteren Verlauf des Trainings einzugreifen – idealerweise am Freitagnachmittag oder dann eben im dritten freien Training am Samstag.

Eine Stellungnahme von Sauber gibt es zu den ganzen Vorfällen nicht.

Und was ist nun mit dem angeblich so guten Verhältnis zwischen ihm und Sauber, von dem van der Garde immer wieder spricht? Er erhielt weder einen Fahrerlagerpass von Sauber noch Aufenthaltsrecht im Sauber-Gästebereich. Statt dessen stellte ihm die FIA einen kleinen Raum zur Verfügung.

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