Formel 1: Ohrfeige für Gegner von Verstappen

Toro Rosso: Teamverkauf muss warten

Von Vanessa Georgoulas
Toro Rosso-Teamchef Franz Tost ist überzeugt: «Das erste Rennen wäre noch sensationeller ausgegangen, wenn Max Verstappen nicht ausgefallen wäre»

Toro Rosso-Teamchef Franz Tost ist überzeugt: «Das erste Rennen wäre noch sensationeller ausgegangen, wenn Max Verstappen nicht ausgefallen wäre»

Toro Rosso-Teamchef Franz Tost spricht über die Pläne, ein Werksteam und somit ein «echter Spitzenreiter» zu werden. Er warnt aber: «Vorher will Renault die Motorenprobleme in den Griff bekommen.»

Dass Toro Rosso in diesem Jahr sehr gut aufgestellt ist, bewiesen die beiden Formel-1-Neulinge Max Verstappen und Carlos Sainz nicht nur mit ihren Punkte-Platzierungen in den ersten beiden WM-Läufen. Auch das Qualifying von Barcelona, das der Spanier auf Platz 5 und der Niederländer auf Platz 6 beendeten, lässt erahnen, was der STR10 aus Faenza kann.

«Das hatten wir erwartet», erklärt Teamchef Franz Tost dennoch trocken. Im Interview mit formula1.com schildert er: «Was nach den ersten beiden Rennen passierte, war eher unerwartet, und Barcelona hat gezeigt, wozu unser Auto in der Lage wäre – hätten wir etwas mehr Tempo.»

Der Österreicher fügt an: «Unser Ziel ist es, den fünften Platz in der Konstrukteurswertung zu erobern. Ich habe mir dieses Ziel gesetzt, weil ich weiss, dass wir ein gutes Auto und eine starke Fahrer-Paarung haben und dass das Team gute Fortschritte gemacht hat. Das erste Rennen wäre noch sensationeller ausgegangen, wenn Max nicht ausgefallen wäre. Er hielt auf den härteren Reifen seine Gegner hinter ihm, die auf der weicheren Mischung unterwegs waren, im Zaum. Wenn er das Rennen auf den weicheren, schnelleren Reifen hätte beenden können, wäre locker der sechste oder siebte Platz dabei herausgekommen. Ein technischer Defekt hat ihn aus dem Rennen genommen.»

Dass seinen beiden Schützlingen ab Monaco eine Strafenflut droht, weil schon die vierte und somit letzte straffrei einsetzbare Antriebseinheit nach dem Trainingsfreitag von Barcelona eingesetzt wurde, nimmt der 59-jährige Tiroler zähneknirschend hin: «So sind die Regeln nun mal.»

Auf die Frage, ob die Antriebseinheit das Team davon abhalte, richtig gute Ergebnisse einzufahren, antwortet Tost direkt: «Ja, aber wir alle wissen, dass Renault sehr hart daran arbeitet, die Probleme in den Griff zu bekommen. Ich hoffe also, dass wir Antriebseinheiten bekommen werden, die zuverlässiger und stärker sind.»

Der Teamchef ist folglich überzeugt, dass sein Renner mit einer anderen Antriebseinheit besser abschneiden würde: «Das ist eine sehr theoretische Frage», relativiert er, fügt aber auch an: «Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere Performance noch besser wäre.»

Die Verbesserung der Renault-Antriebseinheit steht nicht nur bei Toro Rosso selbst, sondern auch bei den französischen Motorenbauern im Vordergrund. Alle anderen Geschäfte werden vorerst auf Eis gelegt, wie Tost verrät: «Renault will die eigene Marke besser präsentieren, das ist der Ausgangspunkt. Ein weiss-gelbes Auto mit grossen Renault-Buchstaben! Das ist kein Problem, mit Toro Rosso ist das möglich. Doch (Renault Sport-Chef, Anm.) Cyril Abiteboul hat gesagt, dass derzeit die Probleme mit der Standfestigkeit im Vordergrund stehen und nicht die Lackierung der Autos. Bevor diese aus der Welt geschafft sind, werden sie nicht über ein Sponsoring oder eine Team-Übernahme nachdenken. Das kann sich aber in den nächsten Wochen und Monaten ändern.»

Zum Schluss bestätigt er, dass derzeit nur Werksteams in der Lage sind, um den WM-Titel mitzufahren: «So ist es zur Zeit. Und Toro Rosso hat einem Hersteller sehr viel zu bieten: Wir haben eine gute Infrastruktur, ein gutes technisches Team und eine sehr schlanke und effiziente Organisation. Nun wollen wir erst den fünften Rang in der Team-Wertung holen und dann gemeinsam mit einem Hersteller oder gar als Werksteam zu einem echten Spitzenreiter werden. Es gibt keinen Zeitplan dafür, Red Bull und Renault entscheiden, wann das passieren soll.»

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